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Per Saldo Mord

Per Saldo Mord

Titel: Per Saldo Mord
Autoren: A. A. Fair
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Sozusagen ein Veilchen, das im verborgenen blüht. Sie hört zufällig von der bevorstehenden Wahl einer Miss Eisenwarenhandel und tippt schüchtern ein Bewerbungsschreiben. Man teilt ihr mit, daß sie sich im Badeanzug zeigen muß — sie zögert und überwindet schließlich ihre Hemmungen. Sie...«
    »Moment mal. Sagten Sie nicht eben was von schüchtern und Hemmungen?«
    »Allerdings.«
    »Da sind Sie aber sehr auf dem Holzweg. Diese Puppe hatte keine Hemmungen. Wenn mich nicht alles täuscht, verdächtigte sie eins der anderen Mädchen des unlauteren Wettbewerbs — Sie wissen schon, was ich meine — und schlug einen fürchterlichen Krach. Meine Sekretärin kann Ihnen die Einzelheiten liefern. Für mich war sie nur eine unter vielen, und Grund zum Streiten finden diese hysterischen Weiber immer.«
    »Na schön. Und jetzt kommen wir zum Höhepunkt der Geschichte - zur Wahl selbst und ihrem Sieg. Sie schwelgt in Begeisterung über ihre plötzliche Berühmtheit und...«
    »Vergessen Sie nicht die Moneten«, bemerkte Calhoun trocken. »Sie kriegte tausend Dollar bar auf die Hand.«
    »Natürlich. Sie sorgten vermutlich auch für eine Art Filmtest mit Probeaufnahmen und allem Klimbim?«
    »Aber sicher. So was kommt beim Publikum besonders gut an. Schließlich träumt jede Frau und jedes Mädchen davon, beim Film oder beim Fernsehen zu landen. Da drüben auf dem Foto überreiche ich ihr gerade einen Scheck und einen Filmvertrag... die Zeitungen bringen solche Fotos gern.«
    Ich stand auf und betrachtete mir das Foto näher. Jasper Diggs Calhoun starrte mit einem mechanischen Lächeln in die Kamera, während die Siegerin mit seelenvollem Blick zu ihm aufsah. Der Badeanzug saß so prall auf ihr wie eine zweite Haut; es grenzte an ein Wunder, daß er nicht aus sämtlichen Nähten platzte. Die Unterschrift lautete: »Evelyn Ellis wurde bei der diesjährigen Metallwarenmesse zur Miss Eisenwarenhandel gewählt.«
    »Sie sind nicht im Metallwarenhandel, oder?« fragte ich Calhoun.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin Werbefachmann.«
    »Ich dachte, der Preis würde von einem prominenten Vertreter der Metallwarenbranche überreicht.«
    »Da sieht man, wie wenig Sie von der Sache verstehen. Die Burschen sind alle verheiratet, und ihre Frauen würden ihnen die Ohren voll zetern, wenn sie sich mit Badeschönheiten aufnehmen ließen.«
    »Sind Sie nicht verheiratet?«
    »Doch; aber meine Frau weiß, daß diese Fotos zu meinem Beruf gehören und reine Routine sind.«
    »Dann gehen die Vertreter der Metallwarenbranche der Siegerin also möglichst aus dem Wege?«
    »Seien Sie nicht albern. Natürlich nicht. Sie lassen sich nicht mit ihr fotografieren; aber das ist auch alles. Sie kommen schon auf ihre Kosten, verlassen Sie sich drauf. Dafür kriegt das Mädel schließlich die tausend Dollar und die Chance, sich eine Karriere aufzubauen.«
    »Also, ich finde den Stoff erstklassig. Freuden und Leiden einer kleinen Buchhalterin, die zur Schönheitskönigin avanciert. Hatte sie beim Film Erfolg?«
    »Mein Gott, sind Sie naiv!«
    »Wieso?«
    »Hören Sie, Lam, ich kann es mir nicht leisten, meine Zeit mit Ihnen zu vertrödeln. Was schaut eigentlich für mich bei der ganzen Sache heraus?«
    »Ich habe vor, einen Bericht darüber zu schreiben, und zwar werde ich ihn vom Standpunkt eines Werbefachmanns aus aufziehen. Sex gehört zum Geschäft; er ist eine Ware wie jede andere und...«
    »Halt, warten Sie einen Moment«, sagte er hastig. »Damit erreichen Sie genau das Gegenteil von dem, was wir in der Reklamebranche erstreben. Wir wollen das Publikum begeistern und nicht ernüchtern. Sie müssen Ihren Bericht anders aufziehen. Schildern Sie mich als einen Burschen, der ein Auge für Schönheit hat — rein beruflich, natürlich — und der glücklich ist, wenn er anderen eine Freude machen kann. Wenn ich eine Buchhalterin oder Kellnerin oder Platzanweiserin sehe, weiß ich sofort, ob sie Chancen als Fotomodell hat. Ich sorge für die nötige Reklame, und schwups hat sich das Aschenputtel in eine Schönheitskönigin verwandelt. Ich bin sozusagen der gute Onkel, der hübschen Mädchen Schecks und Filmverträge in die Hand drückt.«
    »Ich verstehe. Wo ist das Mädchen jetzt? Wie heißt es?«
    »Der Name steht unter dem Foto. Evelyn Soundso. Ich weiß noch, daß ich den Scheck neu ausstellen mußte, weil sie sich mit einem y
    schreibt.«
    »Evelyn Ellis«, las ich laut. »Wissen Sie, wo sie wohnt?«
    »Keine Ahnung. Ich hab’ sie nicht
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