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Perfektes Timing

Perfektes Timing

Titel: Perfektes Timing
Autoren: Lindsay Gordon
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erkennen, was mich erregt, allein aus dem Grund, weil ich es noch nie zuvor gesehen habe. Er hat sich mir noch nie unbekleidet gezeigt, und dieser kurze Blick wirkt auf mich, als würde ich heimlich sein Tagebuch lesen.
    Endlich weiß ich etwas mehr über ihn!
    Die neuen Erkenntnisse stärken meine vermutlich verrückte Selbstsicherheit, und ich schleiche mich näher an seine auf dem Rücken liegende Gestalt heran. Ich weiß, dass ich das nicht tun sollte. Ich weiß, dass er vermutlich gleich aufspringen und mich auffressen wird. Aber was soll ich sagen? Ich will doch, dass er das tut.
    Ich will, dass er mich berührt. Ich will es so sehr, dass ich ihm ebenso nahe komme wie all seinen Gläsern und Blechdosen – die Finger so nah daran halte, dass ich ihn fast berühren kann –, aber dann öffnet er die Augen, und mein Mut löst sich in Luft auf.
    Ich glaube, meine Courage hat einen Teil meines Magens gleich mitgenommen. Etwas plumpst jedenfalls runter. Ich überlege, ob ich mich auf der Stelle umdrehen und wegrennen soll, aber seine blassen Augen sehen mich an und halten mich fest. Sie glänzen und schimmern und sagen mir: Hab dich erwischt! , während ich mich frage, was in aller Welt ich mir bloß dabei gedacht habe.
    Er ist echt, das steht fest. Er ist so real, wie ich es bin, mein seltsamer rauer Waldmann.
    Ich glaube, ich rechne damit, dass er etwas sagt. Zumindest bin ich mir sicher, dass er mich irgendeiner Sache beschuldigen, wütend werden und mein Handgelenk packen wird. Aber er sieht mich stattdessen nur an und bleibt reglos und ruhig liegen.
    Das ist zu viel für mich. Ich renne weg.
    Ich bin schon fast so weit, wieder zurück in die Stadt zu fahren, und denke an nichts anderes als an seinen bohrenden Blick. Gott allein weiß, was er mir damit sagen wollte, aber ich glaube nicht, dass ich irgendetwas damit zu tun haben will.
    Nur dass ich mir eigentlich nicht vorstellen kann, dass er mir etwas sagen wollte, weil er anscheinend nie irgendetwas von mir erwartet. Er macht stattdessen lieber Dinge mit mir. Ich sollte mich freuen. Ich sollte keine Angst haben.
    Doch es ist durchaus möglich, dass ich meine Meinung hinsichtlich des Fürchtens noch ändere, da ich am nächsten Morgen aufwache und meine Handgelenke an die Bettpfosten gefesselt sind.
    Schlimmer jedoch ist, dass sich meine ersten Gedanken nicht etwa um meine Sicherheit drehen. Ich zapple ein wenig und ziehe an dem Ledergürtel, der um meine Handgelenke gewickelt wurde, aber in mir steigt keine Panik auf. Ich weiß, wofür ich bestraft werde.
    Und natürlich weiß ich auch, dass ich mich befreien könnte, wenn ich mir etwas mehr Mühe gebe.
    Von diesem Gedanken lasse ich mir meine Bestrafung jedoch nicht verderben, ich bin schließlich das böse Mädchen, das in sein Revier eingedrungen ist. Ich habe das Lager des dunklen Fremden betreten, daher muss er mir eine Lektion erteilen.
    Gute Mädchen werden geleckt. Böse Mädchen bindet man ans Bett.
    Oh, wie sehr ich mir wünsche, dass er sprechen und mir etwas Derartiges sagen würde! Stattdessen steht er im Türrahmen, seine Augen unter dem dunklen Haar glänzen, und er wartet und wartet. Ich kann mir gar nicht vorstellen, worauf er wartet, aber das macht den Reiz mit aus. In Bezug auf ihn kann ich mir eigentlich gar nichts vorstellen. Nichts, was er tut, ergibt einen Sinn – es sei denn, das wird alles zu einem Märchen niedergeschrieben, in dem ich genau die eine Sache tue, von der ich der Bestie versprochen habe, dass ich sie niemals tun würde.
    Ich habe versprochen, dass ich ihm nie zu nahe komme und ihn nie berühre, und das erste Versprechen habe ich ganz und das zweite halb gebrochen. Jetzt muss ich den Preis dafür bezahlen: mit ihm bis ans Ende meiner Tage als Liebessklavin leben. Meine Muschi auf ewig von ihm lecken und meinen Körper liebkosen lassen, bis er eines Tages nachgibt und mich fickt und fickt und fickt.
    Ich glaube nicht, dass ich ein besseres Märchen schreiben könnte, selbst wenn ich tausend Jahre alt werde.
    »Bitte«, flehe ich und wehre mich gegen meine Fesseln. »Bitte.«
    Ihn anzuflehen ist, als würde ich mein Innerstes entblößen, aber es macht mir überhaupt nichts aus.
    Ich bin mir nicht sicher, woran das liegt. Es könnte mit der Tatsache zusammenhängen, dass er nie einen Ton sagt und nie etwas anderes als die Andeutung von Lust in seinen Augen zeigt, und all das scheint meine Fantasie von jeglichen Fesseln zu befreien. In meiner Vorstellung kann ich ihn so
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