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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen
Autoren: Christoph Lode
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nichts zu bedeuten, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.«
    »Was für einen Vorfall?«, fragte Quindal.
    »Ein Schwarm von Boten hat mich angegriffen. Das sind Wesen, die für frische Traumsubstanz in den Seelenhäusern sorgen. Seit mein Volk fort ist, spielen sie verrückt, deswegen habe ich mir nichts dabei gedacht, zumal der Angriff harmlos war. Aber er hat mich kurze Zeit abgelenkt. Vielleicht hat Jackon das ausgenutzt, um in Liams Seelenhaus einzudringen.«

    »Dieser kleine Bastard!«, stieß Quindal hervor. »Ich habe genau gewusst, dass wir ihm nicht trauen können.«
    »Warte, Nestor«, beschwichtigte Livia ihn. »Das sind doch alles nur vage Vermutungen. Dazu müsste Jackon die Boten irgendwie beeinflusst haben. Ist er dazu überhaupt in der Lage?«
    »Vielleicht«, antwortete Lucien. »Ich weiß nicht genau, wie seine Kräfte beschaffen sind.«
    Kaum hatte er den Satz beendet, begann eine Glocke zu läuten. Liam erschrak so heftig, dass er auffuhr. Das Läuten kam von der Plattform. Godfrey hastete die Eisenstufen hinauf, riss einen der Schläuche seiner Beobachtungsapparatur aus der Halterung und starrte in den Trichter.
    »Spiegelmänner!«, rief er.
    Liam war, als hätte man ihm ins Gesicht geschlagen. Nein, Jackon , dachte er nur. Nein. Bitte nicht.
    Augenblicklich brach Chaos in der Halle aus. Quindal und Lucien waren aufgesprungen und redeten durcheinander. Livia eilte zu Madalin, der die Kinder zu sich rief. Jovan riss den Vorhang zur Seite und stürzte aus dem Durchgang zu den Schlafquartieren.
    Godfrey trat an die Brüstung der Plattform. »Sie sind auf dem Weg hierher«, sagte er. »Wir müssen fliehen. Uns bleibt nicht viel Zeit. Nehmt nur mit, was ihr tragen könnt, und geht zu der Tür dahinten. Sie führt zu einem geheimen Fluchttunnel. «
    In diesem Moment ertönte eine zweite Glocke. Godfrey spähte in einen anderen Trichter. Als er sich wieder umwandte, sah Liam zum ersten Mal so etwas wie Furcht im maskenhaften Gesicht des Aethermanns. »Sie … kommen auch durch den Fluchttunnel«, erklärte er stockend.
    »Heißt das, wir sitzen in der Falle?«, rief Lucien zu ihm herauf.

    Anstelle einer Antwort betätigte Godfrey hektisch Hebel und Schalter, als könne er nicht glauben, was seine Apparatur meldete.
    Mechanisch stand Liam auf und griff nach der Tasche mit dem Gelben Buch, die über der Stuhllehne hing, obwohl er selbst nicht wusste, was er damit bezweckte. Das Buch war wichtig. Er durfte es nicht hier zurücklassen, egal, was geschah.
    Jackon hat uns verraten. Er hat uns – verraten.
    Das war so absurd, so lächerlich, dass er es einfach nicht glauben konnte.
    Vivana kam ihm in den Sinn. Sie war nicht hier – das war gut. Jähe Erleichterung durchströmte ihn beim Gedanken, dass sie gerade bei Ruac war, in der Alten Arena, in Sicherheit , und nicht hier bei ihnen, wo es gleich von Spiegelmännern wimmeln würde.
    Wie in Trance ging er zu seinen Gefährten, die sich am Fuß der Stahltreppe versammelten. Zwei der Kinder weinten, doch davon abgesehen war das Durcheinander dank Luciens Besonnenheit und der Unerschrockenheit der Manusch gespannter Ruhe gewichen.
    »Wenn wir nicht fliehen können, müssen wir kämpfen«, sagte Madalin. »Genug Waffen für alle haben wir.«
    »Wie viele sind es?«, wandte sich Lucien an Godfrey, der immer noch an seiner Apparatur saß.
    »Ich sehe mindestens zwanzig. Außerdem sind Corvas, Umbra und Amander bei ihnen.«
    »Zu viele«, stellte Quindal düster fest.
    »Gewinnen können wir nicht«, stimmte ihm der Alb zu. »Aber vielleicht können wir sie in Kämpfe verwickeln und lange genug beschäftigen, dass ein paar von uns entkommen können.«
    »So machen wir es«, entschied Madalin. »Jovan, du holst
die Waffen. Livia, du versteckst dich mit den Kindern in den Schlafquartieren, bis wir euch holen kommen.«
    »Warte«, sagte Livia, als Jovan davoneilen wollte. »Zuerst nehmt ihr alle einen Schluck hiervon.« Sie griff in eine Tasche ihres Umhangs und holte die Phiolen mit dem javva hervor.
    »Das bringt nichts«, meinte Sandor. »Godfrey hat doch gesagt, dass auch Corvas und seine Leute dabei sind.«
    Unbeirrt löste die Manusch die Lederschnur, die die Fläschchen zusammenhielt. »Hauptsache, die Spiegelmänner können euch nicht sehen. Außerdem schützt es euch vor Verletzungen. Jetzt trinkt schon«, drängte sie und verteilte die Phiolen.
    Liam hatte nicht vergessen, wie kostbar javva war. Livia besaß so wenig davon, dass sie es nicht
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