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Pension der Sehnsucht

Pension der Sehnsucht

Titel: Pension der Sehnsucht
Autoren: Nora Roberts
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aber ich muss gestehen, dass ich nur Augen für ihn hatte. Sie ist doch so eine zierliche Blonde, nicht wahr?«
    »Ja, aber ich glaube nicht, dass sie von Natur aus so blond ist.«
    Nelly war anfänglich über diese Unterstellung empört, doch dann amüsierte sie sich. Soso, überlegte sie, man hält mich also allgemein für Percys neueste Errungenschaft. Es kann nicht schaden, wenn ich mir die Meinung des Volkes einmal anhöre.
    »Glaubst du, dass die Neue ihn halten kann? Wer ist sie eigentlich?«
    »Genau das wollte ich herausfinden.« Die dunkelhaarige Frau verzog das Gesicht. »Es hat mich zwanzig Dollar gekostet, um zu erfahren, dass sie Nelly Clark heißt. Mehr war beim besten Willen nicht herauszubekommen. Nicht mal der gute alte Paul Bailey scheint etwas zu wissen. Es sieht so aus, als wäre sie vom Himmel gefallen. Hier war sie jedenfalls noch nie. Und ob sie ihn auf die Dauer halten kann …« Sie hob die gleichmäßig gebräunten Schultern. »Man kann nie wissen. Er verschlingt sie buchstäblich mit den Augen. Unsereins könnte vor Neid erblassen.«
    Skeptisch zog Nelly eine Augenbraue hoch.
    »Ich glaube«, fuhr die Brünette fort, »er spricht auf große graue Augen und eine blonde Mähne an. Tatsächlich ist das Mädchen auch ausgesprochen hübsch, frisch und natürlich.«
    Nelly stützte sich auf den Ellenbogen und lächelte die beiden Frauen an.
    »Vielen Dank«, sagte sie fest. Dann legte sie wieder den Kopf auf die verschränkten Arme und schmunzelte über die plötzliche Stille.

11. K APITEL
    Erfrischt und mit sich und der Welt zufrieden, kehrte Nelly in Percys Suite zurück. Unter dem Arm trug sie eine lange flache Schachtel. Trotz ihrer Auseinandersetzung mit der resoluten Verkäuferin war sie gut gelaunt.
    Nach der dreistündigen Behandlung im Fitnesszentrum war Nelly in die Boutique zurückgegangen. Sie probierte das Kleid aus silberglänzender Seide an, das Percy so bewundert hatte, und richtete sich innerlich darauf ein, ihre Ersparnisse anzubrechen. Zu ihrer Verwunderung belehrte die Verkäuferin sie, dass Mr. Reynolds Nellys Rechnungen begleichen würde.
    Verärgert über Percys Eigenmächtigkeit, stritt sie sich mit dem Mädchen, das sich jedoch nicht beirren ließ. Schließlich verließ Nelly die Boutique mit dem Kleid und schwor sich, das finanzielle Problem später mit Percy persönlich zu regeln.
    Wenn sie schon als die geheimnisvolle Fremde galt, die Percy Reynolds umgarnte, benötigte sie auch die entsprechende Ausstattung.
    Lächelnd ließ Nelly das Badewasser ein und fügte einen stark schäumenden Badezusatz hinzu. Sie genoss das heiße, duftende Wasser, als die Tür plötzlich aufging.
    »Da bist du ja wieder«, sagte Percy und lehnte sich gegen den Türrahmen. »Hat’s dir gefallen?«
    »Percy!« Nelly rutschte tiefer ins Wasser und bedeckte sich mit Schaum. »Ich bade gerade.«
    »Ja, das sehe ich. Aber es ist nicht nötig, dass du dich dabei ertränkst. Möchtest du etwas trinken?« Seine Stimme klang höflich und unpersönlich.
    Nelly fiel die Unterhaltung der beiden Frauen wieder ein, und ihr Stolz regte sich. Es wird höchste Zeit, fand sie, es ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen.
    »Ja, gern.« Sie schaute ihn so unbekümmert wie möglich an. »Bring mir bitte einen Sherry, wenn’s dir keine Mühe macht.«
    Innerlich triumphierte sie, als er erstaunt die Brauen hochzog. »Es macht mir durchaus keine Mühe.« Er wandte sich ab und ließ die Tür halb offen. Nelly hoffte, dass der Schaum sich nicht auflöste, ehe sie aus der Wanne steigen und in ihren Bademantel schlüpfen konnte.
    »Hier hast du deinen Sherry.« Percy kam mit dem Glas zurück.
    Nelly lächelte strahlend und probierte das Getränk. »Danke. Ein halbtrockener Sherry, genau richtig. Ich bin gleich fertig, falls du ins Bad möchtest.«
    »Du brauchst dich nicht zu beeilen«, erwiderte er. »Ich kann ja das andere Bad benutzen.«
    »Wie du willst«, entgegnete sie liebenswürdig. Sie atmete auf, als Percy den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss. Erleichtert stellte sie das Glas mit dem restlichen Sherry auf den Wannenrand.
    Ganze fünf Minuten lang blickte Nelly in den großen Spiegel. Silberglänzende Seide umschmeichelte ihren Busen und wurde von schmalen Schulterträgern gehalten. Der Schnitt des Kleides ließ ihren Rücken bis zur Taille frei. Der Rock fiel gerade über die sanft geschwungenen Hüften und die schlanken Beine, und ein Schlitz, der bis zur Mitte des Oberschenkels reichte,
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