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Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst

Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst

Titel: Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Halle irgendwie unheimlich nach Rauch und alten Baumwurzeln roch. Als die Gruppe um die Ecke verschwand, war es wieder still.
    Als sie das letzte Mal hier gewesen waren, erinnerte sich Billy, hatten sie den größten Brontosaurus der Welt und einen Tyrannosaurus gesehen. Zumindest glaubte er, daß er so geheißen hatte. Die Zähne dieses Tyrannosaurus mußten drei Meter lang gewesen sein. Er war das tollste Ding gewesen, das Billy bisher in seinem ganzen Leben gesehen hatte. Aber an die Totempfähle konnte er sich nicht mehr erinnern. Vielleicht waren die Dinosaurier in der nächsten Halle. Aber die war leider bloß die langweilige »Halle Asiatischer Völker«, voller Jade- und Elfenbeinschmuck, Seide und Bronzestatuen.
    »Da, schau, was du angerichtet hast«, sagte Billy.
    »Was denn?«
    »Du bist schuld, daß ich mich verlaufen habe«, antwortete Billy. »Mommy ist bestimmt furchtbar böse«, sagte der kleine Junge. Billy schnaubte verächtlich. Sie sollten ihre Eltern erst nach Schließung des Museums auf der großen Treppe am Ausgang treffen. Und die würde er ohne größere Probleme finden.
    Sie gingen durch ein paar verstaubte Räume und kamen, nachdem sie eine enge Treppe hinuntergestiegen waren, in einen langen, düsteren Gang. An den Wänden waren bis hinauf zur Decke Tausende von kleinen, ausgestopften Vögeln aufgereiht, aus deren toten Augen weiße Watte hervorschaute. Der menschenleere Korridor roch nach Mottenkugeln.
    »Ich weiß schon, wo wir sind«, sagte Billy mit falscher Zuversicht und blickte sich im Dämmerlicht um.
    Der Kleine begann leise zu weinen.
    »Hör auf!« sagte Billy. Das Geschniefe verstummte.
    Der Gang machte einen scharfen Knick und endete in einer dunklen Sackgasse voller verstaubter, leerer Schaukästen. Es gab keine erkennbaren Ausgänge, nur den Weg zurück in den langen Gang voller toter Vögel. Weit entfernt von den anderen sonntäglichen Museumsbesuchern hallten die Schritte der beiden Kinder hohl von den Wänden des Ganges wider. Eine Wand der kurzen Sackgasse bildete ein Paravent aus Holz und Stoff, der nur auf den ersten Blick wie eine massive Mauer aussah. Billy ließ die Hand seines Bruders los und schob den Paravent ein wenig zur Seite.
    »Hier war ich schon einmal«, sagte er deutlich überzeugter. »Jetzt ist es versperrt, aber das letzte Mal war es offen. Ich wette, daß wir direkt unter den Dinosauriern sind. Laß mich mal sehen, ob man da irgendwo nach oben kommt.«
    »Du darfst da nicht hinein«, warnte sein kleiner Bruder.
    »Hör zu, du Dummkopf, ich gehe jetzt. Und du wartest gefälligst auf mich.« Billy verschwand hinter dem Paravent, und ein paar Sekunden später hörte sein Bruder ein Quietschen, als würde eine alte Metalltür geöffnet.
    »Hey«, hörte er Billys Stimme. »Da ist eine Wendeltreppe. Sie geht zwar nur nach unten, aber das ist echt
cool.
Ich schau mal, wo sie hinführt.«
    »Billy! Tu das nicht!« schrie der Kleine, vernahm aber anstatt einer Antwort nur das Geräusch sich rasch entfernender Schritte.
    Der Kleine fing zu heulen an, und seine schwache Stimme verlor sich in dem düsteren Gang. Nach ein paar Minuten bekam er einen Schluckauf, zog lautstark den Rotz hoch und setzte sich auf den Boden. Er fing an, an der locker gewordenen Gummikappe seines Turnschuhs herumzuzupfen und hatte sie bald ganz abgerissen.
    Plötzlich blickte er auf. Die Luft in dem stillen Gang schien zu stehen. Die Lichter in den Schaukästen warfen dunkle Schatten auf den Boden. Irgendwo rumpelte und zischte es in der Klimaanlage. Billy war fort. Vielleicht für immer. Der Kleine fing wieder zu weinen an, diesmal lauter.
    Vielleicht sollte er Billy einfach nachgehen. Vielleicht war das ja gar nicht so unheimlich, wie er glaubte. Vielleicht war Billy vorausgegangen und hatte die Eltern gefunden, und jetzt warteten sie alle auf ihn, drüben, auf der anderen Seite. Aber er mußte sich beeilen. Denn bald wurde das Museum geschlossen.
    Er stand auf und schlüpfte hinter den Paravent. Der Gang ging auf der anderen Seite weiter und war voller staubiger Schaukästen mit fast vergessenen Ausstellungsstücken. Eine alte Metalltür an einer Wand des Ganges stand einen Spalt weit offen. Der Kleine ging darauf zu und spähte hinein. Er sah den obersten Absatz einer nach unten führenden Wendeltreppe. Hier war es noch staubiger als draußen, und ein seltsamer Geruch ließ ihn die Nase rümpfen. Er wollte nicht auf diese Stufen treten. Aber Billy war irgendwo da unten.
    »Billy!«
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