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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Halbdunkel hüllte sie ein, während sie sich weiter in das dichte Gras hineinbegaben. Das Gesumme der Insekten wurde zu einem steten, lauten Brummen.
    Je weiter sich die Gruppe dem Hain der Akazienbäume näherte, desto langsamer ging der Fährtenleser; er hob die Hand, zeigte auf seine Nase. Pendergast atmete ein und roch den schwachen, moschusartigen Löwengeruch, überlagert von einem leicht süßlichen Geruch nach Aas.
    Der Fährtenleser ging in die Hocke und machte den anderen Zeichen, das Gleiche zu tun. Die Sicht in dem Horstgras war am Boden besser, dort bot sich ihnen eine größere Chance, das gelbbraune Aufblitzen des Löwen zu erkennen, bevor er sich tatsächlich auf sie stürzte. Langsam rückten sie in den Hain der Fieberbäume vor, wobei sie sich in der Hocke fortbewegten. Der getrocknete Schlicksand war hart gebacken wie Fels und wies keinerlei Spuren auf, aber die gebrochenen und geknickten Stengel bewiesen, dass der Löwe hier hindurchgegangen war.
    Wieder blieb der Fährtenleser kurz stehen und machte Zeichen, dass sie sich beratschlagen sollten. Pendergast und Helen gingen zu ihm, dann kauerten sie zu dritt in dem dichten Gras, wobei sie gerade so laut flüsterten, dass ihre Stimmen trotz des Insektengesumms zu hören waren.
    »Löwe ist irgendwo vor uns. Zwanzig, dreißig Meter. Bewegen sich langsam.« Mfunis Gesichtszüge wirkten faltig vor lauter Sorge. »Vielleicht wir sollten warten.«
    »Nein«, flüsterte Pendergast. »Jetzt ist die beste Gelegenheit, ihn zu erwischen. Er hat gerade gefressen.«
    Sie rückten vor und gelangten auf eine kleine, offene Fläche ohne Gras, nicht größer als drei Quadratmeter. Der Fährtenleser blieb stehen und schnüffelte die Luft, dann zeigte er nach links.
»Löwe«,
flüsterte er.
    Pendergast blickte nach vorn, schaute nach rechts, dann schüttelte er den Kopf und zeigte geradeaus.
    Der Fährtenleser runzelte die Stirn und beugte sich vor an Pendergasts Ohr. »Löwe nach links gegangen. Er sehr schlau.«
    Pendergast schüttelte weiterhin den Kopf und beugte sich über Helen. »Du bleibst hier«, flüsterte er, so nahe, dass seine Lippen ihr Ohr streiften.
    »Aber der Fährtenleser …«
    »Der Fährtenleser irrt sich. Du bleibst hier, ich gehe nur ein paar Schritte vor. Wir nähern uns dem hinteren Ende des
vlei.
Der Löwe wird in Deckung bleiben wollen. Wenn ich mich auf ihn zubewege, wird er sich unter Druck gesetzt fühlen. Er könnte losstürmen. Mach dich bereit und halt rechts von mir eine Schussbahn frei.«
    Pendergast winkte nach seiner Büchse. Er packte den wegen der Hitze warmen Metalllauf und schob ihn sich unter den Arm. Mit dem Daumen löste er die Sperre und stellte das Nachtsichtgerät auf – ein Korn aus Elfenbein –, damit er im Zwielicht, das hier mitten im Gras herrschte, besser zielen konnte. Nyala reichte Helen ihr Gewehr.
    Pendergast betrat das unmittelbar vor ihm liegende dichte Gras, der Fährtenleser folgte ängstlich schweigend, sein Gesicht eine Fratze der Angst.
    Pendergast drängte sich durch das Gras und trat dabei mit äußerster Vorsicht auf den steinharten Boden. Gleichzeitig lauschte er auf den ganz besonderen, hustenähnlichen Laut, der den Angriff ankündigte. Er würde Zeit für einen einzigen Schuss haben: ein attackierender Löwe konnte hundert Meter in vier Sekunden zurücklegen. Er fühlte sich sicherer, weil Helen hinter ihm stand; zwei Gelegenheiten, den tödlichen Schuss abzugeben.
    Nach zehn Metern blieb er stehen und wartete. Der Fährtenleser stellte sich neben ihn, größtes Unbehagen zeichnete sich in seinen Gesichtszügen ab. Geschlagene zwei Minuten blieben beide Männer reglos stehen. Pendergast lauschte angestrengt, hörte jedoch nur Insekten. Die Jagdbüchse fühlte sich glatt in den schweißnassen Händen an, er schmeckte den alkalischen Staub auf der Zunge. Ein Windstoß, gesehen, aber nicht gefühlt, fuhr ins Gras in der unmittelbaren Umgebung und erzeugte ein leises Rascheln. Das Insektengesumme wurde leiser und erstarb schließlich ganz. Jetzt war alles völlig still.
    Langsam, ohne irgendeinen anderen Körperteil zu bewegen, streckte Mfuni einen Finger aus – abermals neunzig Grad zu seiner Linken.
    Pendergast blieb völlig regungslos stehen und folgte der Geste mit den Augen. Während er in den trüben Dunst aus Gras spähte, versuchte er einen Blick auf ein gelbbraunes Fell oder das Leuchten eines bernsteinfarbenen Auges zu erhaschen. Nichts.
    Ein leises Husten – und dann ein
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