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Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen
Autoren: James Patterson
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ab, nicht etwa weil sie jemanden gebraucht hätten, der sie nach Hause brachte. Sie fehlten mir nur furchtbar. Ich mußte sie sehen, je eher, desto besser. Außerdem tat mir der Kopfweh, und ich wollte aus dem Haus, weg von all meinen Problemen. Auf dem Schulhof sah ich Christine. Sie war umringt von kleinen Kindern. Sie sah glücklich aus, und ich merkte, daß die Kinder liebend gern in ihrer Nähe waren. Welcher Mensch, der alle seine Sinne beisammenhatte, wäre nicht gern in ihrer Nähe gewesen? Es sah völlig natürlich aus, wie sie in einem marineblauen klassischen Kostüm ein Springseil schwang. Sie lächelte, als sie mich über den Schulhof näher kommen sah, und mir wurde warm ums Herz, und nicht nur ums Herz.
    »Schaut mal, wer da durch die frische Luft spaziert kommt«, sagte sie.
    »Als ich in der High School war«, sagte ich zu ihr, während sie weiter das rosa Springseil schwang, »hatte ich eine Freundin an der John Carroll. Während der ganzen ersten Jahre.«
    »Hmmm. Nettes katholisches Mädchen? Weiße Bluse, karierter Rock, zweifarbige Lederschuhe?«
    »Sie war sehr nett. Übrigens ist sie jetzt Botanikerin. Ich bin immer den ganzen Weg zur South Carolina Avenue gegangen, bloß für den Fall, daß ich Jeanne nach der Schule kurz zu sehen bekomme. Sie war meine Flamme.«
    »Das muß an den zweifarbigen Lederschuhen gelegen haben. Willst du mir übrigens damit sagen, daß du wieder eine Flamme hast?«
    Christine lachte. Die Kinder konnten uns zwar nicht richtig verstehen, aber sie lachten trotzdem mit.
    »Mehr als das. Ich stehe in Flammen.«
    »Das ist gut«, sagte sie, schwang das Seil und lächelte die Kinder an, »denn ich stehe auch in Flammen. Und wenn dieser Fall vorbei ist, Alex …«
    »Alles, was du willst. Du mußt es nur sagen.«
    Ihre Augen strahlten.
    »Ein Wochenende weit weg von allem. Vielleicht in einem Landgasthof, aber mir ist alles recht, was weit weg ist.«
    Ich wollte Christine gern in die Arme nehmen, wollte sie küssen, aber auf dem überfüllten Schulhof kam das nicht in Frage.
    »Abgemacht«, sagte ich. »Versprochen.«
    »Ich nehme dich beim Wort. Gut, daß du in Flammen stehst. Wir werden es an unserem Wochenende testen.«
122.
    Als ich wieder zu Hause war, arbeitete ich bis zum Abendessen weiter am Fall Pierce. Ich aß mit Nana und den Kindern schnell einen Hamburger mit Sommerkürbis und wurde wieder einmal heftig ausgeschimpft, weil ich unheilbar arbeitssüchtig sei und keinerlei Reue zeige. Nana schnitt mir noch ein Stück Torte ab, dann zog ich mich wieder in mein Zimmer zurück, satt, aber zutiefst unbefriedigt.
    Ich konnte nicht anders, ich machte mir große Sorgen. Vielleicht hatte Pierce bereits das nächste Opfer in seine Gewalt gebracht. Möglicherweise führte er heute nacht abermals eine »Autopsie« durch, es konnte jederzeit eine Nachricht von ihm kommen.
    Ich las nochmals die Notizen, die ich an die Schlafzimmerwand gepinnt hatte. Ich hatte das Gefühl, die Antwort liege direkt hier vor mir, und das trieb mich zum Wahnsinn. Menschenleben waren in Gefahr.
    Er hatte das Herz von Isabella Calais »gepierct«.
    Seine Wohnung in Cambridge war ein zwanghafter Schrein zu ihrem Gedächtnis.
    Er war »nach Hause« zurückgekehrt, als er nach Point Pleasant Beach fuhr. Die Chance, ihn zu kriegen, war vorhanden – wenn wir schlau genug waren, wenn wir so gut waren wie er.
    Was war uns entgangen, dem FBI und mir?
    Ich jonglierte weiter mit den diversen Anhaltspunkten.
    Er »piercte« seine Opfer immer. Ich fragte mich, ob er impotent war oder es geworden war, seit er keine sexuelle Beziehung mehr zu Isabella haben konnte.
    Mr. Smith operierte wie ein Arzt – Pierce wäre fast Arzt geworden. Sein Vater und auch seine Geschwister waren Ärzte. Er hatte es nicht geschafft.
    Ich ging zeitig zu Bett, gegen elf, konnte aber nicht schlafen. Zumindest hatte ich versucht abzuschalten. Schließlich rief ich Christine an, und wir redeten etwa eine Stunde lang miteinander. Doch selbst während ich ihrer Stimme lauschte, mußte ich wider Willen an Pierce und Isabella Calais denken. Pierce hatte sie geliebt. Was würde geschehen, wenn ich Christine jetzt verlöre? Was war Pierce nach dem Mord widerfahren? Hatte er den Verstand verloren?
    Sobald ich aufgelegt hatte, machte ich mich doch wieder an die Arbeit. Ich überlegte, ob sein Muster etwas mit Homers Odyssee zu tun haben könnte. Er kehrte nach einer Reihe von Tragödien und Mißgeschicken heim? Nein, das war es nicht. Was zum
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