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Patria

Patria

Titel: Patria
Autoren: Steve Berry
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gegenüber tief greifend verändert. Nun brannte ihm die Sicherung durch: »Du hast die Sache doch selbst verbockt. Du hättest mich auf der Stelle anrufen sollen. Du bist doch sonst so verdammt schlau, da hättest du ja wohl eine Möglichkeit finden können, mit mir oder Stephanie Kontakt aufzunehmen. Sie ist in Atlanta, sie war direkt vor deiner Nase, du hättest nur hingehen müssen. Stattdessen hast du diesen Typen zwei Tage Vorsprung verschafft. Ich habe nicht die Zeit und die Kraft, gleichzeitig gegen dich und sie zu kämpfen. Setz dich also auf deinen Arsch, und halt endlich den Mund.«
    Stocksteif stand sie da und schwieg finster; schließlich gab sie nach und ließ sich auf die Ledercouch sinken.
    Jesper schloss leise die Tür und blieb draußen stehen.
    »Sag mir nur eines«, forderte Pam ihn mit gesenktem Blick und versteinerter Miene auf.
    Es war Cotton klar, was sie wissen wollte. »Warum ich dem Erpresser nicht einfach gebe, was er will? So einfach ist das nicht.«
    »Das Leben eines Kindes steht auf dem Spiel.«
    »Nicht irgendeines Kindes, Pam. Das Leben unseres Sohnes.«
    Sie antwortete nicht. Vielleicht hatte sie endlich begriffen, dass er recht hatte. Sie brauchten die richtigen Informationen, bevor sie handeln konnten. Er saß auf glühenden Kohlen, doch er konnte nur warten. Wie nach dem Jura-Diplom, oder in der Zeit, als er um seine Versetzung von der Marine zum Magellan-Billet gebeten hatte, oder auch damals, als er zu Stephanie ins Büro gegangen war und gekündigt hatte.
    Warten, wünschen, hoffen – und die Ungewissheit ertragen.
    Natürlich fragte er sich trotzdem, was Stephanie jetzt gerade trieb.

6
Washington DC
Montag, 3. Oktober
22.30 Uhr

    Stephanie Nelle war froh, dass sie allein war. Sie war tief beunruhigt, und sie mochte es nicht, wenn Mitarbeiter und insbesondere Vorgesetzte ihr ihre Sorgen ansahen. Meistens gelang es ihr, die Probleme, denen ihre Agenten draußen ausgesetzt waren, nur begrenzt an sich heranzulassen, doch die Entführung Gary Malones hatte sie schwer getroffen. Sie war beruflich in der Hauptstadt gewesen und gerade von einem späten Geschäftsessen mit dem Nationalen Sicherheitsberater zurückgekehrt.
    Im Kongress, wo moderate Stimmen zunehmend die Oberhand gewannen, standen mehrere Gesetze zur Änderung an, die nach dem Anschlag vom elften September erlassen worden waren. Die Kongressangehörigen tendierten immer mehr dahin, diese Gesetze, die ohne zusätzliche Bestätigung nur für einen bestimmten Zeitraum gültig waren, wieder außer Kraft zu setzen, wogegen die Regierung ankämpfte. Am Vortag hatten mehrere hochrangige Regierungsangestellte die Runde durch die Polit-Talkshows gemacht, um den Kritikern dieser Anti-Terrorgesetze entgegenzutreten, und der PR-Abteilung der Regierung war es gelungen, das Thema breit in die Medien zu bringen. Man hatte Stephanie aus Atlanta kommen lassen, damit sie am nächsten Tag die Lobbyarbeit bei den Senatoren vorantreiben konnte. Das heutige Treffen sollte den Regierungsvertretern eine Möglichkeit verschaffen, sich ein Bild davon zu machen, welches Statement sie abgeben würde.
    Stephanie verabscheute Politik.
    In ihrer Zeit beim Justizministerium hatte sie unter drei verschiedenen Regierungen gedient. Zweifellos war die derzeitige Regierung diejenige, der man es am schwersten recht machen konnte. Von Anfang an hatten der Präsident und das Kabinett rechts der Mitte gestanden, und die Regierungsmannschaft driftete jeden Tag weiter nach rechts ab. Der Präsident hatte schon die erste Amtszeit hinter sich. Seine zweite Amtszeit würde in drei Jahren definitiv enden, so dass er nun an sein politisches Vermächtnis dachte, und welcher Nachruf wäre ehrenvoller als der des Mannes, der den Terrorismus besiegt hatte?
    Stephanie bedeutete das alles nichts.
    Die Präsidenten kamen und gingen.
    Doch da die zur Disposition stehenden Antiterror-Gesetze sich als nützlich erwiesen hatten, hatte sie dem Nationalen Sicherheitsberater versichert, dass sie am nächsten Tag folgsam sein und den Senatoren genau das erzählen würde, was der Regierung genehm war.
    Allerdings hatte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht gewusst, dass Cotton Malones Sohn entführt worden war.

    Das schrille Läuten des Telefons in Thorvaldsens Arbeitszimmer ließ Malone zusammenfahren.
    Henrik nahm ab. »Freut mich, von dir zu hören, Stephanie. Ja, von mir auch alles Liebe.« Der Däne lächelte über seinen eigenen Scherz. »Ja. Cotton ist da.«
    Malone griff
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