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Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Titel: Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da
Autoren: James Patterson
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sie zurück. Dann lächelte sie wieder. Wir lächelten beide. Vielleicht sprach sie etwas langsam, aber ihr Verstand war nicht langsam.
    Zehn Tage später saß die willensstarke Kate auf einem sperrigen, vierbeinigen Laufstuhl aus Metall. Sie beschwerte sich, sie hasse die mechanische Gehhilfe und werde sie innerhalb einer Woche ablegen. In Wahrheit brauchte sie fast vier Wochen dazu, aber selbst das wurde als Wunder betrachtet.
    Sie hatte von den schrecklichen Schlägen eine halbmondförmige Narbe auf der linken Seite der Stirn. Bis jetzt hatte sie sich geweigert, sie von der plastischen Chirurgie entfernen zu lassen. Sie meinte, die Narbe gebe ihr mehr Persönlichkeit. In gewisser Weise stimmte das. Typisch für Kate McTiernan, die unverfälschte Kate McTiernan.
    »Sie gehört außerdem zu meiner Lebensgeschichte, also bleibt sie«, sagte sie. Sie sprach jetzt normaler, wurde jede Woche etwas deutlicher. Wenn ich Kates halbmondförmige Narbe sah, wurde ich immer an Reginald Denny erinnert, den Lastwagenfahrer, der bei den Unruhen in Los Angeles so übel zusammengeschlagen worden war. Ich erinnerte mich daran, wie er nach dem ersten Urteil im Fall Rodney King ausgesehen hatte. Dennys Kopf war auf einer Seite eingeschlagen, fast konkav. Als ich ihn ein Jahr nach dem Zwischenfall wieder im Fernsehen sah, hatte sich nichts daran geändert. Ich dachte außerdem an eine Erzählung von Nathaniel Hawthorne mit dem Titel »Das Muttermal«. Die Narbe war das einzige Unvollkommene an Kate. Mit ihr war sie, jedenfalls in meinen Augen, schöner und noch besonderer als vorher. Ich verbrachte fast den ganzen Juli bei meiner Familie in Washington. Zwei Kurzreisen, um Kate in Durham zu besuchen, aber das war alles. Wie viele Väter haben Zeit, einen Monat mit ihren Kindern zu verbringen, ihnen auf der wilden, rasend schnellen Reise durch die Kindheit zu folgen? In jenem Sommer spielten Dämon und Jannie beide in Klubs Basketball. Sie waren immer noch süchtig nach Musik, Kino, Krach im allgemeinen und Kuchen mit heißer Schokolade. Sie schliefen beide in der ersten Woche mit mir im Bett – während ich mich erholte, versuchte, die Zeit zu vergessen, die ich vor kurzem in der Hölle verbracht hatte. Ich machte mir Sorgen, Casanova werde sich an mir rächen wollen, weil ich seinen besten Freund getötet hatte, aber bis jetzt war nichts davon zu bemerken. In North Carolina waren keine schönen Frauen mehr entfuhrt worden. Inzwischen war eindeutig erwiesen, daß Davey Sikes nicht Casanova war. Gegen mehrere Polizisten in der Gegend war ermittelt worden, auch gegen seinen Partner Nick Ruskin, sogar gegen Chief Hatfield. Alle Cops hatten Alibis, alle wurden entlastet. Wer zum Teufel war Casanova dann? Würde er einfach verschwinden wie sein unterirdisches Haus? War er trotz der vielen grauenhaften Morde davongekommen? Konnte er jetzt einfach mit dem Töten aufhören? Meine Großmutter hatte immer noch bändeweise psychologische und andere gute Ratschläge für mich, die ich befolgen sollte. Meistens ging es um mein Liebesleben und darum, daß ich zur Abwechslung ein normales Leben fuhren sollte. Sie wollte, daß ich eine Privatpraxis aufmachte; alles, nur keine Polizeiarbeit mehr.
    »Die Kinder brauchen eine Großmutter und eine Mutter«, sagte Nana Mama mir eines Morgens von der Kanzel ihrer Herdes aus, an dem sie sich Frühstück machte.
    »Ich soll also losziehen und eine Mutter für Dämon und Jannie suchen? Willst du mir das sagen?«
    »Ja, Alex, das solltest du tun, und du solltest es tun, ehe du dein jungenhaftes gutes Aussehen und deinen Charme verlierst.«
    »Ich fange sofort damit an«, sagte ich. »Ziehe noch in diesem Sommer eine Frau und Mutter an Land.«
    Nana Mama gab mir einen Klaps mit dem Pfannenheber. Gab mir der Abrundung halber noch einen Klaps. »Werd mir gegenüber ja nicht frech«, sagte sie. Sie hatte immer das letzte Wort.
    Der Anruf kam eines Morgens Ende Juli gegen eins. Nana und die Kinder waren im Bett. Ich spielte auf dem Klavier etwas Jazz, amüsierte mich, unterhielt ein paar Junkies auf der Fifth Street mit der Musik von Miles Davis und Dave Brubeck. Kyle Craig war am Telefon. Ich seufzte, als ich Kyles ruhige, subalterne Stimme hörte.
    Ich war natürlich auf schlechte Nachrichten gefaßt, aber nicht auf die ganz besondere Nachricht, die ich so spät in der Nacht erhielt.
    »Was zum Teufel gibt es, Kyle?« fragte ich ihn sofort, versuchte, aus dem unerwarteten Anruf einen Witz zu machen. »Ich habe dir
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