Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Passagier nach Frankfurt

Passagier nach Frankfurt

Titel: Passagier nach Frankfurt
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Theodofanous wurde erneut aufgerufen.
    «Dies ist der letzte Aufruf für Flug 309.»
    In einer Ecke der Lounge sah ein kleines Mädchen einen Mann im dunklen Anzug an, der fest eingeschlafen war, seinen Kopf an das Kissen des roten Sessels gelehnt. In der Hand hielt er einen kleinen flauschigen Pandabären. Das kleine Mädchen streckte die Hand nach dem Pandabären aus. Seine Mutter sagte:
    «Nein, Joan, fass das nicht an. Der arme Herr ist eingeschlafen.»
    «Wo fährt er denn hin?»
    «Vielleicht fliegt er auch nach Australien», sagte die Mutter. «Wie wir.»
    «Hat er auch so eine kleine Tochter wie mich?»
    «Anscheinend», sagte die Mutter.
    Das kleine Mädchen seufzte und guckte wieder sehnsüchtig auf den Panda. Sir Stafford Nye schlief weiter. Er träumte gerade, er versuche einen Leoparden zu schießen. «Ein sehr gefährliches Tier», sagte er zu dem Safariwächter, der ihn begleitete. «Ein sehr gefährliches Tier, habe ich immer gehört. Einem Leoparden kann man niemals trauen.»
    In diesem Augenblick änderte sich der Traum, wie Träume das so an sich haben, und er trank Tee mit seiner Großtante Matilda und versuchte, sie zum Zuhören zu bringen! Sie war schwerhöriger als je zuvor. Er hatte keine der Durchsagen wahrgenommen, außer der ersten für Miss Daphne Theodofanous. Die Mutter des kleinen Mädchens sagte:
    «Ich habe mich immer gefragt, was wohl mit den Passagieren los ist, die nicht erscheinen. Fast jedes Mal, wann immer und wo immer man auch hinfliegt, hört man diese Durchsagen. Es gibt immer irgendjemand, den sie nicht finden. Jemand, der den Aufruf nicht gehört hat oder nicht in der Maschine ist oder irgend so was. Ich frage mich immer, wer das ist und was sie gerade tun oder warum sie nicht gekommen sind. Ich nehme an, dass Miss Soundso oder wer auch immer einfach ihren Flug verpasst hat. Was werden sie dann mit ihr machen?»
    Niemand konnte ihre Frage beantworten, weil niemand etwas darüber wusste.

Kapitel 2

London
     
    S ir Stafford Nye besaß eine sehr hübsche Wohnung mit Aussicht auf den Green Park. Er stellte die Kaffeemaschine an und schaute nach, ob er am Morgen Post bekommen hatte. Offensichtlich gab es nichts wirklich Aufregendes. Er sah die Briefe durch, ein oder zwei Rechnungen, eine Quittung, Briefe mit ziemlich uninteressanten Poststempeln. Er schob sie zusammen und legte sie auf den Tisch, wo bereits Post lag, die sich während der letzten beiden Tage angesammelt hatte. Er musste sich wohl bald einmal daransetzen. Seine Sekretärin würde irgendwann im Laufe des Nachmittags hereinkommen.
    Er ging zurück in die Küche, goss Kaffee in eine Tasse und nahm sie mit zum Tisch. Er griff die zwei oder drei Briefe, die er noch nach seiner Ankunft am späten Abend geöffnet hatte. Einen nahm er zur Hand und lächelte ein wenig, als er ihn las. «Elf Uhr dreißig, eine passende Zeit. Aber ich glaube, ich überdenke die Sache besser noch einmal und bereite mich auf Chetwynd vor.»
    Jemand schob etwas in den Briefkasten. Er ging in die Halle und holte die Morgenzeitung. Es gab wenig Neues in der Zeitung. Eine politische Krise, eine Nachrichtengeschichte aus Übersee, die beunruhigend sein könnte, aber das glaubte er nicht. Es war wohl nur ein Journalist, der Dampf ablassen wollte und versuchte, die Dinge wichtiger erscheinen zu lassen, als sie waren. Man muss den Leuten Lesestoff bieten. Ein Mädchen war im Park erwürgt worden. Es wurden immerzu Mädchen erwürgt. Eines pro Tag, dachte er gefühllos. Kein Kind war entführt oder vergewaltigt worden an diesem Morgen. Das war eine angenehme Überraschung. Er machte sich einen Toast und trank seinen Kaffee.
    Später verließ er das Gebäude, ging auf die Straße und durch den Park in Richtung Whitehall. Er lächelte in sich hinein. Das Leben, fand er, war an diesem Morgen ziemlich angenehm. Er begann an Chetwynd zu denken. Wenn es einen albernen Narren gab, dann war das Chetwynd. Tolle Fassade, scheinbar wichtig, und ein wunderbar misstrauischer Verstand. Er würde es genießen, sich mit Chetwynd zu unterhalten.
    Er erreichte Whitehall mit einer passablen Verspätung von sieben Minuten. Das musste sein, da er bedeutender war als Chetwynd, dachte er. Er betrat den Raum, Chetwynd saß hinter seinem Schreibtisch, auf dem eine Menge Papiere lagen. Eine Sekretärin saß davor. Er sah entsprechend wichtig aus, wie immer, wenn er etwas erreicht hatte.
    «Hallo, Nye», sagte Chetwynd und strahlte über sein ganzes eindrucksvoll gut
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher