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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert
Autoren: Merle Robert
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Gottes Wille, daß die Franzosen sich in seinem Namen gegenseitig totschlagen?«
    »Ich glaube nicht«, sagte tief bewegt Mespech.
    Was nun mich anging, einen Leibarzt des Königs, bekanntlich auch sein Geheimagent in verschiedenen Unternehmungen und ein Hugenotte, der die »Segel gestrichen hatte«, am Hof Heinrichs III., so gehörte ich eigentlich zu beiden Lagern, indem ich an meinem ganz bescheidenen Platz – so wie die treuesten Freunde des Königs – für die Aussöhnung der Royalisten und der Hugenotten unter Navarra mein Bestes getan hatte. Und nachdem ich von meinen Freunden zwar nicht zwanzig Jahre getrennt gewesen war, doch immerhin die letzten vier Monate, die ich als Gesandter bei dem Béarnaiser verbracht hatte, war unsere Wiedersehensfreude groß, ohne daß bittere Reue um vergossenes Blut sich darein mischte. Wie von einem Magneten angezogen inmitten des buntgescheckten Gewimmels aus Edelleuten beider Könige, erblickte ich – und das Herz hüpfte mir – in einer Ecke des Ehrenhofes die innig und unwandelbar geliebten: den Waffenmeister Giacomi, dann Quéribus, den schönen, zierlichen Höfling, Du Halde, den Königlichen Kammerdiener, und Chicot, des Königs Narren.
    Leser, unsere Umarmungen und übersprudelnden Worte erspare ich dir, bis Giacomi von seiner Larissa sprach …
    »Weißt du schon, Pierre«, sagte er, »daß mein Haus in Paris von den ›Sechzehn‹ beschlagnahmt worden ist?«
    »Dein Haus beschlagnahmt! Ach, Giacomi,
che peccato

    »Ma anche la tua, carissimo amico!«
sagte Giacomi lächelnd.
»Ma anche la mia!«
1 ergänzte Quéribus im Falsett.
    Worauf wir drei uns ansahen und losprusteten. Beim Ochsenhorn! dachte ich, nun bin ich tatsächlich wieder am französischen Hof: Wir sprechen Italienisch.
    |32| »Das sind mir vielleicht Käuze!« sagte Chicot, »die Lumpen kassieren ihre Häuser, und sie lachen!«
    »Ist es nicht eine Ehre«, sagte Giacomi, seine lange Fechterhand gen Himmel streckend, »daß uns die ›Sechzehn‹ wegen unserer Treue zum legitimen Herrscher als die teuflischen Stützen eines exkommunizierten Königs betrachten?«
    »Und wer sind außerdem diese ›Sechzehn‹?« meinte unser schöner Höfling, indem er die Hände in die Hüften legte und seine Wespentaille emporschraubte. »Gerichtsvollzieher, Lieferanten, Polizeisergeanten und andere Barrikadisten 1 niederer Herkunft, rebellische Wirrköpfe und Ränkeschmiede, dem Pariser Pflaster entsprossen wie Pilze dem Mist, Leute von wenig Verstand und noch weniger Bestand, aufgehetzt von den Pfaffen, dem Papst versklavt und verkauft an Spanien.«
    »Trotzdem«, sagte der ernste Du Halde, der, obwohl Katholik, ein Mann von ebenso strengen Sitten war wie der gestrengste Hugenott, »sind diese Sechzehn, die Ihr verachtet, jetzt die kleinen Könige von Paris, sie säubern den Gerichtshof, zwingen Schicksale, stürzen Könige, ernennen Mayenne zum Generalleutnant, hängen wer dem König treu geblieben, heben Armeen aus und halten vermittels der Heiligen Liga mehr als das halbe Reich und alle großen Städte besetzt, bis auf Bordeaux.«
    »Du Halde«, sagte ich, »du hast völlig recht. Das Bündnis zwischen dem König und Navarra darf uns nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Franzosen längst nicht miteinander versöhnt sind, daß das Reich gespalten ist und riesige Kräfte gegen uns stehen. Aber Navarra ist ein großer Hauptmann.«
    »Mayenne auch«, sagte Du Halde.
    »Hoho!« rief der Narr Chicot. »So gut ist Mayenne noch lange nicht. Der furzt nicht höher als sein Arsch. Er frißt für drei und schnarcht für dreißig. Mit seinen fünfunddreißig Jahren ist er ein so gichtiger Fettsack, daß er nicht mehr hochkommt, wenn er einmal bei seiner Hure liegt. Niemals wird er Navarra schlagen, der die Weiber fickt wie der Blitz.«
    |33| Wir lachten, bis auf Du Halde, dem Chicots zügelloses Mundwerk zuwider war, außer wenn es ihm gelang, den König zu erheitern und seiner Schwermut zu entreißen.
    »Aber, Giacomi«, sagte ich, »du sprachst von Larissa.«
    »Ah, richtig, Pierre. Als die Schurken mein Haus in Paris beschlagnahmten, floh Larissa mit unseren Leuten zu Angelina und lebt nun auf deinem Gut in Montfort l’Amaury.«
    »Meine Catherine auch«, sagte Quéribus, »und aus demselben Grund.«
    »Und nun weinen sie zu dritt, daß wir nicht bei ihnen sind«, sagte Giacomi.
    »Haha! Meine Herren, was Ihr Euch einbildet!« spottete Chicot.
    Und die drei Schwäger, ich inbegriffen, spielten die Entrüsteten
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