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Pandoras Kuss

Pandoras Kuss

Titel: Pandoras Kuss
Autoren: Emilia Polo
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Da, direkt vor meinen Füßen, lag meine eigene Karriere UND die Berufung meines Vaters, verschnürt und halbnackt am Boden und hatte zu atmen aufgehört.
    Hatte ich Amelie versprochen, dass ich ruhig blieb und nicht überreagieren würde?
    Das hatte ich.
    Doch konnte ich da auch noch nicht ahnen, dass sie mir eben mal wieder gründlich mein Leben versaute.
    „Du bist sauer …oder?!“, flüsterte Amelie.
    Ich war nicht sauer. Ich war nicht mal wütend, zornig oder auch nur außer mir. Es existierte schlicht und ergreifend einfach kein Begriff, der meinen aktuellen Gefühlszustand auch nur annähernd exakt hätte erfassen können. Die einzige Umschreibung, die ihn entfernt traf, wäre wohl atomar-explosiv gewesen.
    Ich versuchte mich an einer Bestandsaufnahme meiner Situation.
    Ngoma stand draußen vor der Tür und die Tür war verschlossen und Maxine war zeitweise verhindert einzugreifen. Ich konnte Amelie also in aller Ruhe ermorden.
    Ich würde mildernde Umstände dafür kriegen. Ich konnte auf zeitweilige Unzurechnungsfähigkeit plädieren.
    Schwester Mari e-Claire hatte zwar etwas gegen Mord und Totschlag. Schon wegen der zehn Gebote. Aber speziell diesen Mord würde sie mir ganz bestimmt nachsehen. Und die schamlose kleine Hexe fiel aus. Sie hatte sich gerade mal wieder irgendwo verkrochen.
    Manche Wunder landeten unter Kurioses in den Zeitungen, über andere wurden ganze Bibliothe ken an Analysen verfasst, dennoch blieben die meisten wirklichen Wunder und Heldentaten unbesungen. Dass ich Amelie eben doch nicht umbrachte, gehörte eindeutig in die Kategorie wahres Wunder und unbesungene Heldentat.
    „I st  sie tot?  HAST DU ETWA MEINE KARRIERE ERMORDET?“, fragte ich so deutlich und gefasst, wie ich es unter den Umständen nur fertig brachte. (Mit anderen Worten: Ich brüllte Amelie so sehr an, dass sich meine Stimme dabei überschlug und die letzten Töne nur noch als eine Art hohes Kreischen über meine Lippen drangen.)
    Amelie zog den Kopf zwischen die Schultern und trat vor Schreck zwei, drei Schritte von mir weg.
    Gut so. Das verringerte die Gefahr, dass ich doch noch das letzte bisschen Beherrschung verlor.
    „Das ist jetzt natürlich alles nicht ganz so, wie es vermutlich aussieht …“, flüsterte Amelie.
    Dann hielt sie mir ein seltsam geformtes gel bes Teil entgegen. Das ich als einen Elektroschocker der Marke Taser erkannte. 
    Solche Elektroschocker sandten einen heftigen Stromschlag aus, der einen Menschen für Minuten lähmte. Hatte dieser Mensch allerdings Kreislaufprobleme, Asthma oder besaß einen Herzschrittmache r, konnte ein solcher Stromstoß tödlich enden.  In den meisten zivilisierten Ländern der Welt waren diese Teile deswegen nicht frei verkäuflich.
    „Total praktisch die Dinger …“, Amelie wies auf Madame Mazaras.
    Ich warf einen längeren und sehr skeptischen Blick auf Madame. Da waren feinste Narben am unteren Ansatz ihrer Brüste zu erkennen. Allerdings schien sie mir für einen Herzschrittmacher zu fit und zu jung. Dafür waren ihre Brüste ziemlich groß. Vermutlich waren die Narben wahrscheinlich eher Überbleibsel einer Brustvergrößerung, nicht einer Herz-OP. 
    Madame begann zaghaft einen Finger zu bewegen. Demnach war sie nicht tot, sondern nur mit dem Taser geschockt worden.
    „Erklär mir das. Und zwar bitte so einfach und nachvollziehbar , wie irgend möglich“, forderte ich Amelie auf. (Und war stolz darauf, wie unglaublich cool und gelassen ich dabei klang.)
    Maxine erzeugte Geräusche an ihrem Kreuz. 
    Wir beachteten sie nicht. (Ziemlich unhöflich eigentlich, wo sie doch unsere Gastgeberin war und so.)
    „Und du bleibst ganz sicher ruhig, ja?“, erkundigte sich Amelie.
    Natürlich.
    War ich nicht eben auch so heldinnenhaft ruhig geblieben?
    Was sollte mir schon bevorstehen, das schlimmer war als das, was ich hier vorgefunden hatte?
     
     
    6 7.
    „Du musst eines von Anfang an einsehen: Publis ist eine richtig gute Sache für unsereinen. Bevor ich dort hineinrutschte stand ich drei Mal die Woche mit irgendeiner anderen bescheuerten Schlagzeile in der Öffentlichkeit. Ich konnte machen was ich wollte, ich war immer dran. Hätte ich ganz allein den Weltfrieden herbeigeführt, hätten die Aasgeier sich trotzdem mehr die Mäuler darüber zerrissen welche  Farbe die Tangas hatten, die ich dabei trug als darüber, dass mein Weltfrieden ein paar tausend Menschen pro Minute das Leben rettet.
    Seit Publis ist das vorbei.
    Ich ficke so ziemlich wen ich
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