Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paraforce Band 8 - Der Schlag eines Herzens

Paraforce Band 8 - Der Schlag eines Herzens

Titel: Paraforce Band 8 - Der Schlag eines Herzens
Autoren: Oliver Müller & Stefan Albertsen
Vom Netzwerk:
Art war, reichte er dem Wirt das Zippo.
    »Sorry, aber ich war wohl weit, weit weg. Hast mich erschreckt. Tut mir wirklich leid.«
    Vince winkte ab.
    »Schon in Ordnung. In der alten Heimat hab ich Schlimmeres erlebt. Trotzdem: nicht von schlechten Eltern dein Griff. Donnerwetter.«
    Während Bannon sich noch mit seinem Handgelenk beschäftigte, nahm Tom die Zigarette aus dem Mund. Er hatte sich den Glimmstängel zwischen die Lippen geklemmt, gerade als ihn die Erinnerung an den zurückliegenden Fall auf Haiti übermannt hatte. Und Vince, die gute Seele, hatte ihm einfach nur Feuer angeboten, ohne zu ahnen, dass das Aufblitzen der Flamme Carson derartig rabiat aus der Gedankenverlorenheit zurückschrecken lassen würde.
    Tom atmete tief durch.
    Der für das McNulty’s übliche Mief füllte die Lungen des Agenten: Bier, Whisky, Irish Stew, Schweiß und Ausgelassenheit.
    Irgendwo in einem der Hinterzimmer der rustikal eingerichteten und somit dem irischen Stil angepassten Kneipe erklang die alte Weise von Seamus O’Flynn, den seine Liebe zum Whisky aus dem Jenseits zurück in den Schoss seines geliebten, riesigen Eichenfasses führte.
    Das Lied wurde von zahlreichen Kehlen sehr laut und gleichzeitig auch sehr schief in die Umgebung gebrüllt.
    Tom lächelte schmal.
    Genau das, all das, was ihn hier im McNulty’s umgab, war wichtig für ihn, um sich von den schrecklichen Ereignissen auf Haiti und der Île de la Tortue zu lösen. Der kleine Luc und die anderen Opfer des Totenkults waren ihm nicht umsonst in seinem Wachtraum erschienen. Offensichtlich verspürte er tief in seinem Innersten Schuldgefühle. Und das, obwohl er alles Menschenmögliche getan hatte, um LaGrange und seine Leute aufzuhalten.
    Tom griff nach seinem Glas, das direkt neben der Flasche mit dem Bushmill Single Malt Whisky stand, und blickte in die goldbraun schimmernde Flüssigkeit.
    In diesem Moment hörte er das Lachen und Singen in der Kneipe nicht mehr.
    Ich werde verdammt viel von dem Zeug brauchen, um nicht mehr an Port-de-Paix denken zu müssen , dachte er und leerte das Glas mit einem Zug.
    »Na? Üble Zeit gehabt?«
    Vince Bannon war wieder näher an Tom herangetreten und blickte ihn fragend an.
    Tom kannte den gebürtigen Iren schon seit einigen Jahren, und obwohl er sich mit Bekanntschaften oder gar Freundschaften sehr zurückhielt, war Vince ihm schon ans Herz gewachsen.
    »Kann man wohl sagen. Verdammt übel sogar.«
    Der Agent ergriff abermals die Zigarette und steckte sie sich in den Mund.
    Wortlos ließ Vince das Zippo aufschnippen.
    Tom quittierte die Hilfsbereitschaft mit einem Lächeln. Als der Tabak aufglomm, sog Carson den Rauch tief in seine Lungen.
    »Ich darf dir natürlich nicht zu viel erzählen.«
    Vince nickte. »Klar, unterliegt alles der Geheimhaltung. So wie immer.«
    »Richtig. Du würdest mir eh nicht einmal die Hälfte glauben.«
    Der Agent produzierte neue Qualmwolken, die träge aufstiegen und sich allmählich mit der dunstigen Luft unter der Decke vermischten. »Jedenfalls war ich – zumindest meiner Meinung nach – nicht übermäßig erfolgreich. Ich konnte letztlich zwar den Kernpunkt meines Auftrags erfüllen, aber leider ...«
    Tom unterbrach sich. Ohne es verhindern zu können, stieg die Erinnerung an den Leichnam des kleinen Luc vor seinem geistigen Auge auf. Er sah ihn auf dem metallenen Tisch der Pathologie liegen, blickte in das bleiche Gesicht, sah das riesige Loch in seiner Brust und ...
    »... war ich einfach nicht schnell genug.«
    Vince, der zumindest eine vage Ahnung davon hatte, was Tom beruflich machte, zog die Mundwinkel betrübt nach unten. »Du hast nicht alle retten können, was?«
    Toms Augen begannen zu brennen, genauso, wie es sich anfühlte, kurz bevor die ersten Tränen flossen. »Stimmt, ich hab versagt.«
    Die beiden Männer schwiegen. Sie bildeten im abendlichen Treiben der Kneipe eine kleine Oase der Stille. Plötzlich lachte Tom bitter auf. »Und das Tollste ist, dass ich morgen früh bei meinem Chef vorstellig werden soll, um einen mündlichen Bericht abzuliefern.«
    »Und dein Boss ist ein Arschloch, richtig?«
    Tom schüttelte den Kopf und wischte gleichzeitig mit einer beiläufigen Bewegung die Tränen aus den Augenwinkeln. »Nein, mein Chef ist ein prima Kerl. Auf den lass ich nichts kommen. Aber wie es nun mal so ist, hat er einen Stellvertreter. Und dieser Stellvertreter wird morgen früh garantiert auch dabei sein.«
    »Und der ist ein Arschloch?«
    Erneut schüttelte Tom
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher