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Palzki 09 - Ahnenfluch

Palzki 09 - Ahnenfluch

Titel: Palzki 09 - Ahnenfluch
Autoren: Harald Schneider
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jeden zweiten Tag. Und meine Wohnung sieht danach aus wie eine Katastrophe, weil er zu faul ist, den Grasfangkorb dranzuhängen. Und die Inflation frisst seine ganze Rente auf. Ach, Rente. Er ist Frührentner. Wenn ich das damals gewusst hätte, hätte ich seinen Freund geheiratet. Der ist Lehrer geworden und hat jede Menge Ferien. Jetzt ist er oft krank und hat noch viel mehr Ferien, fast so wie mein Mann. Nur dass er dabei kräftig verdient. Rasen mähen tut er auch nicht, das macht ein Lehrer nicht, hat er mir mal erzählt, als ich ihn beim Einkaufen getroffen habe. Ich glaube, ich hatte damals die Butter vergessen, als ich ihn getroffen habe. Oder war es das Klopapier? Na ja, ist nicht so wichtig, oder? Wenn doch, müsste ich noch mal drüber nachdenken. Soll Paul bei uns übernachten oder bringen Sie ihn morgen früh wieder?«
    Ich hatte den Namen meines Sohnes vernommen. Mir gelang es, ihren Redeschwall zu unterbrechen.
    »Paul, was ist mit ihm? Was ist mit Stefanie und den Kindern?«
    Frau Ackermann schaute verdutzt. Es könnte das erste Mal in ihrem Leben gewesen sein.
    »Das wissen Sie nicht? Ihre Frau hat doch eine Nachricht auf den Tisch gelegt.«
    Ich ließ meine Nachbarin vor der Tür stehen und sauste ins Wohnzimmer. Tatsächlich, da lag ein großer Zettel.
    ›Lieber Reiner,
    leider konnte ich dich nicht über dein Handy erreichen. Auf der Dienststelle haben sie mir gesagt, du wärst gerade in einem wichtigen Einsatz. Ich war heute mit Lisa beim Kinderarzt wegen ihres entzündeten Nabels. Er meinte, ich sollte zur Sicherheit mit ihr über Nacht zur Beobachtung ins Krankenhaus. Aber krieg bitte keine Panik, es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme. Lars habe ich auch mitgenommen, wegen des Stillens. Paul ist bei Ackermanns, hol ihn bitte dort ab. Morgen früh kann er wieder rüber, das habe ich mit Frau Ackermann so verabredet. Melanie ist bei einer Freundin, um sie brauchst du dich nicht zu kümmern. Außerdem sind Sommerferien. Wenn du zu Hause bist, ruf mich bitte auf meinem Handy an.
    Liebe Grüße Stefanie.‹
    Hätte ich die Nachricht früher gefunden, wären mir ein paar Minuten Aufregung erspart geblieben. Ich musste Stefanie anrufen, doch zunächst war es wichtig, meinen Sohn aus den Klauen der Nachbarn zu retten. Dies blieb mir erspart. Todesmutig war ich gerade wieder dabei, zu unserer Nachbarin an die Eingangstür zu gehen, da kam Paul vom Nachbarhaus angerannt.
    »Hallo, Papa, heute Abend sind wir ganz allein. Ist das nicht geil? Was für einen Film schauen wir uns an?«
    Frau Ackermann öffnete für den nächsten verbalen Angriff den Mund, doch ich kam ihr zuvor.
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe. Ich muss mich jetzt um meinen Sohn kümmern.« In einer etwas unverschämten Art und Weise schloss ich knapp vor ihrer Nase die Eingangstür.
    »Alles klar, Paul?«, fragte ich und erkundigte mich weiter: »Hat Frau Ackermann viel mit dir geredet?«
    »Ach kaum«, antwortete er. »Ich war die ganze Zeit bei Herrn Ackermann. Der hat mir mal ein paar coole Sachen erzählt.«
    Ich beschloss, den letzten Satz zumindest heute überhört zu haben.
    »Ich rufe kurz Mama an, dann machen wir was zu essen.«
    »Ach nee«, maulte Paul. »Ich hab extra drüben nichts gegessen, weil ich dachte, wir fahren bestimmt zum Caravella.«
    »Du denkst zu oft an Fastfood«, mahnte ich. »Lass mich jetzt erst mal telefonieren.«
    Eine Viertelstunde später war ich beruhigt. Lisa, Lars und Stefanie ging es gut. Die Betreuung im Krankenhaus wäre hervorragend, sagte sie. Bis morgen Nachmittag dürften sie wahrscheinlich wieder heim. Nur eine Kleinigkeit störte die Harmonie: Stefanie hatte vor dem Arztbesuch die Zutaten für eine vegetarische Pizza eingekauft. Und da man diese frisch genießen soll, bat sie mich, diese zu backen. ›Das kriegst du schon hin, Reiner‹, sagte sie. ›Ich habe dir das Rezept auf den Küchentisch gelegt.‹
    Und da lag es. Jetzt wäre es einfach gewesen, einen Pizzaboden mit allem Möglichen wie Salami und Schinken zu belegen. Blöd, dass gerade diese schmackhaften Zutaten nicht im Haus waren, außerdem musste auch der Pizzaboden selbst gemacht werden.
    Es ging fast alles glatt. Paul half eifrig mit. Er erklärte sich sogar bereit, bei den Nachbarn den unabdingbaren Wurstbelag zu schnorren. Als wir am Essenstisch saßen, meinte Paul: »Du Papa, die Pizza ist schön dick geworden.« Nachdenklich blickte er auf den Pizzaboden, der etwa die Dicke von drei aufeinandergelegten Butterkeksen hatte.
    »Sie
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