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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson
Autoren: Wagnis des Herzens
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den
Birkenwald von den Feldern eines Zwiebelbauern trennte, der versuchte, auf dem
salzigen Sumpfland seinen Lebensunterhalt zu erwirtschaften.
    Der Fuchs
kroch langsam und geduckt aus dem Schatten. Sein Bauch streifte dabei die
rauhen Steine der Mauer. Dann verharrte er plötzlich wieder, und Emma stellte
fest, daß sie und der Fuchs doch nicht so ganz allein waren. Der Ire stand mit
seinem kastanienbraunen Pferd zwischen den schlanken grauen Birkenstämmen. Emma
zweifelte nicht daran, daß er den Fuchs ebenfalls bemerkt hatte. Sie wartete
darauf, daß er seine Pflicht als Pikör erfüllte, sich in den Steigbügeln
aufstellte und den gesichteten Fuchs durch ein lautes »Hollaho!« verriet. Aber
der Mann tat nichts, als versuche er, dem Fuchs eine Möglichkeit zu geben, sich
davonzumachen.
    Emma und
er blickten sich gegenseitig an, und der Fuchs starrte auf sie beide. Etwas
Gleißendes, Elektrisierendes wie ein Blitz schien durch sie alle drei
hindurchzufahren und sie zu lähmen.
    Der Fuchs bewegte sich als
erster. Er drehte sich um und sprang in riesigen Sätzen auf der Mauer davon.
Sein langer schöner buschiger Schweif entschwand ihren Blicken. Aber mit jedem
Satz hinterließen die Duftdrüsen an seinen Pfoten eine Fährte, der die Hunde
mühelos folgen konnte.
    Emma und
der Ire verharrten noch lange, nachdem der Fuchs längst verschwunden war, ohne
den Blick voneinander zu lösen. Es verging eine Ewigkeit oder vielleicht war es
auch nur ein kurzer Augenblick, bevor die Hunde anfingen zu bellen. Jetzt
hatten sie die Spur aufgenommen. Emma hörte ihren Vetter Aloysius fröhlich
rufen: »Hollaho!« Es folgten drei kurze beherzte Töne aus seinem Horn.
    Die Meute
war dem Fuchs auf der Spur.
    Emma setzte mit ihrer Stute kraftvoll und entschlossen über
die Mauer. Sie flog mühelos durch die Luft und landete weich und geschickt auf
der anderen Seite. Dann galoppierte sie über ein noch ungepflügtes Feld. Sie
verfolgte nicht den Fuchs, sondern genoß die Schnelligkeit, das ungehinderte
Dahinjagen auf dem Pferderükken. Sie wollte reiten, einfach nur reiten!
    Der Wind
schlug ihr ins Gesicht und pfiff ihr um die Ohren. Der starke Rücken der Stute
spannte und streckte sich zwischen ihren Beinen. Emma schien mit dem Pferd wie
verwachsen. Himmel, Erde und Bäume flogen ihr durch Raum und Zeit entgegen. Es
war ein Rausch, der ihr das Gefühl gab, alle Hindernisse bewältigen zu können.
    Plötzlich
hörte sie hinter sich Rufe und trommelnde Hufe, die immer näher kamen. Sie war
sicher, daß er es war, der ihr folgte, und sie trieb die Stute an – noch
schneller, immer schneller jagten sie dahin. Jetzt floh sie vor ihm. In ihre
sich steigernde Erregung mischte sich plötzlich Angst.
    Sie sprangen über eine breite
Hecke. Auf der anderen Seite fiel das Land jäh ab. Vor ihnen lag eine
langgestreckte Sumpfwiese. Sie hörte einen überraschten Ausruf und sah aus den
Augenwinkeln, wie das andere Pferd stolperte. Es war ein hellbraunes, kein
kastanienbraunes Pferd. Dieses Pferd war die ganze Zeit hinter ihr gewesen.
    Emma warf
einen Blick über die Schulter und sah, wie sich Stuart Alcott helfend über den
gestürzten Reiter beugte. Sie zügelte ihre
    Stute und
fiel in leichten Galopp. Schlamm und Wasser spritzten um
    sie herum auf. Schließlich ging
das Pferd im Schritt. Die Flanken der Stute hoben und senkten sich wie ein
Blasebalg. Der Atem drang wie weiße
Dampfwolken aus ihren Nüstern. Der pfeifende Wind verwandelte sich in eine
schwache Brise, und die Welt um sie herum wurde wieder ruhig.
    Sie hatten eine freie Stelle
mit einem Salztümpel erreicht, an dessen Ufer Astern und Schilf wuchsen. In der
Nähe stand eine verlassene Windmühle. Ihre Flügel hatten im Laufe der langen
Jahre eine tiefe Furche in die sumpfige Erde geschlagen, die nach feuchtem Torf
roch. In der Nähe der Mühle befand sich ein alter Friedhof. Durch das
eingefallene Dach der Friedhofskapelle wuchs eine Kiefer. Ein Haus gab es dort
nicht. In dieser Wildnis gab es nur hohes Gras und das Moor, wo die Geister der
Indianer hausten.
    Plötzlich
rissen die Wolken auf, und durch die hellen Löcher im Himmel schossen
Sonnenstrahlen. Emma legte den Kopf zurück
    und spürte
die warme Sonne auf der Haut. Es hatte fast so ausgesehen, als sei das Land
auf ewig vom Winter gefangen, aber jetzt war der erste Anflug von Frühling da.
    Für Emma brachte der Frühling
stets eine gewisse Enttäuschung mit sich, so als habe sie erwartet, daß sich
ihr Leben mit den
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