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Pension der Sehnsucht

Pension der Sehnsucht

Titel: Pension der Sehnsucht
Autoren: Nora Roberts
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Wochenende weggefahren.«
    »Macht nichts, ich werde es schon überleben.« Nelly klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter und bugsierte ihn zur Tür. »Erinnere mich daran, ihm am Montag Bescheid zu sagen.« Dann wandte sie sich an den neuen Besitzer des Hotels. »Entschuldigen Sie, aber Eddie neigt dazu, alles zu dramatisieren, und Mrs. Pierce-Lowell ist süchtig nach Zeichentrickfilmen. Sie gehört zu unseren ältesten Stammgästen, und unser Haus rühmt sich, möglichst jeden Wunsch der Gäste zu erfüllen.«
    »Aha, ich verstehe«, entgegnete Reynolds.
    Nelly öffnete die Tür ihres Büros und ließ Percy Reynolds den Vortritt.
    »Groß ist es nicht«, meinte sie, während er sich in dem kleinen, voll gestopften Zimmer umsah. »Aber für die paar Tage, die Sie hier sein werden, wird es für uns beide reichen.«
    »Ich bleibe zwei Wochen«, erklärte Reynolds. Er schlenderte zum Schreibtisch und nahm den Briefbeschwerer, eine grinsende Schildkröte aus Bronze, in die Hand.
    »Zwei Wochen?« wiederholte Nelly entsetzt.
    »Sie haben richtig gehört, Miss Clark. Passt Ihnen das nicht?«
    »Doch, selbstverständlich.« Reynolds prüfender Blick machte Nelly nervös. Sie senkte die Lider und betrachtete das Durcheinander auf ihrem Schreibtisch.
    »Spielen Sie jeden Samstag Baseball, Miss Clark?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich kam nur zufällig vorbei, und …«
    »Ich fand es sehr mutig von Ihnen, wie Sie über die Ecklinie gehechtet sind.« Reynolds streckte unvermutet die Hand aus und strich Nelly mit dem Zeigefinger über die Wange. »Geschont haben Sie sich nicht, das sieht man Ihrem Gesicht an.«
    Leicht verwirrt blickte sie auf seinen schmutzigen Finger. »Und ich war doch eher da als der Ball«, behauptete sie trotzig, während ihr das Herz auf einmal bis zum Hals klopfte. »Wilbur ist als Schiedsrichter untauglich.«
    »Ich frage mich, ob Sie das Hotel ebenso energisch leiten, wie Sie Ball spielen. Heute Nachmittag gehen wir mal gemeinsam die Bücher durch.«
    »Sie werden alles korrekt und ordentlich vorfinden«, entgegnete Nelly steif. »Der Hotelbetrieb läuft reibungslos, und wie Sie ja wohl wissen, erwirtschaften wir einen hübschen Gewinn.«
    »Mit ein paar Änderungen könnte das Hotel noch viel mehr abwerfen.«
    »Änderungen?« wiederholte sie misstrauisch. »Welche Änderungen schweben Ihnen vor?«
    »Ehe ich konkrete Pläne mache, muss ich mir das Hotel erst einmal genau ansehen. Jedenfalls steht fest, dass seine Lage einmalig günstig ist.«
    Geistesabwesend wischte er sich den Schmutz vom Zeigefinger und schaute aus dem Fenster. »Was man aus diesem Hotel alles machen könnte! Ich denke da an einen Swimmingpool, Tennisplätze, an ein Fitnesszentrum … kurz und gut, man müsste den ganzen Bau von oben bis unten modernisieren und die verschiedensten Einrichtungen hinzufügen.«
    »An diesem Haus gibt es nichts auszusetzen. Wir beherbergen keine Mitglieder der Schickeria, Mr. Reynolds.« Aufgebracht stemmte Nelly die Fäuste in die Hüften. »Das ›Lakeside Inn‹ ist ein Familienhotel mit allem, was dazugehört – gutbürgerlichem Essen, gemütlichen Zimmern und einer ruhigen, gediegenen Atmosphäre. Das wollen unsere Gäste, und deshalb kommen sie immer wieder zurück.«
    »Wenn man hier einige sportliche Einrichtungen schafft, wird sich ein etwas anderer Personenkreis hergezogen fühlen. Vor allem, weil der Champlain-See buchstäblich vor der Haustür liegt.«
    »In Ihren übrigen Hotels können Sie von mir aus Diskotheken und Trimm-dich-Keller einrichten«, brauste Nelly auf. »Aber wir sind hier in Lakeside, einer friedlichen, ruhigen Gegend, und nicht in Acapulco. In meinem Hotel wird nichts geändert, es bleibt genau so, wie es ist.«
    Reynolds lächelte spöttisch. »Ihr Hotel, Miss Clark?«
    »Stimmt. Sie haben sich nicht verhört. Rein rechtlich gesehen sind Sie der Eigentümer, Mr. Reynolds, aber ich kenne diesen Betrieb. Unsere Gäste kehren jedes Jahr zurück, weil sie bei uns etwas bekommen, das sie anderswo nicht finden. Sie werden hier keinen einzigen Stuhl oder Tisch umstellen, wenn ich es nicht will.«
    »Miss Clark, wenn es mir beliebt, sämtliche Möbel auf den Sperrmüll zu werfen, dann werden Sie mich bestimmt nicht daran hindern. Egal, welche Entscheidungen ich treffe, Sie werden sich fügen müssen. Auch wenn Sie hier Managerin sind, haben Sie noch lange kein Mitspracherecht.«
    »Und der Umstand, dass Sie der Hotelbesitzer sind, bedeutet noch lange nicht, dass Sie
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