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Per Saldo Mord

Per Saldo Mord

Titel: Per Saldo Mord
Autoren: A. A. Fair
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er.
    »Sie und Ihre Zigarren«, konterte ich zurück.
    Fünf Minuten später war ich um drei Zigarren ärmer. Aber dafür hatte ich Hazel Downer einen unbeobachteten Abgang gesichert.
     

2
     
    Der Werbefachmann, der den Reklamefeldzug für die Metallwaren- messe entworfen und geleitet hatte, hieß Jasper Diggs Calhoun. Sein Büro und das gesamte Inventar sollten den Besucher darauf vorbereiten, daß er es mit einer >dynamischen Persönlichkeit< zu tun hatte.
    Die Sekretärin verfolgte eine andere Taktik. Sie war eine attraktive, üppige Blondine in einem hautengen Kleid. Ihre großen blauen Augen spiegelten gutgespielte Unschuld und schienen nicht zu ahnen, daß ihre Bekleidung dem Betrachter kaum etwas zu erraten übrigließ.
    »Können Sie mir nicht sagen, was Sie mit Mr. Calhoun besprechen möchten, Mr. Lam?« fragte sie mit einem naiven Augenaufschlag.
    »Ich möchte ihm einen interessanten Reklamevorschlag unterbreiten«, antwortete ich.
    »Wollen Sie sich nicht näher erklären?«
    »Sicher — aber Mr. Calhoun.« Ich lächelte ihr zu.
    Sie erhob sich, trippelte um den Schreibtisch herum und verschwand durch eine Tür mit der Aufschrift >J. D. Calhoun — Private Nach Zwei Minuten kam sie wieder zum Vorschein. »Sie dürfen eintreten, Mr. Lam. Mr. Calhoun ist eben erst vom Lunch zurückgekommen und sehr beschäftigt. Aber er wird Sie empfangen, obwohl er am Nachmittag noch eine ganze Reihe anderer Besprechungen hat.«
    »Danke«, sagte ich und drang ins Allerheiligste vor.
    Calhoun saß leicht vorgebeugt hinter seinem Schreibtisch und strahlte Schwungkraft und Energie aus. Die Lippen bildeten eine gerade Linie, und sein gepflegter schmaler Schnurrbart unterstrich die ernste Beharrlichkeit seiner Züge. Die Aufmachung war recht wirkungsvoll, aber ebenso synthetisch wie die naive Unschuld seiner Sekretärin.
    Er war breitschultrig, Mitte der Dreißig, hatte dunkles Haar, dunkle Brauen und stechende graue Augen. Als er mich erblickte, sprang er auf, schnellte seine Hand gegen mich vor und rief: »Mr. Lam! Es ist mir ein Vergnügen!« Er gehörte zum Typ des chronischen Händeschüttlers, der einem fast den Arm ausrenkt, um dem Überschwang seiner Gefühle Ausdruck zu verleihen. »Wie geht es Ihnen, Mr. Lam? Setzen Sie sich. Meine Sekretärin sagte mir, daß Sie ein interessantes werbetechnisches Problem mit mir besprechen möchten.«
    Ich brachte meine Hand in Sicherheit, setzte mich und sagte: »Ganz recht. Ich nehme an, daß sich die Ware, mit der Sie handeln, verhältnismäßig schnell verbraucht. Stimmt das?«
    »Bis zu einem gewissen Grade, ja. Man muß dauernd neue Ideen aus dem Ärmel schütteln. Aber einiges verliert seinen Marktwert nicht so schnell. Sehen Sie sich um.« Er zeigte auf die Wände, die mit Fotos von Badeschönheiten in sämtlichen Formen und Farben bepflastert waren. »Wir arbeiten viel mit Sex, und Sex zieht immer.«
    Ich warf einen Blick in die Runde und konzentrierte mich dann auf ein Gruppenbild spärlich bekleideter Mädchen. »Dolle Puppen«, sagte ich anerkennend.
    Calhoun gähnte. »Ach, du liebe Güte, man merkt, daß Sie ein Laie sind. Sie ahnen gar nicht, wie einen dieser Fleischmarkt auf die Dauer anödet. Aber wir können nicht auf ihn verzichten.«
    »Warum nicht?«
    »Hören Sie, ich hab’ zuviel zu tun, um Ihnen einen Vortrag über Werbetechnik zu halten. Produkte, die das Auge und die Phantasie nicht ansprechen, möbeln wir mit mehr oder weniger Sex auf. Küchengeräte, Möbel, neue Automodelle fotografieren wir zusammen mit Mädchen im Bikini oder tief ausgeschnittenem Abendkleid. Die Masche ist uralt, aber sie ist nicht totzukriegen. Dieses Gruppenbild zum Beispiel zeigt die Bewerberinnen um den Titel einer Miss Eisenwarenhandel. Die Idee stammt von mir und war ein Teil meiner Werbeaktion anläßlich der Metallwarenmesse in New Orleans.«
    »Und wer siegte?«
    »Bewerberin Nummer sechs.«
    »Schön; und genau an diesem Punkt möchte ich mit meinem Vorschlag einhaken. Ich bin nämlich überzeugt davon, daß das Interesse des amerikanischen Publikums für die Siegerin im Kampf um den Titel einer Miss Eisenwarenhandel durchaus nicht erschöpft ist. Wenn man das Thema richtig anpackt, ließe sich meines Erachtens noch eine Menge herausholen. Bewerberin Nummer sechs arbeitete vermutlich irgendwo als Kellnerin oder...«
    »Sie war Buchhalterin bei einer Importfirma.«
    »Okay. Da haben wir also ein bildschönes Mädchen, das pflichtgetreu seiner täglichen Arbeit nachgeht.
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