Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James
Autoren: Das Ikarus-Gen
Vom Netzwerk:
stehe heute vor Ihnen, um die Rechte von sechs
amerikanischen Staatsbürgern zu vertreten. Max, Matthew, Oz,
Icarus, Wendy und Peter«, sagte die Anwältin der Gegenseite,
»sowie die ihrer wahren Eltern.«
    »Warum werde ich immer als Letzter genannt?«, meldete sich
der kleine Peter mürrisch von seinem Platz in der zweiten Reihe
zu Wort. Alle im Raum lachten wegen der unerwarteten
Unterbrechung.
    »Das war nicht meine Absicht«, antwortete Catherine
Fitzgibbons, doch sie war rot angelaufen. Ihr Gesicht schien wie
ein Ballon über dem maßgeschneiderten Navyblau ihres
Schwangerschaftskostüms zu schweben. »Okay, Peter und ihr
anderen, ich bin hier, um euch alle zu vertreten«, sagte sie und
lächelte wohlwollend.
    »Das wage ich ernsthaft zu bezweifeln«, widersprach Icarus,
der von Geburt an blind war. »Sie kennen uns doch gar nicht.
Ich mag zwar blind sein, aber das sehe selbst ich.«
    Erneut brandete Gelächter im Gerichtssaal auf, und
Stimmengemurmel von leisen Unterhaltungen erhob sich, um
erst wieder zu versiegen, nachdem Richter Dwyer wiederholt
mit seinem Hammer auf das Pult geschlagen, zur Ordnung
gerufen und gedroht hatte, den Saal räumen zu lassen. Endlich
beruhigten sich die Kinder ein wenig. Sie waren alle sechs
schnell mit geistreichen Bemerkungen und Spott bei der Sache,
was wahrscheinlich daran lag, dass alle sechs den IQ eines
Genies besaßen. Sie hatten jeden Test gesprengt – StanfordBinet, WPPSI-R und WISC-III.
    Catherine Fitzgibbons ging gleich zu Anfang ihrer
Ausführungen auf Kits und meine »heldenhafte Rettung der
Kinder« ein, wie sie es nannte, bezeichnete unsere Hilfe in der
Vergangenheit als »ehrenvoll« und legte alles, was wir bis dato
getan hatten, mit diesen Worten beiseite. Anschließend zählte
sie die Punkte auf, die gegen uns sprachen. Jeder einzelne war
wie ein Messer, das man Kit und mir ins Herz trieb – und auch
den Kindern, wie ich mir ziemlich sicher war.
    »Euer Ehren, Dr. O’Neill und Mr Brennan mögen selbstlos
gegenüber diesen Kindern gehandelt haben, doch sie besitzen
keinerlei legitime Rechte vor diesem Gericht«, verkündete die
Anwältin.
    »Sie sind unverheiratet, und sie kennen einander und diese
Kinder erst seit wenigen Monaten. Außerdem, und das kann
nicht deutlich genug betont werden, haben die Eltern dieser
Kinder absolut nichts getan, um ihre Rechte als Eltern zu
verwirken. Ganz im Gegenteil, wie wir beweisen werden. Sie
sind die unwiderruflichen, rechtlichen, legitimen und einzigen
Eltern dieser Kinder, ein für alle Mal.«
    Als Catherine Fitzgibbons ihr Eröffnungsplädoyer beendet
hatte, erhob sich Jeffrey Kussof sofort und rief Kit in den
Zeugenstand. Ich sah stolz und voller Liebe auf Kit, als er nach
vorne trat.
Jeffrey zitierte aus Kits Lebenslauf. Ein Abschluss in Jura von
der New York University und zwölf Jahre als FBI-Agent. Mit
sanften Worten beschrieb Kussof die persönliche Tragödie in
Kits Leben. Vier Jahre zuvor, als Kit an einem Fall arbeitete,
waren seine Frau und seine beiden kleinen Jungen allein nach
Nantucket in den Urlaub geflogen. Das kleine Flugzeug war
abgestürzt, und es hatte keine Überlebenden gegeben.
Kit beantwortete die an ihn gerichteten Fragen gelassen und
leidenschaftlich zugleich, mit jenem Funken von
unterschwelligem Humor und Schlagfertigkeit, die für ihn so
typisch waren. Ich war überzeugt, dass jeder, der ihn zum ersten
Mal sah, voll und ganz zu der Auffassung gelangen musste, dass
Kit nicht nur ein tapferer Mann, sondern ein untadeliger und
guter Vater war.
Dann jedoch war Catherine Fitzgibbons an der Reihe. Zwei
erbarmungslose Stunden lang sezierte sie fachmännisch Kits
berufliche Laufbahn – und so gut wie jeden Augenblick seines
Privatlebens.
»Kit ist nicht Ihr richtiger Name, nicht wahr?«, fragte die
Fitzgibbons.
    »Nein. Mein richtiger Name ist Thomas. Thomas Brennan. Kit
ist ein Spitzname. Frannie und die Kinder nennen mich so. Das
ist eine lange Geschichte.«
    »Mr Brennan, Sie waren zwölf Jahre lang beim FBI, ist das
richtig?«
»Das ist richtig.«
»Haben Sie je von Fox Mulder gehört?«
Kit schnaubte und schüttelte den Kopf. Er wusste bereits,
worauf das hinauflief. »Das ist ja wirklich reizend.«
»Bitte instruieren Sie den Zeugen, meine Frage zu
beantworten, Euer Ehren!«, wandte sich Fitzgibbons an den
Richter.
»Mr Brennan, bitte antworten Sie auf die Frage.«
»Fox Mulder ist ein fiktiver Charakter aus einer Fernsehserie«,
sagte Kit.
»Haben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher