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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James
Autoren: Das Ikarus-Gen
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repräsentierte, sondern möglicherweise auch eine
Reihe von Dingen wusste, die sie gar nicht wissen durfte.
    Erstaunt stellte Dr. Kane fest, dass die Tierärztin ihre Haustür
nicht abgeschlossen hatte. Es gab einen Notizzettel, den sie mit
Tesafilm an die Scheibe geklebt hatte: handschriftliche
Instruktionen an jemanden namens Jessie.
    Ethan Kane betrat das kleine Haus und sah sich mit Hilfe einer
Taschenlampe um. Das elektrische Licht war ihm zu
verräterisch.
    Er fand ein kleines Büro und dahinter eine Art
Operationszimmer, das zugleich als Medikamentenlager zu
dienen schien.
    Die Tiere in Frannie O’Neills Klinik wussten bereits, dass ein
Fremder im Haus war. Hunde, Katzen und weiß Gott was sonst
noch alles begannen zu bellen, fauchen, schreien und
zwitschern.
    »Seid still, ihr Viecher!«, knurrte Dr. Kane zwischen
zusammengebissenen Zähnen hindurch. Er hasste Haustiere, und
noch mehr hasste er die Leute, die Haustiere hielten. Begriff
denn heutzutage niemand mehr, was natürliche Selektion
bedeutete?
    Er kehrte in Dr. O’Neills Büro zurück und suchte nach
Unterlagen über Max. Sie mussten irgendwo in den Akten sein –
und tatsächlich, dort waren sie. Zwei braune Umschläge voll mit
seitenweise handschriftlichen Notizen. Kein neumodischer
Computerschnickschnack für die gute Frau Dr. O’Neill, o nein,
Sir!
Dr. Kane begann in den Notizen zu lesen …
     
Max ist ein Mensch, der durch genetische Manipulation
verändert wurde, hatte Dr. O’Neill notiert.
    Wahrscheinlich wurde im Embryonenstadium Vogel-DNA
injiziert …
Festgestellte Besonderheiten:
Massiver Brustkasten, dreimal so tief wie bei einem normalen
Menschen ihres Alters … benötigt die zusätzliche Muskulatur
für ihre Flügel …
Überlappende Rippen und ein massives, hervorstehendes
Brustbein, das wie ein Kiel über ihre gesamte Brust verläuft …
Keine Brüste, keine Brustwarzen … Max wird keine lebenden
Kinder gebären …
Extrem lange Tracheen … siebzig Zentimeter … wie ein
Akkordeon gefaltet … füllen sich während längerer Flüge mit
Luft … Knochen sind hohl, um ihren Körper leicht zu machen …
    In diesem Augenblick vernahm Dr. Kane ein schwaches
Geräusch draußen auf der Veranda. Auch er verfügte über ein
außergewöhnliches Gehör. Darüber hinaus war er geradezu
paranoid.
Wer mag das sein?, fragte er sich.
    »Frannie …? Bist du zu Hause, Schätzchen? Fran …? Ich bin
es, Jessie … ich dachte, du …«
Eine sehr dicke Frau tauchte vor der Tür zum Büro auf. Jessie,
für die Dr. O’Neill die Notiz an der Haustür zurückgelassen
hatte. Sie wog sicher hundertzwanzig Kilo, wenn nicht noch
mehr.
Sie bemerkte Dr. Kane.
»Hallo Jessie«, sagte Ethan. »Ich vermute, es kann nicht
schaden, wenn ich Ihnen verrate, dass ich die Unterlagen von
Dr. O’Neill durchsuche, die sie über Max angefertigt hat. Es ist
von allergrößter Bedeutung für die gesamte Menschheit. Ich bin
sicher, Sie werden mit niemandem mehr darüber sprechen.«
Mit diesen Worten zog Kane eine Pistole aus der Jackentasche
und gab zwei Schüsse auf die dicke Frau ab. Das war kein
Problem für ihn. Doch Jessies Leiche wegzuschaffen, sie
verschwinden zu lassen, das kostete einiges an Kopfzerbrechen
und Mühen.
Am Ende verschwand Jessie dennoch, als hätte sie niemals
existiert.
Das war der Genius von Dr. Ethan Kane.
Die Vormundschaftsverhandlung wurde am nächsten Tag um
Punkt neun Uhr fortgesetzt. Dies war der große Tag, der alles
entscheidende Tag. Kaum hatte der Richter Platz genommen
und die Verhandlung eröffnet, sprang Catherine Fitzgibbons auf
die Beine und rief die Mutter von Ozymandias in den
Zeugenstand. Ich glaubte den Grund dafür zu kennen, und er
bereitete mir Sorgen. Die Geschichte, die Anthea Taranto
erzählen würde, war traurig und herzergreifend zugleich. Gut
möglich, dass ihre Geschichte die Entscheidung des Richters zu
unseren Ungunsten beeinflussen würde.
Anthea war eine hübsche, ergrauende Frau von
neunundvierzig Jahren. Sie trug einen lavendelfarbenen
Seidenrock, eine weiße Bluse und einen navyblauen Blazer
darüber. Sie war kürzlich verwitwet; ihr Mann Mike war im Jahr
zuvor an Krebs gestorben. Oz war ihr einziges Kind und ihr
einziger lebender Verwandter zugleich.
Mrs Taranto sprach stockend, doch sie erzählte ihre
Geschichte mit herzergreifender Einfachheit und Zurückhaltung.
Sie und Mike hatten viele Jahre lang versucht, Kinder zu
bekommen. Sie waren zu einer
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