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Paradies

Paradies

Titel: Paradies
Autoren: Liza Marklund
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Tasche und Jacke auf.
    »Wahnsinnig anstrengend. Ich und sieben Jungs.«
    Sjölander lachte glucksend.
    »Du weißt, wie man’s anstellen muss.«
    Sie hielt dem Leiter der Kriminalredaktion die Zeitung unter die Nase.
    »Ich habe gearbeitet«, sagte sie. »Was ist denn im Freihafen los?«
    Er sah sie ein paar Sekunden an und strich sich dann das Haar aus der Stirn.
    »Die Leichen hatten keine Ausweispapiere bei sich«, erwiderte er, »keine Schlüssel, kein Geld, weder Waffen noch Kaugummis, noch Kondome.«
    »Gefilzt«, kommentierte Annika.
    Sjölander nickte.
    »Die Polizei hat keinerlei Anhaltspunkte, nicht einmal, was die Identität der Opfer betrifft. Ihre Fingerabdrücke sind jedenfalls in Schweden nicht registriert.«
    »Dann haben sie wirklich keine Ahnung? Was ist denn mit ihren Kleidern?«
    Sjölander ging zu seinem Schreibtisch und schaltete den Computer an.
    »Die Mäntel, Jeans und Schuhe stammen aus Italien, Frankreich, den USA, aber die Unterhosen sind mit kyrillischen Buchstaben beschriftet.«
    Annika blickte auf.
    »Ausländische Markenkleidung«, sagte sie, »aber billige einheimische Unterwäsche. Aus der früheren Sowjetunion, dem ehemaligen Jugoslawien oder Bulgarien.«
    »Du stehst ein bisschen auf Kriminalfälle, was?«, sagte er grinsend.
    Er wusste Bescheid, alle wussten Bescheid. Sie zuckte mit den Schultern.
    »Du weißt schon, wie das ist. Es bleibt immer was kleben.«
    Dann drehte sie sich um und ging zum Nachtdesk. Hinter sich hörte sie ihn schnauben. Warum spiele ich da mit?, dachte sie.
    Sie schaltete den Computer an, der rechts neben dem des Nachtchefs stand, zog die Beine auf den Bürostuhl hoch und machte es sich mit dem Kinn auf dem Knie gemütlich. Am besten, sie sah einmal nach, ob etwas passiert war. Geduldig wartete sie, bis der Computer hochgefahren war, und klickte anschließend die Nachrichtenagentur an, las, überflog, klickte weiter.
    »He, Bengtzon! Was hast du für eine Nummer?«
    Sie blickte sich um, sah Sjölander mit einem Hörer winken, rief ihm die Nummer zu und hatte ihn am Apparat.
    »Da ist eine Tante am Telefon, die über das Sozialamt reden will.
    Es geht irgendwie um Frauen, denen es schlecht geht«, sagte der Kriminalchef. »Ich habe dafür jetzt keine Zeit. Das ist doch wohl eher deine Kragenweite, nicht? Kannst du drangehen?«
    Sie schloss die Augen, atmete durch, schluckte.
    »Ich habe eigentlich noch gar nicht angefangen«, antwortete sie.
    »Ich wollte nur ein bisschen…«
    »Übernimmst du das Gespräch jetzt, oder soll ich sie aus der Leitung schmeißen?«
    Sie seufzte.
    »Okay, stell sie rüber.«
    Eine kühle und ruhige Stimme war zu hören.
    »Hallo? Ich möchte vertraulich mit jemandem sprechen.«
    »Wir hier bei der Zeitung unterliegen immer der Schweigepflicht, wenn Sie es wünschen«, erwiderte Annika und überflog die Agenturmeldungen auf dem Bildschirm. »Worum geht es denn?«
    Klick, klick, unentschieden im Derby.
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich bei Ihnen richtig bin. Es geht um eine neue Organisation, eine neue Möglichkeit, Menschen zu schützen, die unter Morddrohungen stehen.«
    Annika hörte auf zu lesen.
    »Aha«, sagte sie. »Wie denn?«
    Die Frau zögerte.
    »Ich habe Informationen über eine einzigartige Methode, bedrohten Personen zu einem neuen Leben zu verhelfen. Die Arbeitsweise ist den allermeisten nicht bekannt, aber ich bin berechtigt, die Informationen in den Medien zu verbreiten. Ich würde dies gern auf solide und kontrollierte Weise tun, und deshalb möchte ich wissen, ob es bei Ihrer Zeitung jemanden gibt, an den ich mich wenden kann.«
    Sie wollte nicht hinhören, wollte sich nicht dafür interessieren.
    Starrte auf den Bildschirm, eine Reihe von Haushalten noch ohne Strom, neue Raketenangriffe auf Grosny, sie stützte den Kopf auf.
    »Können Sie uns einen Brief oder ein Fax schicken?«, fragte sie.
    Die Frau blieb lange stumm.
    »Hallo?«, sagte Annika, bereit, mit einem Gefühl der Erleichterung aufzulegen.
    »Ich möchte die Person gern treffen, mit der ich mich unterhalte, und zwar an einem sicheren Ort«, sagte die Frau.
    Annika sackte an ihrem Schreibtisch zusammen.
    »Das geht nicht«, erwiderte sie. »Hier ist im Moment niemand.«
    »Und was ist mit Ihnen?«
    Sie strich das Haar nach hinten, suchte nach einer Ausrede.
    »Wir müssen wissen, worum es geht, ehe wir jemanden losschicken«, sagte sie.
    Die Frau am anderen Ende der Leitung verstummte wieder. Annika versuchte das Gespräch zu
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