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Partials 1 – Aufbruch

Partials 1 – Aufbruch

Titel: Partials 1 – Aufbruch
Autoren: Dan Wells
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unter
Schmerzen um und zog das blutende Bein hinter sich her. Kam es ihr nur so vor,
oder gerann das Blut bereits? Sie hielt die eingewickelte Spritze hoch. »Hier
ist sie.«
    »Du kommst nicht in die Nähe meiner Tochter!«, drohte Haru.
    »Ich will sie retten!«, flehte Kira. Sie stützte sich an der Wand ab
und zog sich langsam und unter Qualen hoch. Dann stand sie auf dem gesunden
Bein, unterdrückte die Schmerzen auf der verletzten Seite und hielt sich mit
letzter Willenskraft aufrecht. »Ich habe alles geopfert, was ich hatte und bin,
um deine Tochter zu retten. Willst du mich wirklich aufhalten?«
    »Du bist eine Agentin der Partials«, erwiderte Haru. »Du steckst mit
ihnen unter einer Decke. Gott allein weiß, was du meiner Tochter antun willst,
aber lieber sterbe ich, als das zuzulassen.«
    »Soll mir recht sein«, murmelte Xochi.
    »Er ist tot.« Marcus wandte sich von Jayden ab und blickte Haru an.
Er keuchte und schwankte vor Erschöpfung. »Er ist dafür gestorben, Haru. Denk
nach!«
    Madison heulte verzweifelt auf, und das Kind in der Wiege schrie mit
ihr und protestierte ohne Worte gegen die Welt, die ihm bisher nur Schmerzen
bereitet hatte. Kira sah Haru an. »Lass es mich versuchen!«
    »Versuchen?«, wiederholte Haru. »Heißt das, du bist nicht einmal sicher?«
    Kira erbleichte und dachte daran, wie sehr sie sich irren und was
mit der Injektion alles misslingen konnte.
    Wenn ich das alles nun umsonst getan habe?, schoss es ihr durch den
Kopf. Wenn ich meine Freunde getötet und meine Welt zerstört habe, um ein
schlampiges Experiment durchzuführen, das auf bloßen Mutmaßungen und meinem
falschen Stolz beruht? Der Senat hat mich gewarnt: Ich dürfe nicht Tausende
Menschenleben und die Zukunft der Menschheit riskieren, nur weil ich von dieser
Sache besessen sei. Liegt es daran, dass ich eine Partial bin und nur
Zerstörung kenne? Ich habe das ganze Land ins Chaos gestürzt, Tausende sind
tot, und ohne Therapie erholen wir uns vielleicht nie wieder. Ohne Therapie ist
alles sinnlos. Aber mit einer Therapie …
    »Ich kann dir keine Daten vorlegen«, gestand sie. »Ich habe keine
Fakten, weil meine Notizen bei der Explosion des Labors vernichtet wurden. Das
Mittel selbst wurde noch nicht erprobt. Ich habe keinen Beweis, der mir mit
absoluter Sicherheit recht gibt. Madison« – sie suchte den Blick ihrer
Adoptivschwester –, »wenn du mich kennst, wenn du mir glaubst, dann weißt du,
dass ich immer das Richtige tun will. So schmerzhaft das alles auch war, so
viel wir durchgemacht haben, so viele von uns gestorben sind, dies ist das
Richtige.«
    »Halt den Mund!« Haru drohte mit der Pistole. Kira achtete nicht auf
ihn, sondern nur auf Madison.
    »Madison«, flehte sie noch einmal, »vertraust du mir?«
    Langsam und unter Tränen nickte Madison. Kira hielt das Mittel hoch,
das noch eingewickelt war, und Madison trat näher.
    »Madison, bleib zurück!«, grollte Haru. »Ich lasse nicht zu, dass
unser Baby dieser Verräterin in die Hände fällt.«
    »Dann musst du mich erschießen«, erwiderte Madison entschlossen. Sie
richtete sich zwischen Haru und dem Inkubator auf. Seine Hand zitterte, dann
ließ er die Waffe sinken.
    Kira brach zusammen, und Marcus stürzte zu den Wandschränken, um
nach einer Nadel für die Spritze zu suchen. Die Soldaten an der Tür rührten
sich nicht, sondern beobachteten alles mit angelegten Waffen. Xochi half Kira
auf die Beine und führte sie zum Inkubator. Kira spürte die Hitze, die von dem
winzigen fiebernden Körper ausging, als stünde sie vor glühenden Kohlen. Marcus
reichte ihr die Nadel und wischte den Arm des Neugeborenen mit einem
Desinfektionsmittel ab.
    Kira bereitete die Injektion vor und zögerte kurz über dem
schreienden Kind. Die Viren in Gestalt der Kleckse rasten gerade durch den
Körper des Säuglings wie ein Rudel wilder Hunde, zerfleischten und zerfetzten
ihn von innen. Die Spritze, das Pheromon, konnte ihn retten.
    Kira beugte sich vor. »Halt die Kleine ruhig!«
    Madison drückte das Baby an sich, Marcus und Xochi sahen wie gebannt
zu, und sogar Haru wartete stumm im Hintergrund. Die ganze Welt konzentrierte
sich auf diesen einen Moment. Arwens schwaches, heiseres Weinen erfüllte den
Raum. Der letzte, verzweifelte Lebensfunke eines kleinen Menschen, der dem Tod
nahe war. Kira atmete durch und injizierte mit ruhiger Hand das Mittel.

39
    »Wir haben ein Heilmittel für RM entdeckt.«
    Jubelrufe erfüllten die Sporthalle, die Menschen
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