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Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss

Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss

Titel: Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss
Autoren: Christian Loeffelbein
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Blicke waren auf ihn gerichtet, und Percy war sich ziemlich sicher, dass Cyrils Knie in diesem Moment zitterten wie Espenlaub. Sein Gesicht war jedenfalls bleich wie der Mond.
    »Gleich kommt die Blamage des Jahrhunderts«, freute sich Claire. Percy sah seine Cousine von der Seite an und ihre Blicke trafen sich. Plötzlich standen auch John und Linda neben Percy. Jim drängelte sich zwischen seinen Beinen hindurch und nahm vor ihm Platz.
    »Viel Spaß beim Spielen, du Niete«, zischte Claire Cyril zu. »Überleg dir das nächste Mal genau, mit wem du dich anlegst.« Dabei lächelte sie so honigsüß, als ob sie ihrem Cousin gerade eine Praline angeboten hätte.
    Auf Cyrils Stirn standen Schweißperlen, und er sah so aus, als ob er gleich von dem Schemel kippen würde. Seine Augen suchten die Notenblätter vor ihm ab, aber er machte nicht den Eindruck, als ob ihm die vielen schwarzen Punkte mit ihren teils nach oben und teils nach unten gerichteten Strichen etwas sagen würden.
    »Mein Sohn wird uns jetzt die berühmte Mondscheinsonate von Beethoven vorspielen«, verkündete Onkel Ericstolz und seine Frau meinte: »Die kann unser kleines Häschen besonders gut.«
    Cyril begann, ein paar grausig klingende Tonfolgen zu spielen, gefolgt von einigen schrecklich schrillen Akkorden.
    Percy bekam feuchte Handflächen. Außer Cyrils schrägem Geklimper war es still im Saal – so als ob alle anwesenden Darkmoors die Luft anhielten.
    Und dann passierte es. Ohne Vorwarnung gingen alle elektrischen Lichter aus. Nur die Kerzen in dem vierarmigen Leuchter, der auf dem Flügel stand, sorgten noch für eine spärliche Beleuchtung.
    Cyril klimperte unbeirrt weiter. In der Dunkelheit hörte sich sein Klavierspiel noch schlimmer an als bei Licht.
    Percy blickte sich um. Onkel Adalbert, der nur ein Stück von Percy entfernt stand, schüttelte mit erhobenen Händen den Kopf, weil er wohl andeuten wollte, dass er mit der ganzen Sache nichts zu tun hatte.
    Cyril spielte noch eine weitere missratene Tonfolge, dann brach er jedoch ab, da einige der Frauen zu schreien begonnen hatten.
    »Was soll denn der Käse?«, fragte Tante Agatha.
    »Wahrscheinlich wird jetzt der Christmas-Pudding serviert«, vermutete Onkel Cedric. »Brenda wollte ihn flambieren.«
    Aber leider erschienen weder die Köchin noch der Christmas-Pudding in dem stockdunklen Flur. Stattdessen erklang von dort ein dumpfes Stöhnen, das sich noch schauerlicheranhörte als Cyrils Geklimper. Und dann wankte eine riesige Gestalt in den Raum.
    »Was ist das denn?« Claire schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Sieht aus wie eine Mumie«, stellte Linda fest.
    »Mit einem Dolch«, sagte John.
    »Die Gestalt aus dem Sarkophag!«, rief Percy entsetzt.
    Jim begann, ängstlich zu knurren.
    »Was für ein Sarkophag?«, fragte Claire.
    Doch Percy antwortete nicht. Er versuchte, Jim zu beruhigen, und seufzte schwer. Dann ging er in Deckung.

Nachwort
    Bestimmt geht es euch genauso wie mir. Ich wollte zunächst gar nicht glauben, dass Percys Geschichte an dieser Stelle enden sollte. Aber ich konnte blättern und suchen, wie ich wollte, mein Onkel hatte tatsächlich keine weitere Zeile geschrieben.
    Ihr müsst wissen, dass mein Onkel, der 7. Baron Stanley of Brickdale, eine ganze Menge Marotten hatte. Schrumpfköpfe sammeln, karierte Hemden mit gestreiften Krawatten kombinieren, mit einer Wasserpistole auf Großwildjagd gehen oder ohne Schuhe und Strümpfe auf den Mount Everest steigen! Er war in der Tat einer der exzentrischsten Adeligen des Britischen Königreichs, und ich kann euch versichern, dass das etwas heißen will!
    Über gruseligen Wandschmuck, verrückte Kleidung und lebensgefährliche Sportarten hebt man in den Kreisen der englischen Oberschicht natürlich nicht einmal die Augenbrauen. Womit mein Onkel allerdings
jeden
noch so hartgesottenenLord aus der Fassung gebracht hat, war seine Eigenart, sich mitten im Satz mit einem Glas Gin und seiner dänischen Pfeife zu verdrücken. Vorzugsweise, wenn er gerade etwas Spannendes erzählt hatte. Ein typisches Gespräch mit meinem Onkel auf einer Party verlief etwa so:
    Lord Winterbottom:
»Hallo, Hardy!«
    Lord Stanley:
»Hallo, Charles, altes Haus. Lange nicht gesehen. Gerade gestern bin ich an deinem Landsitz in Denver vorbeigefahren. Du glaubst nicht, was da los war!«
    Lord Winterbottom (verunsichert):
»Äh, was denn?«
    Lord Stanley:
»Hat man dir das etwa nicht gesagt?«
    Lord Winterbottom schüttelt noch verunsicherter den
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