Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon
Autoren: Lorna Landvik
Vom Netzwerk:
Wette zu verlieren«, sagte er, »aber der wahre Verlierer fährt jetzt in meinem Wagen herum.« Er tätschelte ihr den Kopf. »Kommen Sie gut nach Hause und vergessen Sie nicht, daß Sie geliebt werden.«
    Harriet machte es sich auf dem Rücksitz bequem und zog die breiten Revers von Avels schmalem Mantel dichter zusammen. Sie wurde sich erst bewußt, daß sie summte, als der Taxifahrer mit weichem Bariton einstimmte, und gemeinsam sangen sie Glühwürmchen , wobei sie sich darin einig waren, daß abgesehen von den beiden Sängern im Taxi die Mills Brothers die beste Interpretation des Liedes gebracht hatten.
    Â»Hört sich an, als wär er ein Spinner«, sagte Thor, der mit einem Badetuch um die Hüften vor dem kleinen Spiegel über der Spüle in der Küche stand. Sein Gesicht war halb eingeseift, halb rasiert, und Patty Jane saß am Küchentisch, wo sie, mit ihrem eigenen Frühstück fertig, die Reste von Thors aß.
    Â»Ja, find ich auch, aber red mal mit Harriet. Die ist hingerissen von dem Kerl.« Patty Jane wischte sich einen Klacks Eigelb von der Lippe. »Aber Harriets Geschmack in Sachen Männer war ja noch nie das, was man gut nennen würde.« Sie schnitt eine Grimasse bei der Erinnerung an Big Gene, Harriets letzten Freund, der am Kopf eine Drachentätowierung gehabt hatte, die wie eine Wunde eitrig triefte.
    Â»Wenigstens geht der Bursche nicht stempeln«, meinte Thor. »Ich meine, er hat immerhin einen neuen Packard.«
    Â»Er hatte einen neuen Packard.«
    Sie lachten ausgiebig bei dem Gedanken an diesen Einfaltspinsel, den Harriet sich da an Land gezogen hatte, der einem Wildfremden und noch dazu einem Penner seinen nagelneuen Packard zu einer Spritztour geliehen hatte.
    Das gemeinsame Gelächter löste Verlangen aus – das wie ein unzerstörbares Virus durch ihre Wohnung schwirrte –, und Patty Jane löste das weiße Badetuch von Thors Hüften und ließ es zu Boden fallen.
    Für einen Mann, der gerade mal einen Meter fünfzig maß und dessen Stirn bis zum Hinterkopf reichte, war es nicht einfach, flott auszusehen, aber Avel Ames schaffte es. Er wußte es, Harriet wußte es, und auch die Frauen, die ihre Tanzpartner in ihre Nähe steuerten, mit den Fingern schnippten und Avel baten, ihnen einen Tanz aufzuheben, wußten es.
    Â»Ich bin für den Abend ausgebucht, meine Damen«, sagte Avel, wobei er Harriet hintenüber kippte und sie einen effektvollen Moment lang so hielt.
    Als sie an ihren Tisch zurückgekehrt waren, um sich von Kellnern in roten Boleros Cocktails und Hors d’œuvres servieren zu lassen, kamen die Leute in Scharen, um guten Abend zu wünschen.
    Eine Frau, deren Ohrläppchen unter dem Gewicht ihrer Ohrgehänge sichtlich litten, lud sie ein, sich ihren neuen Manet anzusehen, und nachdem sie gegangen war, sagte Harriet: »Avel, ich bekomme langsam den Eindruck, daß Sie so was wie ein großes Tier sind.«
    Â»In gewissen Kreisen«, antwortete er. »Hoffentlich in Ihren.«
    Sie waren auf dem Ernteball, einer Wohltätigkeitsveranstaltung zur Erhaltung von Courtney Manor. Es war ihre erste Verabredung. Avel hatte Harriet am Morgen in Donaldsons Warenhaus angerufen. Als sie sich mit »Galanteriewaren« meldete, sagte er: »Oh, da bin ich ja genau richtig«, und lud sie zu dieser »Tanzerei« ein. »Ich hole Sie um sieben ab.«
    Â»Oh«, sagte Harriet, den Telefonhörer unter das Kinn geklemmt, um einen Kassenzettel abreißen zu können. »Sie haben Ihren Wagen wieder.«
    Â»Noch nicht«, erwiderte Avel. »Aber die Polizei scheint zu glauben, daß er jeden Tag auftauchen kann.«
    Â»Wo gibt es Wärmflaschen?« fragte eine korpulente Frau, beide Hände in ihr Kreuz gestemmt.
    Harriet sagte ins Telefon: »Also dann, bis um sieben.«
    Avel Ames kam nicht mit leeren Händen. Er trug eine Pyramide von Kartons: einen Kleiderkarton ganz unten, eine Hutschachtel in der Mitte, Schuh- und Ansteckblumenkartons obenauf. Er selbst war hinter dem Turm aus farbenfrohen Hochglanzschachteln kaum zu sehen, als er sich an Harriet vorbei durch die Tür zwängte. Er warf die ganze Bescherung auf das schmale Sofa in der Mitte des Zimmers. Die Hutschachtel fiel herunter, ihr Deckel sprang auf, und darunter zeigte sich ein Schimmer blauen Samts in Seidenpapier.
    Avel trug einen schwarzen Frack. Sein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher