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Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen
Autoren: James Patterson
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Lieutenant ab.
    »Pierce!« rief ich den Gang entlang.
    Das Gerede vor dem Schlafzimmer verstummte auf einen Schlag.
    »Pierce! Ich bin’s, Alex Cross«, rief ich wieder. »Ich möchte reinkommen, Pierce!«
    Mir wurde eiskalt, es war zu still. Kein Geräusch war zu vernehmen. Doch dann hörte ich seine Stimme, sie klang müde und schwach. Vielleicht verstellte er sich jedoch nur. Wer wußte schon, was er als nächstes anstellen würde?
    »Kommen Sie rein, wenn Sie wollen. Nur Sie, Cross.«
    »Laß ihn«, zischte Sampson aufgeregt hinter mir. »Alex bitte halt dich ausnahmsweise mal raus.«
    Ich wandte mich ihm zu.
    »Wenn ich das nur könnte.«
    Ich schob mich durch die Gruppe von Polizisten am Ende des Flurs und sah wieder das Plakat, das dort hing: Ohne Gott sind wir zur Freiheit verurteilt. Ging es darum?
    Ich zog meine Pistole und machte langsam die Schlafzimmertür auf. Aber ich war nicht vorbereitet auf das, was ich sah.
    Thomas Pierce lag ausgestreckt auf dem großen Bett, das er einst mit Isabella Calais geteilt hatte. Er hielt ein schimmerndes, rasiermesserscharfes Skalpell in seiner Hand.
127.
    Thomas Pierces Brust war aufgeschnitten. Er hatte sich selbst aufgeschlitzt, wie er es mit einer Leiche bei einer Autopsie getan hätte. Er war noch am Leben, aber er war kurz vor dem Ende. Es war unglaublich, daß er überhaupt bei Bewußtsein war.
    Pierce sprach mit mir. Ich weiß nicht, wie es ihm gelang, aber er tat es.
    »Haben Sie die Arbeitsweise von Mr. Smith noch nie gesehen?«
    Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Ich hatte noch nie dergleichen gesehen, in meinen ganzen Jahren in der Abteilung für Gewaltverbrechen und auch bei der Mordkommission nicht. Hautlappen hingen über Pierces Rippen, entblößten durchsichtige Muskeln und Sehnen. Ich hatte Angst, war abgestoßen, schockiert – alles gleichzeitig.
    Thomas Pierce war das nächste Opfer von Mr. Smith. Sein letztes?
    »Kommen Sie nicht näher. Bleiben Sie, wo Sie sind!« sagte er. Es war ein Befehl.
    »Mit wem spreche ich? Mit Thomas Pierce oder mit Mr. Smith?«
    »Treiben Sie keine Seelenklempner-Spielchen mit mir! Ich bin schlauer als Sie.«
    Ich nickte. Wozu sollte ich Pierce – oder war es Mr. Smith?
    – noch widersprechen?
    »Ich habe Isabella Calais ermordet«, sagte er langsam.
    Seine Augen verschleierten sich. Er sah aus wie in Trance.
    »Ich habe Isabella Calais ermordet.«
    Er preßte das Skalpell an seine Brust, bereit, auf sich einzustechen, sich zu piercen . Ich wollte mich abwenden, konnte es aber nicht. Der Mann wollte sich das eigene Herz herausschneiden! Der Kreis hatte sich tatsächlich geschlossen. Mr. Smith war das S .
    »Sie haben Isabellas Sachen nie weggeschafft«, sagte ich, »und Sie haben ihre Bilder hängenlassen.«
    Pierce nickte.
    »Ja, Dr. Cross. Ich habe um sie getrauert.«
    »Das habe ich zunächst auch geglaubt, genau wie die Leute von der Einheit für Verhaltenswissenschaft in Quantico. Aber dann habe ich es schließlich begriffen.«
    »Was haben Sie begriffen? Bitte erzählen Sie mir alles über mich.«
    Pierce verspottete mich. Er war völlig klar im Kopf, sein Verstand arbeitete noch immer.
    »Die anderen Morde – Sie wollten diese Menschen eigentlich gar nicht umbringen.«
    Thomas Pierce funkelte mich böse an. Mit einer unheimlichen Willenskraft konzentrierte er seinen Blick auf mich. Seine Arroganz erinnerte mich an Soneji.
    »Und warum habe ich es dann getan?«
    »Sie haben sich bestraft. Jeder Mord war eine Neuauflage von Isabellas Tod. Sie haben das Ritual immer aufs neue wiederholt. Jedesmal, wenn Sie jemanden ermordeten, haben Sie ihren Tod erneut durchlitten.«
    Thomas Pierce stöhnte.
    »Ohhh, ich habe sie hier ermordet. In diesem Bett! Können Sie sich das vorstellen? Natürlich nicht, niemand kann das.«
    Er hob das Skalpell über seinen Körper.
    »Pierce, nein!«
    Ich mußte etwas unternehmen. Ich stürzte mich auf ihn, warf mich auf ihn, und das Skalpell fuhr in meine rechte Handfläche. Ich schrie vor Schmerz auf, als Pierce es herauszog. Ich packte den zusammengefalteten gelb und weiß geblümten Bettüberwurf und preßte ihn gegen Pierces Brust. Er wehrte sich, schlug um sich, als hätte er einen Anfall.
    »Alex, nein! Alex, paß auf!« hörte ich Sampson hinter mir rufen.
    Ich konnte ihn aus dem Augenwinkel sehen. Er kam schnell auf das Bett zu.
    »Alex, das Skalpell!« schrie er.
    Pierce wehrte sich noch immer unter mir. Er schrie Obszönitäten, und seine Kraft war fast unmenschlich. Ich
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