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Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)

Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)

Titel: Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
Autoren: Niamh Greene
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Hochgeschwindigkeit auf mich zuraste. Gerade noch rechtzeitig aufgeblickt und gesehen, dass Angelica hektisch winkte und kräftig auf die Hupe drückte, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Sie trug eine riesige Designer-Sonnenbrille, die fast ihr ganzes Gesicht bedeckte: War es aber eindeutig. Ihr zarter Gesichtsschnitt ist unverkennbar. Zur Seite gesprungen und auf den Gehweg gestürzt, während sie vorbeibrauste.
    Bin sehr mit mir zufrieden. Da sie mich nun wahrgenommen hat, wird sie mich sicher zu ihrer besten Freundin und Vertrauten machen. Das ist es beinahe wert, dass man sich überfahren lässt.
    Louise angerufen, um ihr von den neuesten dramatischen Entwicklungen zu berichten. Doch noch ehe ich meine spannende Begegnung mit Angelica schildern konnte, die mich beinahe das Leben gekostet hätte, fiel sie mir ins Wort. » Mir ist so heiß«, jammerte sie. » Das Wetter bringt mich um.«
    » Äh, wir haben nur um die fünfzehn Grad«, setzte ich vorsichtig an, um sie nicht gegen mich aufzubringen. In letzter Zeit sind ihre Launen unberechenbar.
    » Es könnten auch fünfunddreißig sein«, zischte sie erbost. » Mir geht es so verdammt dreckig. Probier du mal aus, mitten im Sommer schwanger zu sein. Eine Quälerei ist das.«
    Habe mir die Bemerkung verkniffen, dass ich erstens schon zweimal schwanger war und dass der Sommer zweitens offiziell vorbei ist. Louise glaubt nämlich, sie sei die einzige Frau, die je ein Kind erwartet hat. In der gesamten Menschheitsgeschichte! Außerdem scheinen die Schwangerschaftshormone eine zersetzende Wirkung auf ihr gesamtes Gefühlsleben zu haben. Wenn sie nicht gerade weint, tobt und brüllt sie herum. (Und benützt zu allem Überfluss die schlimmsten Kraftausdrücke. Jack war letzte Woche dreimal dabei, als das Sch-Wort fiel. Habe eine Ewigkeit gebraucht, um ihn davon zu überzeugen, dass er sich verhört hat.)
    Vermute, dass sie dringend ein intensives Anti-Aggressions-Training braucht. Befürchte jedoch, sie könnte mir ihre Louis-Vuitton-Handtasche über den Schädel ziehen, wenn ich es ihr vorschlage.
    » Du bist ja so ein Glückspilz«, fuhr sie fort, und zwar in einem Tonfall, als könne sie mir kalt lächelnd an die Gurgel springen. » Den ganzen Sommer hast du dich auf dem Land erholt, während ich in diesem elenden Büro gehockt habe. Den Nächsten, der mich fragt, wann das Baby kommt, mache ich platt.«
    Wollte schon witzeln, dass es sicher nicht schwer sei, jemanden mit einem unnatürlich dicken Bauch und einem riesigen Schwangerschaftsbusen wie ihrem plattzumachen. Habe aber am deutlichen Zittern in ihrer Stimme erkannt, dass sie sich gerade wieder von einer zornigen in eine weinende Frau verwandelte, weshalb ein Scherz die Schleusen nur geöffnet hätte. » Bald fängt dein Mutterschaftsurlaub an, Louise«, versuchte ich sie aufzuheitern. » Dann kommst du mich besuchen, und wir trinken Kaffee und essen dazu viele, viele Plätzchen.«
    » Spitze, damit ich noch fünf Kilo zunehme und endgültig aussehe wie ein gestrandeter Wal«, schluchzte sie. » Ich habe schon jetzt keine freie Sicht auf meine Füße mehr.« Sie klang richtiggehend verzweifelt. » Ich muss los. In fünf Minuten fängt die Vorstandssitzung an.«
    » Gut, ich melde mich morgen«, sagte ich. War zu meiner Schande erleichtert, das Gespräch beenden zu können. Hielt den Moment außerdem für ungeeignet, den Promi-Zuwachs in der Stadt zu erwähnen.
    » Vielleicht rufe ich dich nachher an«, erwiderte sie. » Wir müssen das mit den Lamaze-Kursen planen.«
    Beim Auflegen leichte Panik verspürt. Warum habe ich mich je überreden lassen, ihre Geburtsbegleiterin zu sein? Ja, Louise ist meine beste Freundin, und der Vater ihres ungeborenen Kindes hat sich aus dem Staub gemacht. Musste allerdings bei meinen beiden Geburten betäubt werden und werde es deshalb niemals schaffen mit anzusehen, wie sie ein Baby kriegt. Insbesondere aus dem Grund, weil sie sich eine natürliche Geburt mit möglichst wenig medizinischer Unterstützung wünscht. Hoffentlich ändert sie ihre Meinung, wenn sie merkt, wie unbeschreiblich schmerzhaft die Angelegenheit ist. Zum Glück werde ich ja da sein, um für sie bei knackigen Frauenärzten mehrfache Rückenmarksnarkosen und Lachgas einzufordern.

7. September
    Joe gestanden, dass ich Angst davor habe, Louises Geburtsbegleiterin zu sein. » Ich weiß nicht, ob ich das aushalte«, meinte ich und vertilgte dabei zur Beruhigung eine Packung Rolo-Eiscreme. » Louise hat sehr hohe
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