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Panther

Panther

Titel: Panther
Autoren: Carl Hiaasen
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nach.
    Nick versuchte sich etwas einfallen zu lassen, das Smoke die Strafarbeit ersparte, gleichzeitig aber Mrs. Stark nicht verärgerte.
    »Ehrlich gesagt würde ich lieber mehr über den Calvin-Zyklus erfahren«, sagte er, »als über Duanes Pickel.«
    Einige Schüler kicherten nervös.
    »Das sollte jetzt keine Beleidigung sein«, fügte er hinzu und nickte Smoke lahm zu, der mit ausdrucksloser Miene an seinem Platz saß.
    Mrs. Stark zeigte keine Gnade. Sie fuhr herum und tippte Smoke auf den Schädel. »Fünfhundert Wörter«, sagte sie, »bis Ende der Woche.«
    Smoke setzte eine finstere Miene auf.
    »Das finde ich nicht okay.«
    »Wie bitte?«
    »Das ist unfair.«
    »Ach ja? Aber es ist fair, wenn du unvorbereitet in meinen Unterricht kommst und nicht den Hauch einer Ahnung von den Texten im Lehrbuch hast? Meine Zeit zu vergeuden und die deiner Mitschüler – das findest du fair, Duane?«
    Smoke strich sich seine tiefschwarze Haartolle aus dem Gesicht. »’tschuldigung, okay? Und jetzt lassen Sie’s gut sein.«
    Mrs. Stark beugte sich langsam hinunter, mit einem Blick wie ein Reiher, der im nächsten Moment nach einem Fisch schnappt. »Was ist denn plötzlich mit unserem Klassenclown?«, fragte sie. »Sollten dir die Witze ausgegangen sein?«
    »Vermutlich.«
    »Wirklich schade, denn ich erwarte immer noch deinen Aufsatz. Fünfhundert Wörter, witzig, mit doppeltem Zeilenabstand getippt.«
    »Ausgeschlossen«, sagte Smoke.
    Mrs. Stark platzierte die Spitze ihres Bleistifts so, dass sie genau auf einer Höhe mit Duanes Nasenspitze war.
    »O nein«, sagte sie.
    Nick sah ängstlich zu Marta hinüber, die ihr Biologiebuch geschlossen und den Kopf auf den Tisch gelegt hatte.
    Smoke wollte den Stift wegschlagen, doch Mrs. Stark riss ihn noch schnell an sich.
    »Gehen Sie mir aus den Augen«, sagte er. »Oder es wird Ihnen noch leidtun.«
    »Soll das eine Drohung sein, Duane?« Mrs. Stark klang nicht sonderlich beunruhigt.
    »Keine Drohung«, antwortete Smoke. »Eine Tatsache.«
    »Nicht doch. Ich sag dir, was Tatsache ist: Du wirst diesen Fünfhundert-Wörter-Aufsatz über Pickel schreiben und ihn vor der ganzen Klasse vorlesen, anderenfalls gilt der Kurs als nicht bestanden, und du darfst ihn im nächsten Jahr wiederholen. Hast du mich verstanden?«
    Smoke schielte an dem gelben Ticonderoga Nr. 2 hinunter.
    »Vermutlich«, sagte er.
    Dann biss er den Stift durch, zerkaute Mine und Holzsplitter und schluckte alles mit einem trockenen Würgelaut hinunter.
    Mrs. Stark trat ein paar Schritte zurück und betrachtete erschrocken den feuchten Bleistiftstummel zwischen ihren Fingern.
    Keiner im Klassenraum rührte sich, außer Smoke, der das Biologiebuch in seinen Armee-Rucksack fallen ließ, aufstand und nach draußen schlenderte.

2
    Auf dem Weg von der Bushaltestelle nach Hause sagte Nick zu Marta: »Die Sache mit den beiden ist noch nicht ausgestanden. Wart’s ab.«
    »Ich bin bloß froh, dass wir morgen keine Schule haben«, antwortete Marta. »Es ist echt nicht auszuhalten mit den beiden – sie eine Hexe, er ein Vollidiot.«
    Die Schüler und Lehrer der Biologiekurse planten für den nächsten Tag eine ganztägige Exkursion in eine entlegene Sumpflandschaft in der Nähe des Big-Cypress-Reservats. Mrs. Stark höchstpersönlich hatte die Schwarzrankensümpfe ausgewählt und ein »Festival der Fotosynthese« angekündigt. Die Gegend war berühmt für ihre exotischen Orchideen und uralten Zypressen, aber Nick hoffte vor allem, einen Panther zu Gesicht zu bekommen.
    »Vermutlich fangen wir uns Malaria ein, bei den vielen Moskitos da«, sagte Marta. »Aber schlimmer als dieser blödsinnige Biounterricht bei der Stark kann das kaum sein.«
    Nick lachte. »So viele Moskitos wird’s nicht geben. Es hat ja schon seit zwei Wochen nicht mehr geregnet.«
    »Dann eben Spinnen. Auch nicht besser.« Marta winkte ihm noch einmal zu und verschwand in ihrer Einfahrt.
    Nick wohnte drei Ecken weiter im selben Viertel. Sein Haus lag eigentlich näher bei der Bushaltestelle, aber in letzter Zeit hatte er sich angewöhnt, einen Umweg zu machen, damit er mit Marta zusammen gehen konnte.
    Sie stand schon auf den Stufen vor ihrem Haus, als sie ihm hinterherrief: »Hey – glaubst du, er kommt morgen mit?«
    »Wer, Smoke?«
    »Wer sonst?«
    »Hoffentlich nicht«, sagte Nick.
    »Genau.« Marta winkte ein letztes Mal und verschwand durch die Tür.
    Kaum zu Hause, setzte sich Nick sofort an den Computer und sah nach seinen E-Mails. Er
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