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Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition)
Autoren: Alexander Gordon Smith
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    » Danke, Mum!«, rief Benny und ließ sich mit der Schachtel auf dem Schoß in den Sessel fallen. Unter der Schleife steckte eine Geburtstagskarte. Er zog sie mit vor Aufregung tauben Fingern hervor und öffnete sie.
    Für Benny, damit du endlich aufhörst, uns zu nerven! Einen wunderschönen Geburtstag und alles, alles Liebe wünschen dir Mum, Claire und Alison.
    » Cool!«, sagte er. » Ich wusste die ganze Zeit, dass ihr nur Spaß macht.«
    Die Kopfschmerzen waren verschwunden, genau wie dieses pulsierende Hämmern. Völlig unerwartet war es doch noch ein schöner Nachmittag geworden. Er riss das Papier so heftig entzwei, dass es auf den Boden fiel. Darunter kam eine grün-weiße Schachtel zum Vorschein, die mit Xbox-Logos bedeckt war– wie ein wunderschöner Schmetterling, der gerade aus seinem Kokon schlüpft. Seine Mum hatte sich aus dem Sofa gewuchtet und watschelte mit ausgestreckten Armen auf ihn zu. Endlich würde er die Umarmung und die Küsse bekommen, die schon lange überfällig waren. Er legte sich schon mal die passenden Widerworte zurecht: Mum, hör auf, ich bin fünfzehn und nicht fünf – freute sich aber trotzdem darauf, wollte wieder Kind sein, wenn auch nur für diesen einen Moment. Einfach nur glücklich.
    Die Ohrfeige ließ ein Feuerwerk im Wohnzimmer explodieren, grelle Lichtblitze tanzten vor seinen Augen. Er fiel in den Stuhl zurück, vor Schreck fiel ihm die Schachtel von den Knien und fiel krachend auf den Teppich.
    Du machst sie ja kaputt!, war sein erster Gedanke. Dann kam der Schmerz, brannte so heiß wie Feuer. Und unmittelbar darauf folgte die zweite Ohrfeige auf die andere Wange. Es klingelte in seinen Ohren, und sein Gesicht fühlte sich an, als stünde es in Flammen. Er sah auf. Tränen ließen den Raum verschwimmen, als stünde er unter Wasser. Er erkannte seine Mum, zumindest eine verwischte Silhouette von ungefähr denselben Ausmaßen. Sie holte aus und ließ den Arm niedersausen.
    Krach! Diesmal war es keine Ohrfeige, sondern ein richtiger Schlag. Benny wurde schwarz vor Augen. Nur weg hier! Er schmeckte warmes Kupfer auf seiner Zunge und seiner Kehle, genau wie damals, als er den Fußball auf den Mund bekommen hatte.
    Blut.
    Panisch sprang er aus dem Stuhl und schubste seine Mum so fest von sich, dass sie nach hinten stolperte. Mit rudernden Armen taumelte sie durch den engen Raum. Es sah fast komisch aus, wie in einem YouTube-Video. Sie grunzte wie ein verschreckter Eber. Benny starrte in ihre schwarzen Schweinsäuglein– da war nichts Menschliches mehr.
    » Mum«, wollte er sagen, doch das Wort steckte in seiner Kehle fest. Sie schwankte, vollführte einen seltsamen barfüßigen Stepptanz, fand das Gleichgewicht wieder und ging erneut auf ihn los. Alles war so laut. Das schwere, heisere Keuchen seiner Mutter und noch etwas anderes: ein anschwellender Ton wie ein pfeifender Wasserkessel. Benny brauchte einen Sekundenbruchteil, bis er kapierte, dass seine Schwester aus Leibeskräften kreischte. Sie sprang so schnell vom Sessel, dass er keine Zeit mehr hatte, ihr auszuweichen, rammte ihn und legte ihre dünnen Arme um seinen Hals. Dann traf ihre Mum sie beide, warf sie zu Boden wie Bowlingkegel.
    Benny kam mit dem Kopf voran auf dem Teppich auf. Seine Mutter landete auf ihm. Er konnte nichts mehr sehen, ihr unglaubliches Gewicht drückte ihn gegen den Boden, raubte ihm den Atem. Er roch ihren Schweiß, ihr Shampoo und den Nagellack, bäumte sich mit aller Kraft auf, schlug nach ihr, konnte jedoch keine Kraft in seine Hiebe legen. Sie schlug zurück. Dicke Fäuste trommelten auf seine Schläfen, sein Genick und seine Stirn ein.
    Etwas Weißglühendes bohrte sich in seine Schulter, aber er konnte den Kopf nicht drehen, um sich umzusehen. Sein Schmerzensschrei wurde durch die Brust seiner Mutter gedämpft, die auf sein Gesicht drückte. Es wurde immer schlimmer. Er spürte, wie etwas Feuchtes den Pulloverärmel hinunterlief.
    Das kann nicht sein das kann nicht sein.
    Konnte es doch; er sah Lichtpunkte vor seinen Augen tanzen, ein Hilfeschrei seines an Sauerstoffmangel leidenden Gehirns. Und, was noch schlimmer war: Er konnte den Tod spüren, seinen Tod, der irgendwo in den dunklen Winkeln der Gestalt über ihm lauerte.
    Diese Furcht verlieh ihm Kraft, und schließlich wurde so viel Adrenalin durch seinen Körper gepumpt, dass er einen kräftigen Schlag auf das Kinn seiner Mum landen konnte. Ihr Kopf wurde zurückgeschleudert. Sie gab ein blutiges Grunzen von
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