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Paraforce 3 - Jagd auf einen Totengeist

Paraforce 3 - Jagd auf einen Totengeist

Titel: Paraforce 3 - Jagd auf einen Totengeist
Autoren: Klaus Frank
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Bereits nach wenigen Metern stand ihm das Wasser bis zur Brust. Verwesungsgeruch drang ihm in die Nase, als hocke unter der Oberfläche eine ganze Armee verfaulter Opfer der unheimlichen Stimme, die Eichinger ungerührt in den Tod schickte. Der Schlick am Grund zerrte an seinen Füßen und saugte den Mann förmlich auf.
    Still und resigniert weinte Thomas Eichinger, aller Hoffnung beraubt. Dann machte er den nächsten Schritt und Wasser füllte seinen Mund.
    Es dauerte keine zehn Sekunden, dann lag der Tümpel wieder reglos da; lediglich die Verwüstung im dichten Algenteppich erinnerte daran, was geschehen war. Nach wenigen Momenten stieg eine durchscheinende, kaum erkennbare Wolke aus dem Wasser empor und verschwand zwischen den hohen Baumkronen.

4
    Ben Fuller saß in dem kleinen, aber gemütlichen Büro von Kriminalhauptkommissar Stefan Crenz, dessen Schreibtisch so aufgeräumt war, wie Ben es vermutlich niemals geschafft hätte. Insgeheim fragte er sich, ob der Mann an Unterbeschäftigung litt, aber vermutlich tat man ihm mit dieser Verdächtigung Unrecht. Vor Ben stand eine Tasse Kaffee, der seinem Namen gerecht wurde, wie er mit Wohlwollen feststellte. Crenz war im Moment damit beschäftigt, den Zucker umzurühren, den er zur Genüge in seine Tasse geschüttet hatte. Ben warf einen Blick aus dem Fenster und sah einen kleinen Park in der Nähe des Gebäudes.
    Seine Befürchtung, dass dieses Gespräch zu einem Kompetenzgerangel mutieren würde, bewahrheitete sich nicht. Ben wusste, dass sein Besuch angekündigt worden war, und zwar offenkundig mit solcher Nachdrücklichkeit, dass keine Fragen offen blieben; zumindest wurden sie von Crenz nicht gestellt. Es erschien Ben geradezu so, als sei er plötzlich zu einem hohen Tier aufgestiegen.
    Crenz stellte seine Bemühungen ein, den Zucker umzurühren, und blickte nun abwechselnd in eine vor ihm liegende Akte und auf den Computerbildschirm. Ben Fuller beobachtete ihn dabei und trank hin und wieder einen Schluck Kaffee aus der Tasse, von der ihm fröhlich einige Mainzelmännchen entgegenlächelten. Er schätzte, dass Crenz ähnlich alt war wie er, vielleicht dreißig oder fünfunddreißig Jahre, recht jung für einen Mann, der bereits Kriminalhauptkommissar war. Seine Augen blickten offen und freundlich, wodurch ein sympathischer Eindruck entstand, aber Ben war nicht entgangen, dass sein Blick hin und wieder seine Lebhaftigkeit verlor und unbewusst eine tiefe Traurigkeit oder zumindest eine gewisse Niedergeschlagenheit offenbarte; vielleicht ein Echo der Erinnerungen, die mit seinem Beruf zu tun hatten, der einem allzu oft die sonnenlose Seite der Gesellschaft aufzeigte. Ben vermutete, dass Köln in dieser Hinsicht ein trauriges Paradebeispiel war. Mehr noch als jede Statistik verrieten seine Augen diese Wahrheit. Jetzt jedoch glühten sie vor Konzentration.
    Er blätterte einige Seiten in der vor ihm liegenden Akte um, zwischendurch machte er sich eine kurze Notiz. Mit einem Röcheln erwachte der Drucker zum Leben und spie einige Seiten Papier aus, die Crenz dem Besucher reichte, nachdem er einen prüfenden Blick auf die Papiere geworfen hatte. »Das war Lutz Bürger. Ein netter Bursche mit einem ausgefallenen Hobby.«
    Ben überflog die Seiten und erfuhr schnell, dass Bürger zwischen 1952 und 1955 in Köln mindestens zwölf Menschen ermordet hatte. Offensichtlich war Jack the Ripper sein großes Vorbild gewesen, denn auch Bürger mordete ausschließlich mit einem Messer. Schnell verlieh die Presse ihm die Beinamen Monstermann und Ripper von Köln . Er war nicht besonders wählerisch, was seine Opfer anging, er schlachtete gleichermaßen Frauen wie Männer beinah jeden Alters ab. Das jüngste Opfer hieß Marlies Roth, sie war nur fünfzehn Jahre alt geworden. Auf der nächsten Seite las Ben, dass der älteste Tote Heinrich Rothmann hieß und zweiundsiebzig Jahre alt gewesen war. Ben runzelte die Stirn, als ihm die Ähnlichkeit beider Nachnamen auffiel, schwieg jedoch, da dies nun ohnehin keine Rolle mehr spielte.
    »Auf der Flucht erschossen«, murmelte er und blätterte weiter.
    »Sonst wären es sicher mehr als zwölf Opfer geworden«, entgegnete KHK Crenz. »Bürgers Absicht war es bestimmt nie gewesen, ähnlich wie der Ripper eines Tages von der Bildfläche zu verschwinden«
    Ben ließ die Seiten auf den Schreibtisch fallen. »Aber ich verstehe nicht, wo hier der Bezugspunkt zu diesem alten Fall liegen soll. Die jetzigen Morde wurden doch, wenn ich richtig
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