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Patient Null

Titel: Patient Null
Autoren: J Maberry
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verhindert, als Sie sich in Ihren kühnsten Träumen vorstellen können. Darunter waren Atombomben in Koffern bis hin zu völlig neuartigen Biowaffentechnologien.«
    »Dreimal Hoch auf Homeland!«
    »Wir sind nicht untätig gewesen, den Begriff Terrorismus neu zu definieren. Religiöser Fundamentalismus und politischer Idealismus spielen in Wahrheit eine wesentlich kleinere Rolle – wenn man das Große und Ganze betrachtet – als von der Öffentlichkeit allgemein angenommen.« Er sah mich eine Weile an. »Was meinen Sie ist der eigentliche Grund für alle Probleme in der Welt? Für Terrorismus, Krieg, Intoleranz und so weiter und so fort?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Da können Sie jeden Polizisten auf der Straße fragen«, antwortete ich. »Der wird Ihnen sagen, dass es immer nur ums Geld geht.«

    Er erwiderte nichts, aber ich merkte, dass er mich auf einmal in einem anderen Licht zu sehen begann. Ich glaubte sogar, ein Lächeln um seine Mundwinkel erkennen zu können.
    Ich fuhr fort: »Aber all das hat verdammt wenig mit Baltimore zu tun. Also – warum haben Sie mich hierherbringen lassen? Und warum gerade mich?«
    »Oh, bitte nehmen Sie sich nicht so wichtig, Mr. Ledger. Sie sind nicht der Erste, dem ich hier in diesem Zimmer gegenübersitze.«
    »Verstehe. Und was ist mit den anderen passiert? Haben Sie die zumindest zurück an den Strand gelassen?«
    »Nein, Mr. Ledger. Nicht ganz. Sie haben den Test nicht bestanden.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob mich Ihre Wortwahl beunruhigen sollte.«
    »Es ist nicht meine Absicht, Sie zu beruhigen.«
    »Ich nehme an, dass ich als Nächster diesen Test machen darf?«
    »Genau.«
    »Und wie sieht er aus? Gedankenspielchen und Psychotests?«
    »Nein. Wir wissen bereits genug über Sie aus Ihren Behandlungsunterlagen und Krankenakten. Zudem können wir auf psychologische Beurteilungen der letzten fünfzehn Jahre zurückgreifen. Wir sind uns durchaus bewusst, dass Sie während der letzten Jahre schwere Verluste erlitten haben. Zuerst ist Ihre Mutter an Krebs gestorben, ehe Ihre Ex-Freundin Selbstmord begangen hat. Wir wissen, dass Sie beide als Teenager überfallen und beinahe zu Tode geprügelt wurden, ehe man Sie festhielt, so dass Sie bei der mehrfachen Vergewaltigung Ihrer Freundin zusehen mussten. All das wissen wir. Es ist uns auch nicht neu, dass Sie danach eine kurze dissoziative Phase durchlebten. Zudem leiden Sie unter periodischen Wutausbrüchen – einer der
Gründe, warum Sie regelmäßig einen Psychiater aufsuchen. Ich glaube, es ist nicht untertrieben, wenn ich behaupte, dass Sie Terror erkennen, wenn Sie sich mit ihm konfrontiert sehen.«
    Es hätte eine große Erleichterung bedeutet, ihm auf der Stelle einen meiner Wutausbrüche zu demonstrieren, aber das war es wahrscheinlich, was er heraufbeschwören wollte. Stattdessen sah ich also gelangweilt drein und meinte: »An diesem Punkt sollte ich mich wohl aufregen, dass Sie in meine Privatsphäre eingedrungen sind, um alles über mich herauszufinden. Richtig?«
    »Wir leben in einer neuen Welt, Mr. Ledger. Wir tun, was wir tun müssen. Und ja, ich weiß, wie sich das anhört.« In seiner Stimme klang kein Funken von Mitgefühl oder Entschuldigung an.
    »Also, was muss ich tun?«
    »Es ist an sich ganz einfach.« Er stand auf und ging um den Tisch zu dem Vorhang vor dem Panoramafenster. Ohne großes Aufhebens zog er den Vorhang zurück, um den Blick auf einen weiteren Raum freizugeben. Ein Tisch, ein Stuhl, ein Mann auf dem Stuhl. Er saß vornübergebeugt, den Rücken zum Fenster, und machte den Eindruck, als ob er schlafen würde. »Sie müssen nur da hinein, ihm Handschellen anlegen und die Situation unter Kontrolle bringen.«
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
    »Nicht im Geringsten. Gehen Sie hinein, bringen Sie den Verdächtigen unter Ihre Kontrolle, und benutzen Sie die Handschellen, um ihn an dem D-förmigen Stahlbogen festzumachen, der auf dem Tisch festgeschraubt ist.«
    »Und wo ist der Haken? Das ist doch nur ein Typ. Ihre Schlägerbande hätte …«
    »Ich bin mir bewusst, was ein überwältigender Brute-Force-Angriff bewirken kann, Mr. Ledger. Aber das ist nicht Sinn und Zweck der Aufgabe.« Er fuhr mit der Hand in
seine Hosentasche und reichte mir Handschellen. »Ich will, dass Sie es tun.«

5
    Easton, Maryland Samstag, 27. Juni / 14:08 Uhr
     
    Das Erste, was mir auffiel, als ich die Tür zum anderen Zimmer aufmachte, war der Gestank. Wie in einer Kläranlage. Der Mann regte keinen
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