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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen
Autoren: Christoph Lode
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entging der tödlichen Waffe nur, weil er im letzten Moment den Kopf einzog.
    Er erreichte die Stahltreppe, duckte sich schwer atmend hinter einer Maschine und überlegte, wie er die beiden Spiegelmänner von der Plattform weglocken konnte. In diesem Moment stürzte neben ihm ein Maskierter zu Boden. Lucien landete mit einem Sprung auf dem Rücken des Geschöpfs und stach so oft mit seinem Messer zu, bis es sich nicht mehr regte. Schließlich zerfiel es zu Staub, und die Kutte erschlaffte.
    »Kannst du die Spiegelmänner da oben ablenken?«, fragte Liam.
    »Was hast du vor?«
    »Ich brauche den Blitzwerfer.«
    Lucien richtete sich auf, zog ein Wurfmesser und schleuderte es. Die Klinge traf den Spiegelmann mit dem zerstörten Gesicht, bohrte sich in seine Schulter. Das Wesen und sein Kumpan fielen darauf herein und eilten die Treppe hinab.
    »Beeil dich«, sagte der Alb. »Wir sollten zusehen, dass wir hier rauskommen.«
    Liam bereitete sich darauf vor, an den Geschöpfen vorbeizuhuschen, sowie diese das Ende der Treppe erreichten. Plötzlich ertönte ein Krachen. Die Tür zu Godfreys Fluchttunnel flog auf, und weitere Spiegelmänner strömten in die Halle. Bei ihnen waren Umbra und Amander, beide mit Pistolen bewaffnet.
    Liam schluckte. Nun war Corvas nicht mehr der Einzige,
der sie sehen konnte. Das machte eine Flucht deutlich schwieriger. Unwillkürlich zog er den Kopf ein, als die Maskierten, die von der Plattform kamen, stehen blieben und in seine Richtung blickten. Er wartete, bis sie sich ein paar Schritte von der Treppe entfernt hatten, und lief los, presste die Tasche mit dem Buch an sich und eilte die Stufen hinauf.
    Livia saß auf dem Bett, drückte ihre Kinder an sich und sang ihnen ein Lied.
    Die Tür der Schlafkammer war nicht dick genug, um die schrecklichen Geräusche des Kampfes vollständig auszusperren, die Schüsse und das Klirren von Stahl. Livia zuckte jedes Mal zusammen, wenn ein gedämpfter Schrei erklang, und strich Dijana, die wieder angefangen hatte zu weinen, über das Haar.
    Sie war es nicht gewohnt, von Madalin in der Stunde der Gefahr getrennt zu sein. Fast ihr halbes Leben war sie nun mit ihm verheiratet, und stets hatten sie alle Entscheidungen gemeinsam getroffen, große und kleine, bedeutende und unwichtige. Wenn einer nicht weiterwusste, kannte der andere die Lösung, welches Hindernis, welche Bedrohung auch vor ihnen lag.
    Und nun saß sie hier allein, konnte nichts tun, als für ihn zu beten. Das javva mochte Madalin vor Pistolenkugeln und Messerklingen schützen – doch es war machtlos gegen die alten und geheimnisvollen Kräfte der Diener Lady Sarkas. Bitte pass auf dich auf , dachte sie und hoffte, dass ihre Kinder nicht spürten, wie groß ihre Verzweiflung war. Sie musste stark sein, musste ihnen das Gefühl geben, dass sie sicher waren.
    Sie sang ihr Lied und lauschte Arpad, der leise mitsang. Sie hatte es ihm schon so oft vorgesungen, abends vor dem Einschlafen, dass er jede Silbe auswendig kannte. Noch einmal , sagte er immer. Sing es noch einmal.

    Es war jemand vor der Tür – sie spürte es mehr, als dass sie es hörte.
    Leise stand sie auf.
    »Warum singst du nicht weiter?«, fragte Dijana.
    »Unter das Bett mit euch, schnell.«
    Die Kinder gehorchten, krochen flink unter das eiserne Gestell. Livia griff nach ihrem Messer.
    Lass es Madalin sein. Bitte lass es Madalin sein.
    Die Tür öffnete sich.
    Herein kam Amander.
    Ihr Mund wurde trocken. Von allen Dienern Lady Sarkas war er der schlimmste. Die Berührung seiner Hände brachte den Tod, und es hieß, dass er es genoss, Leben auszulöschen.
    Er trug eine Pistole. Ein dünnes Lächeln umspielte seine Lippen, als er erst Livia anblickte und dann die Kinder unter dem Bett entdeckte.
    »Verschwinde«, sagte sie. »Lass uns in Ruhe.«
    »Gib mir deine Kinder«, befahl er. »Nein.«
    Er hob die Pistole und schoss. Die Wucht des Treffers riss Livia herum, sie prallte gegen das Bettgestell und ließ das Messer fallen. Ihre Hand grub sich in die Decke, als sie sich festhalten wollte, dann gaben ihre Beine nach. Blut tränkte ihr Kleid. Sie wusste nicht genau, wo es herkam, denn sie spürte keinen Schmerz. Ihr ganzer Körper schien mit einem Mal taub zu sein. Es wurde immer mehr, quoll zwischen ihren Fingern hervor, die sie auf den Bauch presste, troff auf die Steinplatten.
    »Närrin«, sagte Amander.
    Ihre Kinder schrien, als er sie unter dem Bett hervorzog.
    Nicht , flüsterte sie stumm. Sie wollte die Hand heben, wollte
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