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Pension der Sehnsucht

Pension der Sehnsucht

Titel: Pension der Sehnsucht
Autoren: Nora Roberts
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sich ausgeborgt hatte, und radelte quer über eine Wiese zum »Lakeside Inn« zurück.
    Schon bald tauchte das viergeschossige rote Backsteinhaus mit seinen Erkern und Giebeln vor Nelly auf. Sie hatte eine Abkürzung gewählt, und als sie die breite geschwungene Zufahrt hinauffuhr, stellte sie voller Genugtuung fest, dass sie noch vor dem Mercedes angekommen war.
    Sie stellte das Fahrrad ab und hob den Karton mit dem kostbaren Brombeergelee aus dem Korb.
    »Guten Morgen.« Lächelnd begrüßte sie das frisch getraute Ehepaar, das über den Rasen geschlendert kam.
    »Ach, guten Morgen, Miss Clark. Wir wollen einen Spaziergang am See machen«, erklärte der junge Mann freundlich.
    »Dafür ist das herrliche Wetter wie geschaffen«, erwiderte Nelly. Sie betrat das kleine Foyer und stellte den Karton auf dem Rezeptionspult ab.
    Danach sortierte sie die eingegangene Post. Als sie einen Brief von ihrer Großmutter entdeckte, riss sie hocherfreut den Umschlag auf und begann sogleich zu lesen.
    »Du hast dich aber beeilt.«
    Nelly schaute überrascht auf, legte den Brief zur Seite und begegnete dem Blick des Mannes mit dem Mercedes. Er hatte dunkelbraune Augen.
    »Ich kenne eine Abkürzung.« Sie ließ sich von seiner gepflegten Erscheinung nicht einschüchtern, richtete sich zu ihrer vollen Höhe auf und hob das Kinn. »Kann ich etwas für Sie tun?«
    »Ich glaube nicht. Du könntest mir höchstens sagen, wo ich den Manager finde.«
    Sein herablassender Tonfall ärgerte sie. Sie zwang sich jedoch zur Höflichkeit. »Gibt es irgendwelche Probleme? Wenn Sie ein Zimmer suchen, können Sie eins bekommen.«
    »Sei so gut und hol mir die Managerin.« Er sprach zu ihr wie zu einem schwierigen Kind. »Ich habe etwas Wichtiges mit ihr zu klären.«
    Nelly straffte die Schultern und verschränkte die Arme über der Brust. »Die Managerin steht vor Ihnen.«
    Er zog die Brauen hoch und sah sie ungläubig an. »Hilfst du nach der Schule und am Wochenende hier aus?«
    Nelly schoss das Blut in die Wangen. »Ich helfe nicht aus. Seit fast vier Jahren bin ich für die Leitung dieses Hotels zuständig. Wenn Sie ein Problem haben, das Sie mit mir erörtern wollen, können wir das hier oder in meinem Büro tun. Suchen Sie jedoch nur ein Zimmer, dann tragen Sie sich bitte hier ein.« Sie deutete auf das aufgeschlagene Gästebuch.
    »Sie sind Nelly Clark?« fragte er stirnrunzelnd und sah sie ungläubig an.
    »Richtig.«
    Er nickte kurz, nahm den Kugelschreiber aus dem Halter und schrieb seinen Namen und seine Adresse in das Buch. »Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, aber ich habe mich durch Ihre sportlichen Übungen auf dem Spielplatz und Ihre ziemlich jugendliche Erscheinung täuschen lassen.«
    »Was ich in meiner Freizeit tue«, gab Nelly schnippisch zurück, »wirkt sich in keiner Weise abträglich auf das Geschäft aus. Das werden Sie während Ihres Aufenthalts bei uns bestimmt feststellen, Mr. …« Nelly drehte das Gästebuch herum, damit sie den Namen lesen konnte, und erschrak.
    »Reynolds«, stellte er sich vor und lächelte, als er Nellys Verblüffung bemerkte. »Percy Reynolds.«
    Nelly rang um Fassung und bemühte sich um eine möglichst geschäftsmäßige Haltung. »Wir hatten Sie erst am Montag erwartet, Mr. Reynolds.«
    »Ich habe meine Pläne geändert.«
    »Ja, na schön … ich heiße Sie im ›Lakeside Inn‹ herzlich willkommen.« Sie lächelte gezwungen und warf die Zöpfe zurück.
    »Danke. Solange ich hier bin, benötige ich ein Büro, in dem ich arbeiten kann. Lässt sich das einrichten?«
    »Unser Platz ist begrenzt, Mr. Reynolds.« Nelly nahm den Schlüssel zum besten Zimmer des Hotels vom Haken und trat hinter dem Pult hervor. »Aber selbstverständlich können Sie mein Büro mitbenutzen. Ich glaube, damit werden Sie auskommen.«
    »Mal sehen. Ich möchte ohnehin die Geschäftsbücher und die Akten überprüfen.«
    »Natürlich«, stimmte sie zähneknirschend zu. Es ging ihr gegen den Strich, dass sich plötzlich ein Fremder in die Angelegenheiten des Hotels einmischte. »Kommen Sie bitte mit.«
    »Nelly, Nelly!« Eddie kam die Treppe zum Foyer heruntergepoltert. Die Brille war ihm auf die Nasenspitze gerutscht, und das braune Haar, das dringend geschnitten werden musste, flog um seinen Kopf herum.
    »Nelly«, wiederholte er atemlos, »mitten in einem Zeichentrickfilm ging Mrs. Pierce-Lowells Fernsehgerät kaputt.«
    »Verflixt. Bring ihr meins und ruf Max, damit er ihren Apparat repariert.«
    »Er ist übers
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