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Perfekt

Titel: Perfekt
Autoren: Judith McNaught
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großen Schritten die Steinstufen der Veranda heraufkam. Der Haß, der sie beim Anblick des hochgewachsenen, dunkelhaarigen Achtzehnjährigen erfüllte, war fast mehr, als sie ertragen konnte. Ihre Finger umklammerten das Glas, das sie in der Hand hielt, und sie verspürte einen heftigen Drang, sich auf ihn zu stürzen und ihm mit den Nägeln das Gesicht zu zerkratzen.
    Zachary Benedict Stanhope III., der den Namen ihres Mannes trug, war seinem Großvater wie aus dem Gesicht geschnitten; doch nicht deshalb haßte sie ihn. Sie hatte einen schwerwiegenderen Grund für diesen Haß, und Zachary kannte ihn sehr genau. In wenigen Minuten würde er für das, was er getan hatte, bezahlen. Die Strafe war leider nicht hoch genug, denn sie konnte es ihm nicht wirklich in gleichem Maße heimzahlen. Margaret verabscheute ihre Hilflosigkeit fast ebenso, wie sie ihren Enkel verabscheute.
    Sie wartete, bis ihm der Butler ein Glas Champagner gebracht hatte, dann trat sie auf die Veranda. »Ihr wollt wahrscheinlich wissen, warum ich dieses kleine Familientreffen heute einberufen habe«, sagte sie. Mit dem Rücken lässig an das Geländer gelehnt, sah Zachary sie schweigend an. Alex und Elizabeth jedoch, die unter dem Sonnenschirm an einem Tisch saßen, tauschten ungeduldige, gelangweilte Blicke. Beide hatten es eilig wegzukommen und sich mit ihren Freunden zu treffen, mit Teenagern, die genauso waren wie sie - charakterlos, amoralisch und mit nichts anderem im Kopf als ihren Vergnügungen und der Suche nach ständig neuem Nervenkitzel. Und da sie genau wußten, daß das Geld ihrer Familie sie von allen unangenehmen Konsequenzen befreien würde, handelten sie nur nach Lust und Laune. »Ihr seid ungeduldig«, sagte Margaret, zu den beiden gewandt, »deshalb komme ich gleich zum Wesentlichen. Ich bin sicher, ihr habt euch noch nie Gedanken über eure finanzielle Situation gemacht. Nun war euer Großvater von seinen gesellschaftlichen Verpflichtungen derart in Anspruch genommen und von seiner Unsterblichkeit so überzeugt, daß er es versäumt hat, euch nach dem Tod eurer Eltern finanziell abzusichern. Das bedeutet, daß ich über das gesamte Vermögen nach Gutdünken verfügen kann. Falls ihr nicht wißt, was das bedeutet, werde ich es euch sofort erklären.« Zufrieden lächelnd fuhr sie fort: »Solange ihr beiden die Schule besucht, fleißig lernt und euch anständig verhaltet, werde ich für euer Schulgeld aufkommen und euch darüber hinaus sogar erlauben, eure teuren Sportwagen zu behalten. Mehr nicht.«
    Elizabeths erste Reaktion war eher Verwirrung als Schreck. »Was ist mit meinem Taschengeld und mit meinen Unterhaltskosten, wenn ich nächstes Jahr aufs College gehe?«
    »Es werden keine >Unterhaltskosten< entstehen. Du wirst hier wohnen und das Junior College besuchen. Wenn du dich in den nächsten zwei Jahren als vertrauenswürdig erweist, dann - und nur dann - werde ich dir erlauben, auf ein anderes College überzuwechseln.«
    »Das Junior College«, wiederholte Elizabeth ungläubig. »Das kann doch nicht dein Emst sein!«
    »Laß es doch darauf ankommen, Elizabeth. Wenn du dich meinen Anordnungen widersetzt, bekommst du keinen Cent. Sollte ich jemals wieder von Saufgelagen und wilden Partys hören, hast du ausgespielt.« Mit einem Seitenblick auf Alexander fügte sie hinzu: »Um irgendwelchen Mißverständnissen vorzubeugen: Dasselbe gilt auch für dich. Außerdem wirst du im Herbst nicht nach Exeter zurückgehen, sondern die High-School hier abschließen.«
    »Das kannst du uns nicht antun«, explodierte Alexander. »Großvater hätte das niemals geduldet!«
    »Du hast überhaupt kein Recht, dich in unser Leben einzumischen«, protestierte Elizabeth.
    »Wenn dir mein Angebot nicht zusagt«, informierte Margaret sie eisig, »würde ich dir empfehlen, dir entweder einen Job als Bedienung oder einen Zuhälter zu suchen - ein anderer Beruf kommt für dich momentan ja wohl kaum in Frage.«
    Befriedigt sah sie, wie die beiden blaß wurden. Dann sagte Alexander plötzlich: »Und was ist mit Zack? Er gehört zu den besten von Yale. Du wirst ihn doch nicht etwa auch zwingen wollen, hier zu leben?«
    Der Augenblick, auf den Margaret so lange gewartet hatte, war endlich gekommen. »Nein«, sagte sie, »das werde ich ganz sicher nicht.«
    Sie drehte sich um, so daß sie Zachary voll ins Gesicht sehen konnte, und befahl: »Raus! Du wirst dieses Haus verlassen und niemals hierher zurückkommen. Ich will dich nicht Wiedersehen oder auch nur
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