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Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Titel: Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer
Autoren: Christoph Lode
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Bedürfnis, allein zu sein, wurde so stark, dass er in einem unbeobachteten Moment durch die Hecken schlüpfte und sich auf eine alte Steinbank setzte, von der aus man die südöstliche Altstadt und den Kessel überblicken konnte.
    Tief erschöpft betrachtete er die Ruinen und Trümmerfelder und brennenden Häuser. Er musste nachdenken. Musste Klarheit darüber gewinnen, was er nun mit seinen gewaltigen Kräften anfing. Nie wieder wollte er den Fehler begehen, sie unbedacht zu gebrauchen und damit Unglück über andere zu bringen, wie er es schon so oft getan hatte.
    Nachdenken, ja. Nur wo sollte er anfangen? Der Phönix frei. Lady Sarka tot. Die Welt war nicht mehr dieselbe wie heute Morgen noch, und in seinem Kopf herrschte solch eine Verwirrung, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte.
    Also saß er da und ließ die Zeit verstreichen. Irgendwann fielen ihm die Augen zu. Er schlief nicht, war jedoch auch nicht richtig wach. Bilder huschten an ihm vorbei, Erinnerungen an die vergangenen Stunden, Tage, Wochen, begleitet vom Knistern des Feuers, den fernen Schreien des Phönix und dem Raunen der Stadt, das sich anhörte wie das Wispern erwachender Träume in den Seelenhäusern.
    Gebüsch raschelte.
    »Hier bist du«, sagte Liam. »Wir dachten schon, du wärst fortgegangen, in die Traumlanden oder so.«
    Er setzte sich neben ihn. Jackon blinzelte die Schläfrigkeit fort.
    »Da hinten, Ibbott Humes alter Schuppen«, meinte der Blonde. »Da haben wir uns das erste Mal getroffen, weißt du noch? Hume hat dich aufgefordert, mir Werkzeug und eine Schürze zu geben.«
    Jackon musste grinsen. »Eine Krähe kam rein, und du hast dich zu Tode erschreckt.«
    »Ja. Verdammte Biester. Na ja, die Zeiten sind wohl vorbei. Ohne Corvas sind Krähen wieder einfach nur Krähen, schätze ich.« Liam räusperte sich. »Jedenfalls wollte ich dir sagen, dass ich dir dankbar bin. Es war sehr mutig von dir, gegen Lady Sarka anzutreten. Ich hätte das nicht gekonnt.«
    »Mit Mut hatte das nichts zu tun. Es ist ja nicht so, dass ich eine Wahl gehabt hätte.«
    »Doch, hattest du. Lucien hat mir erzählt, dass sie dich überreden wollte, die Seiten zu wechseln. Es wäre einfacher für dich gewesen, darauf einzugehen. Um ehrlich zu sein, habe ich befürchtet, dass du das tun würdest. Aber du hast ihr widerstanden. Du bist viel stärker, als wir alle gedacht haben.«
    Verlegen scharrte Jackon mit dem Stiefelabsatz über die Pflastersteine. »Ich bin nicht stark. Die meiste Zeit habe ich mir vor Angst fast in die Hosen gemacht. Ich habe immer Angst, verstehst du? Jeden Tag, seit ich weiß, dass ich ein Traumwanderer bin. Und jetzt auch noch die ganzen Kräfte von Lucien. Ich weiß nicht, wie ich das alles schaffen soll.«
    »Früher warst du allein, aber jetzt hast du uns. Vivana, Lucien, Ruac, mich. Wir helfen dir schon, damit klarzukommen.«
    Jackon hob den Kopf und blickte ihn fragend an.
    Liam hielt ihm die Hand hin. »Freunde?«
    Er ergriff sie lächelnd. »Freunde.«
    Allmählich brach der Abend herein. Jackon und Liam erinnerten sich an ihre gemeinsamen Wochen im Palast und lachten über ihr Abenteuer in der Kanalisation, und für eine Stunde oder zwei fühlte sich Jackon wieder so unbeschwert wie damals, als er einen endlosen Sommer lang mit Liam im Garten gearbeitet und keine Sorgen gekannt hatte.
    Als es dunkel wurde, kam der Phönix zurück. Liam sprang auf und lief zu den anderen. Jackon dagegen blieb noch einen Moment sitzen. Er betrachtete den flammenden Streif am Himmel und wünschte, der Phönix hätte sich noch einen Tag Zeit gelassen, oder wenigstens ein paar Stunden, denn tief in seinem Innern wusste er, was nun geschehen würde.
    Traurig stand er auf und stapfte über den Rasen.
    Der Phönix landete auf einer alten Statue, und der Schein seiner Flammen tauchte den Garten in flackerndes Licht und tanzende Schatten. Die Hitze, die er verströmte, war derart stark, dass Jackon und seine Freunde sich ihm nur bis auf zwanzig Schritt nähern konnten.
    Als er sprach, spürte Jackon seine Stimme mit jeder Faser seines Körpers.
    Mahoor Shembar.
    Der Untote, der sich seit ihrer Flucht aus dem Palast vor der Mittagssonne im Gebüsch versteckt hatte, erschien zwischen den Bäumen und trat vor.
    Einst hast du versucht, mich mit Tücke und Zauberei zu versklaven. Dafür habe ich dich bestraft. Nun ist dein Frevel gesühnt. Ich erlöse dich.
    Ich danke dir, wisperte der Nigromant.
    Ein kühler Hauch schien durch Bäume und Blätter zu
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