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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers
Autoren: Bastei Lübbe
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um«, tröstete ihn Herkules. »Ich wette mit dir, dass es dir gelingt, dem nächsten Menschen, der des Weges kommt, einen Stadtplan zu verkaufen.«
    »Meinst du das ernst?«
    »Todernst.«
    Hugo gab sich einen Ruck. »Also gut! Dem Nächsten, der des Weges kommt.«

2. Kapitel
    H
erkules stellte die Ohren auf, als er Hufschläge hörte. »Aus dem Weg!«, rief eine herrisch näselnde Stimme. »Bedeutender Edelmann im Anzug! Platz da!«
    Noch ehe er den Reiter erblickte, fiel Hugo der überhebliche Tonfall auf. Da kam auch schon Rupert Lilywhite auf den Platz geritten, auf dem Kopf einen breitkrempigen Filzhut mit einer prächtigen hellblauen Feder. Er trug die Nase hoch und eine verächtliche Miene zur Schau. Als sein Ross mit zehn Metern Abstand an den spielenden Jungen vorbeitrabte, wich die Verachtung blankem Entsetzen. »WEG DA!«, kreischte er. »Fasst mich ja nicht an!«
    Die Jungen hielten verdutzt inne, und der sonderbare Edelmann ritt ängstlich vorbei und machte einen großen Bogen um den Schandpfahl.
    Hugo musste lachen. »Der glaubt wohl, Armut sei ansteckend!«
    »Wenn je ein Mensch einen Stadtplan gebraucht hat, dann er«, erwiderte Herkules. »Warum gehst du nicht einfach hin und sagst Guten Tag?«
    »Glaubst du, er weiß noch, wer ich bin?«
    »Du bist beinahe ein ganzes Jahr mit ihm und seiner Besatzung übers Meer gesegelt. Klar weiß er noch, wer du bist.«
    Hugo schwenkte beide Arme.
    Rupert Lilywhite hüpfte ungeschickt im Sattel auf und nieder und sah gar nicht hin.
    »Er hält nicht an«, sagte Hugo seufzend.
    »Das wollen wir doch mal sehen!«, entgegnete Herkules.
    Der kleine Mäuserich sprang von Hugos Schulter und flitzte los. Dicht vor den Hufen des Pferdes machte er halt, stellte sich auf die Hinterpfoten, stellte die Ohren auf und quiekte ohrenbetäubend laut. Nun ja … so laut, wie ein kleiner Mäuserich eben quieken kann.
    Das Pferd wieherte schrill und bäumte sich auf. Dann drehte es sich im Kreis wie ein Hund, der seinem eigenen Schwanz hinterherjagt, wobei es abwechselnd buckelte und sich wieder hoch aufbäumte. Die Hufe trommelten aufs Kopfsteinpflaster. Rupert reagierte sofort und spontan. Er bot alle seine Reiterkünste auf, klammerte sich mit beiden Armen an den Pferdehals, kniff die Augen zu und rief gellend um Hilfe.
    Hugo rannte los und packte das Pferd am Zügel. Das Tier bäumte sich noch ein paarmal auf, allerdings nicht mehr so hoch, dann beruhigte es sich und wieherte freundlich, als Hugo ihm die Kruppe tätschelte.
    »Alles in Ordnung, mein Herr?«, erkundigte sich der Junge und spürte, wie Herkules an seinem Wams hochkletterte und wieder auf seiner Schulter Platz nahm.
    »Selbstverständlich!«, erwiderte Rupert unwirsch, setzte sich gerade hin und rückte seinen Hut zurecht. »Und jetzt geh mir aus dem Weg, Kleiner!«
    »Kennen Sie mich nicht mehr, Herr Admiral?«
    Rupert Lilywhite blickte stirnrunzelnd auf den Jungen herunter.
    »Warst du das, den ich letzte Woche hier auf dem Markt beim Rübenklauen erwischt habe?«
    »Nein, Sir. Ich habe zur Besatzung der El Tonto Perdido gehört. Ich bin der Gehilfe des Kartenmachers.«
    »Ach, richtig …«, sagte Rupert zerstreut. »Du heißt Hector, nicht wahr?«
    Hugo schüttelte den Kopf.
    »Äh, ich meinte ›Henry‹. Auch nicht? Harry? Humphrey? Horace?« Bei jedem Namen wurde Rupert lauter und sein Ton schriller.
    »Nein, ich heiße Hugo. Hugo Bailey.«
    »Hugo – wusste ich’s doch!«, wiederholte Rupert triumphierend. »Ich habe ein unfehlbares Namensgedächtnis.«
    »Kann man wohl sagen«, raunte Herkules seinem Freund ins Ohr. »Er hat alle möglichen Namen im Gedächtnis. Leider hat er vergessen, welcher Name zu wem gehört.«
    Hugo täuschte einen Hustenanfall vor, damit Rupert nicht merkte, dass er sich das Lachen verbeißen musste. »Planen Sie schon eine neue Entdeckungsreise, Herr Admiral?«, erkundigte er sich.
    Rupert strich sich mit dem behandschuhten Zeigefinger das Schnurrbärtchen und lächelte blasiert. »Nun ja, Hubert«, erwiderte er, »wer so ein bedeutender Entdecker ist und solche bedeutenden Entdeckungen gemacht hat wie ich, dessen Tatendrang und Abenteuerlust sind irgendwann gestillt.«
    »Aber Sie haben doch erst eine einzige Entdeckungsreise unternommen«, sagte Hugo verwundert.
    Darauf ging Rupert nicht weiter ein. »Ich vergleiche das Leben gern mit einer Obstschüssel. Es gilt viele verschiedene Früchte zu kosten. Mal ist einem nach Äpfeln, dann wieder nach Trauben.«
    »Und manche
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