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Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens

Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens

Titel: Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens
Autoren: Gerth Medien GmbH
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ausgestreckten Hand hin und her schwang.
    Mein Vater sprach sehr ernst: „Es ist jetzt zwar noch leer, aber dieses Fläschchen wird bald mein größtes Geschenk enthalten. Lege es dir um den Hals.“
    Ich wollte es gerade nehmen, als mich eine raue Stimme unterbrach. „Und welchen Schatz willst du diesmal zur Erde schicken?“
    Bei dem respektlosen Ton erstarrte ich innerlich und der plötzliche Gestank drehte mir den Magen um. Einen solch fauligen Geruch konnte nur einer verströmen. Ich zog mein Schwert und drehte mich um, um gegen Luzifer zu kämpfen. Die Hand des Vaters auf meiner Schulter hielt mich davon ab.
    „Sorge dich nicht, Gabriel. Er wird keinen Schaden anrichten.“
    Ich trat zurück und starrte den Feind Gottes an. Er war völlig verhüllt. Ein schwarzer Umhang umflatterte seine skelettartige Gestalt. Sein Körper, seine Arme und auch sein Gesicht waren davon bedeckt. Die Füße, die unter dem Gewand hervorschauten, hatten jeweils drei Zehen und Klauen. Die Haut an seinen Händen sah aus wie Schlangenhaut. Aus seinen Fingern wuchsen Krallen. Er zog sich das Cape noch tiefer ins Gesicht, um es vor dem Licht zu schützen, aber die Helligkeit tat ihm trotz allem noch weh. Erleichterung suchend, wandte er sich mir zu. Ich konnte kurz sein totenkopfähnliches Gesicht sehen.
    „Was starrst du mich denn so an, Gabriel?“, schnaubte er. „Bist du dermaßen erfreut, mich zu sehen?“
    Ich hatte diesem gefallenen Engel nichts zu sagen. Aber das, was ich gesehen und gehört hatte, machten mich sprachlos. Ich erinnerte mich noch an die Zeit vor seinem Aufstand: Stolz in der vordersten Reihe unseres Heeres postiert, mit weit ausgebreiteten Flügeln, ein glänzendes Schwert haltend, hatte er uns inspiriert, uns genauso zu verhalten. Wer konnte ihm widerstehen? Der Anblick seines samtenen Haars und seiner pechschwarzen Augen hatte die Schönheit jedes anderen himmlischen Wesens bei Weitem übertroffen.
    Jedes Wesens eigentlich, außer natürlich unserem Schöpfer. Niemand verglich Luzifer mit Gott – außer Luzifer selbst. Wie er auf die Idee kam, derselben Anbetung würdig zu sein wie Gott, weiß nur Gott allein. Ich wusste jedenfalls nur, dass ich Luzifer seit seinem Aufstand nicht mehr gesehen hatte. Und was ich jetzt vor mir sah, fand ich äußerst abstoßend.
    Ich suchte nach einer Spur seines alten Glanzes, konnte jedoch keine entdecken.
    „Deine Neuigkeiten müssen ja ziemlich dringlich sein!“ Luzifer spie Gott die Worte geradezu entgegen, wobei er immer noch nicht das helle Licht aushalten konnte.
    Die Antwort meines Vaters lautete: „Die Zeit ist gekommen für das zweite Geschenk.“
    Die Gestalt unter dem Umhang bebte, als Luzifer kicherte: „Das zweite Geschenk also, ja? Ich hoffe es funktioniert besser als das erste.“
    „Bist du von dem ersten enttäuscht?“, fragte der Vater.
    „Oh nein, ganz im Gegenteil, ich war entzückt darüber.“ Einen knochigen Finger hebend buchstabierte er zwei Worte in die Luft: F-R-E-I-E-R W-I-L-L-E.
    „Du hast Adam Willensfreiheit zugestanden“, spottete Satan. „Und was für eine großartige Entscheidung er getroffen hat! Er hat sich für mich entschieden. Seit die Frucht vom Baum der Erkenntnis gepflückt wurde, halte ich deine Kinder gefangen. Sie sind gefallen. Schnell. Hart. Sie gehören mir. Du hast versagt. Hähähä.“
    „Du redest so zuversichtlich“, entgegnete der Vater, und ich staunte darüber, wie viel Geduld er aufbrachte.
    Luzifer trat vor, seinen Umhang um sich raffend. „Natürlich bin ich das. Ich hintertreibe alles, was du tust! Du machst die Herzen weich, ich verhärte sie. Du lehrst die Wahrheit, ich verdunkele sie. Du gibst Freude, ich stehle sie.“
    Er drehte sich und stolzierte in dem Raum herum und prahlte mit seinen Taten. „Der Verrat Josefs durch seine Brüder – den habe ich eingefädelt. Als David Bathseba beim Baden beobachtete – auf den Gedanken habe ich ihn gebracht. Du musst zugeben, das war schon ziemlich gekonnt.“
    „Gekonnt? Vielleicht. Aber wirkungsvoll? Nein. Ich weiß schon, was du vorhast, bevor du es selbst weißt. Den Verrat an Josef habe ich dazu genutzt, mein Volk von der Hungersnot zu erlösen. Deine Verbannung des Mose wurde sein Wüstentraining. Und ja, David hat mit Bathseba Ehebruch begangen – aber er hat seine Sünde bereut! Und Tausende von Menschen sind durch sein Vorbild ermutigt worden und haben gefunden, was auch er damals fand – unendliche Gnade. Deine Lügen haben nur als Bühne
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