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Pan Tau

Pan Tau

Titel: Pan Tau
Autoren: Ota Hofman
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dieser schrecklichen Nacht, in der sich alle Katzen vom Lido, aus Venedig und von den umliegenden Inseln Murano und Burano um das Hotel Quatro Fontane versammelt hatten, sehnte ich mich nur nach einem: mich in den Sessel der Caravelle zu setzen, die Augen zu schließen und zu schlafen. Das war mein Wunsch bis zu dem Augenblick, als ich meine einzige Reisegenossin, eine junge Dame in strohgelbem Kostüm und mit zwei Smaragden sah. Aber es waren keine Smaragde. Was so grün funkelte, waren ihre Augen, lachende Augen.
    Die Maschine war bis auf uns beide leer. Die Stewardess wies uns weit voneinander entfernte Plätze zu und ging ins Cockpit, um die Aufschrift aufleuchten zu lassen:
    Bitte nicht rauchen!
    Bitte anschnallen!
    Wir schnallten uns an. Mit einem Mal wußte ich, daß ich nicht einschlafen durfte, denn nicht weit von mir waren die schönsten und fröhlichsten Augen, die ich je gesehen. Aber gleichzeitig spürte ich, so sehr ich mich auch dagegen wehrte, wie ich einschlief und wie die Maschine über dem Meer schwebte. Ich sah im Halbschlaf Katzen auf den nebelverhangenen Wellenkämmen herbeischleichen, ganz unhörbar, tapp-tapp, immer näher und näher kamen sie, bis sie so nahe waren, daß ihr widerliches Miauen trotz des Dröhnens der Motoren in diesem Traum zu hören war, in dem mir mein Hotelzimmer erschien und ich nicht einschlafen konnte, weil unten im Garten eine Million Katzen waren, in deren Miauen das Telefon rasselte.
    Quincy: »Ich hoffe, Sie schlafen nicht!«
    »Nein, Oberinspektor, ist was?«
    »Nichts. Sie können ruhig einschlafen.«
    Die Katzen verschwanden. Ich öffnete die Augen. (Oder träumte mir, daß ich sie öffnete?)
    Hinter der Fensterluke des Flugzeugs sah ich ein Raumschiff, das einem U-Boot mit Propeller und noch mehr einem Kinderspielzeug glich. Es schwebte über uns. In der Sonne funkelte es goldgelb. Wäre nicht die Glasscheibe gewesen, hätte ich es berühren, den Arm ausstrecken und es mit der Hand greifen können. So nahe war es, und so klein. Sehr gut erkannte ich die runde Luke, von der Collins gesprochen hatte. Auch das winzig kleine Geländer entlang des ovalen Rumpfs sah ich. Mein Herz pochte. Das Raumschiff machte eine Wendung, um den Kurs zu ändern. Für einen Moment erblickte ich ein rechteckiges Schild am Bug, ähnlich einem Autonummernschild. Darauf stand:
    Tau 01
    Das Raumschiff entfernte sich vom Fenster und verschwand unter den Tragflächen der Caravelle.
    »Haben Sie es gesehen?«
    Ich schrie es beinahe. Das Mädchen mit den smaragdgrünen Augen lachte auf:
    »Deshalb habe ich Sie ja aufgeweckt!«
    Sie saß im Sessel neben mir und spulte in ihrer Mini-Kamera den Film um.
    »Hoffentlich habe ich mich nicht mit der Blende geirrt. Tau null eins. Glauben Sie, daß es Marsmenschen waren? Das wäre eine tolle Sensation! Wenn ich mich bloß nicht mit der Blende geirrt habe...« »Nein, aber...«
    »Aber was?«

     
    »Sie haben vergessen, den Verschluß vom Objektiv herunterzunehmen.« Ich fürchtete, die grünen Augen würden im nächsten Augenblick verlöschen, aber das Mädchen lachte noch lauter auf als zuvor. »Das ist das da, oder?« Sie betrachtete die Aluminiumhaube auf dem Objektiv, als ob sie sie zum erstenmal gesehen hätte. »Immer vergesse ich etwas. Außerdem weiß ich gar nicht, ob ich einen Film in der Kamera habe.«
    Sie öffnete die Kamera. Ein Film war drin, bis zur Hälfte aufgespult. »Jetzt kann ich ihn wegwerfen, oder?«
    »Ich fürchte, ja.«
    »Schade...« Sie seufzte auf, dann zog sie mit spitzen Fingern den Film aus der Kassette. »Fünf fünfzig hat er gekostet... Schließlich könnten Sie... Würden Sie bezeugen, daß wir sie gesehen haben?« »Wen?«
    »Die Marsmenschen. Tau null eins. Die Ufos. Die fliegenden Untertassen.«
    »Warum bezeugen? Sind Sie Detektivin?«
    »Nein, Modereporterin, von der Zeitschrift Schick und Schön. Für diese Marsmenschen bekäme ich einen Haufen Geld. Eine Exklusiv-Reportage über die Begegnung mit Ufos. Für Pardon, Stern, Paris Match. Mode auf dem Mars und so, begreifen Sie nicht?« Sie dachte eine Weile nach. Dann machte sie mir ein Angebot. »Wir könnten das Honorar teilen.«
    »Niemand wird Ihnen glauben, ohne Fotos!«
    »Kaum. Ein Witz ist das! Wir haben ja das Raumschiff wirklich gesehen!«
    Unter uns war Rom.
    Bitte anschnallen! leuchtete über der Tür zum Cockpit auf.
    Die Caravelle flog bereits tiefer. Wir schnallten uns an. Das Mädchen mit den grünen Augen sagte:
    »Hätte ich den Film nicht
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