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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James
Autoren: Das Ikarus-Gen
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wirklich vorbildlich
benahmen, doch vor allem auch deswegen, weil sie so
aufgeweckt waren und so schnell groß wurden. Max war erst
zwölf, doch in menschlichen Jahren wahrscheinlich doppelt so
reif. Sie begann sogar schon, wie eine junge Frau in der Pubertät
auszusehen. Und Ozymandias erst. Er war hübscher als Prinz
Harry an einem seiner guten Tage.
Es war das erste Mal, dass alle wieder beisammen waren und
sich über ihre neuen Eltern austauschen und Luft ablassen
konnten.
Ozymandias war der Erste. Er meinte, seine Mom wäre »eine
wirklich nette, wirklich süße Person«, doch sie hätte keine
Ahnung von dem Vogel-Teil seines Wesens und würde immer
wieder sagen, dass sich das »mit der Zeit schon auswachsen«
würde. Er berichtete weiter, dass seine Mutter einen Agenten
und einen Anwalt beauftragt hätte, weil sie nicht wollte, dass
»irgendwelche Hollywoodtypen uns über’s Ohr hauen«, wie sie
es nannte.
»Ich mag sie, wisst ihr«, fuhr er fort. »Aber sie hat eigentlich
keine Ahnung, wie sie mit mir umgehen muss. Ständig
schnüffelt die Presse um das Haus, und sie meint, es wäre in
Ordnung. Sie mag die Aufmerksamkeit, glaube ich. Das ist nicht
böse gemeint. Sie ist eben nur menschlich.«
Alle Kinder erzählten Horrorgeschichten von ständig um die
Häuser oder um die Schulen schleichenden Journalisten, Presse,
wohin sie auch gingen. Die Chens hatten Interviews mit Peter
und Wendy verkauft, und die Marshalls hätten es wohl auch
getan, wenn Max es sich nicht ausdrücklich verbeten hätte.
Während eines besonders eindringlichen Interviews hatte sie
sogar eine Kamera zerdeppert.
»Wenn die Mistkerle heute Abend hier auftauchen«, warnte
sie aufgebracht, »dann nehme ich ihnen die Kameras weg und
filme sie!«
Während wir auf die verschiedenen Nachtische warteten, Eis,
Sorbets, Schokoladenkuchen und dergleichen mehr, ergriff Max
das Wort. Mein Gott, sie war wundervoll: Aussehen, Haltung,
einfach alles an ihr verriet, dass sie eine geborene Führerin war. Folgt mir, ich bin diejenige, auf die ihr gewartet habt.
Stellen Sie sich poliertes Perlmutt vor, und Sie kommen der
Farbe und dem Glanz ihrer Flügel sehr nah. Sie irisierten
förmlich und schimmerten dort, wo die Schwingen aus der fast
transparenten Haut austraten, in sanften Rosatönen. Sie
erinnerten mich an Schwanenflügel, doch sie waren mit ihren
drei Metern Spannweite viel, viel größer. Die Flügel wuchsen
hinten aus den Schultern, trotzdem wirkten Max’ Arme elegant
und natürlich. Es war eindeutig, dass sie das Beste beider
Spezies repräsentierte.
»Wie ihr euch denken könnt, bin ich nicht daran gewöhnt, vor
der Öffentlichkeit zu reden«, sagte sie, und wir alle lachten. Max
war in den vergangenen Monaten in so gut wie jeder Talkshow
und in sämtlichen Nachrichtensendungen aufgetreten und hatte
sich, wie nicht anders zu erwarten, hervorragend geschlagen.
»Ganz gleich, ob wir gewinnen oder verlieren«, fuhr sie fort,
»ich möchte Frannie und Kit sagen, wie sehr wir all das zu
schätzen wissen, was sie für uns getan haben, und damit meine
ich alles, angefangen davon, dass sie unsere kleinen Hintern
gerettet haben, dass Frannies Haus bis auf die Grundmauern
abgebrannt ist und dass sie trotzdem hergekommen sind und uns
anbieten, uns bei sich in ihrem neuen Haus aufzunehmen. Mein
Gott, sie sind sogar bereit, Icarus aufzunehmen!«
»Sicher, immer auf die kleinen Blinden, die sich nicht wehren
können!«, protestierte Icarus laut lachend. Er mochte es, dass
Max ihn niemals überging und im Gegenteil darauf achtete, ihn
hervorzuheben.
»Frannie hat heute vor dem Gericht gesagt, dass wir alle
zusammengehören und dass man uns niemals trennen sollte, und
ich schwöre euch, so wird es sein. Es ist das einzig Richtige.
Jeder mit auch nur halbwegs Verstand im Kopf kann das sehen.
Und das bedeutet, dass wir in Schwierigkeiten stecken.« Sie
zwinkerte. »Unser Schicksal liegt nämlich nun in den Händen
des Rechtssystems dieses Landes.«
Sie kam um den Tisch herum und umarmte Kit und mich.
»Wir lieben euch beide«, sagte sie. »Mom und Dad.«
    In jener Nacht marschierte Dr. Ethan Kane durch den dichten
Wald zum Haus von Frannie O’Neill in Bear Bluff. Er war an
jenem Morgen nach Denver geflogen und hatte sogar einen Teil
der Gerichtsverhandlung beobachtet. Dr. Kane war
außerordentlich an den Vogelkindern interessiert, insbesondere
an Maximum, die nicht nur einen Schritt nach vorn in der
Evolution
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