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Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Titel: Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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gemütlich machen. Jedenfalls noch nicht.«
    »Wieso denn nicht?«
    Sie löste sich von ihm und ging in die Küche, um ihre Handtasche zu holen. »Weil ich noch etwas besorgen muss.«
    Er sah verdutzt drein. »So spät noch?«
    »Ich bin in zehn Minuten wieder da.« Sie kehrte zum Sofa zurück und beugte sich über ihn, strich ihm die Haare aus der Stirn und gab ihm einen Kuss. »Rühr dich ja nicht vom Fleck, mein großer Junge«, sagte sie leise.
    »Machst du Witze? Ich bin der Fels von Gibraltar.«
    Sie lächelte, strich ihm noch einmal übers Haar und ging dann Richtung Wohnungstür.
    »Gib auf dich acht«, rief er ihr hinterher. »Denk an die merkwürdigen Päckchen, die wir bekommen haben.«
    »Keine Sorge. Ich bin ein großes Mädchen.« Kurz darauf fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.
    Smithback verschränkte die Hände hinterm Kopf und streckte sich seufzend auf dem Sofa aus. Er hörte, wie Noras Schritte auf dem Flur verhallten, dann das Klingeln des Aufzugs. Schließlich war alles still bis auf das leise Brausen des Stadtverkehrs draußen.
    Er konnte sich schon denken, wohin sie gegangen war – zur Patisserie an der Ecke. Die hatte bis Mitternacht geöffnet, und dort gab es seine Lieblingstorten. Eine besondere Vorliebe hatte Smithback für die
praline génoise
mit Calvados-Buttercreme. Mit etwas Glück hatte Nora zur Feier des heutigen Tages genau diesen Kuchen bestellt.
    Und so lag er auf dem Sofa in dem schwach erleuchteten Apartment und lauschte den Geräuschen Manhattans. Die Cocktails, die er getrunken hatte, verlangsamten seine Denkvorgänge ein klein bisschen. Ihm fiel eine Zeile aus einer Kurzgeschichte von James Thurber ein:
auf eine schläfrige, umnebelte Weise glücklich und zufrieden
. Er hatte schon immer eine fraglose, völlig unkritische Zuneigung zu den Texten seines Journalistenkollegen und Schriftstellers James Thurber empfunden. Wie auch für die Geschichten von Robert E. Howard, der großartige Schundromane geschrieben hatte. Der eine, fand Smithback, hatte sich immer zu sehr bemüht, der andere zu wenig.
    Aus irgendeinem Grund kehrten seine Gedanken zu jenem Sommertag zurück, an dem er Nora kennengelernt hatte. Die vielen Erinnerungen tauchten wieder auf: Arizona, Lake Powell, der heiße Parkplatz, die große Limousine, in der er eingetroffen war. Er schüttelte den Kopf und lächelte. Nora Kelly war ihm zunächst wie eine ziemliche Zicke vorgekommen, eine frischgebackene Dr. phil. mit Komplexen. Andererseits hatte auch er keinen besonders guten Eindruck gemacht und sich wie ein Vollidiot aufgeführt, das stand mal fest. Doch das lag jetzt vier Jahre zurück, oder fünf … Herrje, war die Zeit wirklich so schnell vergangen?
    Von draußen vor der Wohnungstür war ein Scharren zu hören, dann das Kratzen eines Schlüssels im Schloss. Nora? Schon zurück?
    Er wartete darauf, dass sich die Tür öffnete, aber stattdessen kratzte der Schlüssel noch einmal, als habe Nora Schwierigkeiten mit dem Schloss. Vielleicht balancierte sie ja einen Kuchen auf dem Arm. Er wollte gerade aufstehen, um ihr zu öffnen, als die Tür plötzlich knarrend aufging und im Eingangsflur Schritte zu hören waren.
    »Wie versprochen, ich bin immer noch da«, rief er. »Mr. Gibraltar persönlich.«
    Er hörte noch einen Schritt. Irgendwie klang das aber nicht nach Nora. Er war zu langsam und schwer und hörte sich irgendwie watschelnd, unsicher an.
    Smithback setzte sich auf dem Sofa auf. In der kleinen Diele zeichnete sich undeutlich eine Gestalt ab, erhellt vom Licht aus dem dahinterliegenden Korridor außerhalb der Wohnung. Die Gestalt war so groß und breitschultrig, dass es sich unmöglich um Nora handeln konnte.
    »Wer zum Teufel sind Sie?«, rief Smithback.
    Rasch griff er nach der Lampe auf dem Beistelltisch neben sich und knipste sie an. Er erkannte die Person fast auf Anhieb. Oder meinte doch, sie zu erkennen – aber irgendetwas stimmte mit dem Gesicht nicht. Es war aschfahl, aufgedunsen, fast breiig. Es wirkte krank … oder Schlimmeres.
    »Colin?«, rief Smithback. »Sind Sie’s? Was zum Teufel machen Sie in meiner Wohnung?«
    In diesem Augenblick sah er das Schlachtermesser.
    Sofort sprang er auf. Die Gestalt schlurfte ein paar Schritte näher und versperrte ihm den Weg. Ein kurzer, furchtbarer Moment des Stillstands. Dann stach das Messer zu, mit furchterregender Geschwindigkeit sauste es durch die Luft, dorthin, wo Smithback vor weniger als einer Sekunde noch gestanden hatte.
    »Was
zum
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