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Palazzo der Lüste

Palazzo der Lüste

Titel: Palazzo der Lüste
Autoren: Isabell Alberti
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durch die Werkstatt und die kleine Seitentür. Stefano trug das Bild und verstaute es auf dem Rücksitz ihres Fiats.
     
Sie wollte ihn wiedersehen, wollte ihn fragen »Wann«, aber das tat eine Frau nicht. Es würde so aussehen, als würde sie sich ihm an den Hals werfen. Verdammt, genau das wollte sie.
     
»Ich will dich wiedersehen.« Stefano umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. »Gibst du mir deine Telefonnummer?«
     
Ihr Herz machte einen Sprung.

Kapitel 2
Stefano hatte Wort gehalten. Er hatte bis zu seinem Anruf genau die richtige Zeit verstreichen lassen, um sie in einen fiebrigen Zustand der Sehnsucht zu versetzten. Sie hatte drei Tage unaufhörlich an ihn gedacht, stundenlang sein Bild betrachtet, das einen Ehrenplatz in ihrem Wohnzimmer erhalten hatte, als das Klingeln des Telefons ihre Wohnung in einen sonnendurchfluteten Palast verwandelte. Sie hatte gerade geduscht und trug nur einen Bademantel und ein zu einem Turban gedrehtes Handtuch auf ihrem feuchten Haar, als das sehnlich erwartete Geräusch ertönte.
     
Seine Stimme versetzte sie in einen Freudentaumel. Während des Gespräches hatte sie nicht stillstehen können, sondern war zwischen Wohn- und Schlafzimmer hin- und hergelaufen – die Sehnsucht nach ihm empfand sie wie ein Ziehen in ihrem Unterleib. Stefano wollte sie wiedersehen – heute, jetzt. Er hatte sich mit ihr in der Stadt treffen wollen, in einem Café, aber sie wollte nach Tres Orizzontes kommen, um ihn und das Gestüt zu sehen. In zwei Stunden wäre sie da.
     
Die Zeit verrann, während sie nackt vor dem Kleiderschrank stand und nicht wusste, was sie anziehen sollte. Es sollte sexy sein, praktisch für den Besuch auf einem Gestüt, luftig und leicht auszuziehen – die Quadratur des Kreises. Es sollte auch nicht zu knapp sein, Stefano sollte sie nicht für ein Flittchen halten.
     
Jede Minute, die sie hier herumstand, würde sie später zu ihm kommen. Schließlich zog sie einen weißen BH an, der ihre Brust nach oben drückte und ein schönes Dekolleté formte, einen weißen Tanga, eine ebenfalls weiße Bluse und eine an den Rändern ausgefranste Bermudajeans, dazu flache Sandalen. Das frisch gewaschene Haar steckte sie hinter den Ohren fest, ansonsten ließ sie es offen. Üppig fielen ihr die Locken auf die Schultern. Nachdem sie noch ein wenig Kajal aufgetragen hatte, war sie mit ihrem Aussehen zufrieden und lächelte ihrem Spiegelbild zu. Ich sehe aus wie eine Frau auf dem Weg zu einem Rendezvous, dachte sie.
     
*** Der Hof von Tres Orizzontes lag im gleißenden Sonnenlicht und war völlig ausgestorben bis auf Stefano, der unter dem Vordach des Stalls an einem Pfosten lehnte. Es sah aus wie in einem Western von Sergio Leone. Stefano trug eine verwaschene Jeans, ein schwarzes T-Shirt und tatsächlich Cowboystiefel, nur der Hut fehlte, und er kaute auch nicht auf einem Grashalm, erkannte Cecilia, als sie aus dem Wagen stieg, und er ihr entgegenkam.
     
»Cecilia.« Er schlang die Arme um sie und küsste sie, als wären sie seit Jahren ein Paar.
     
Sie schmiegte sich an ihn. All ihre Bedenken, was er von ihr halten mochte, zerstoben in der Sommerhitze. Willig öffnete sie die Lippen, ihre Zunge schlängelte sich vorwitzig in seinen Mund, tastete nach seiner und begann mit ihr zu spielen. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis sie sich voneinander lösten. Stefano nahm eine Strähne ihres frisch gewaschenen Haares in die Hand, roch daran.
     
»Ich hätte nicht gedacht, dass es so rot ist. Am Abend sah es eher rotblond aus.«
     
Sie fuhr sich mit der Hand durch die Locken. »Gar nichts gefärbt.«
     
»Als Pferd wärst du ein Fuchs. Rotfüchschen!«
     
»Oh, du.« Sie boxte ihm spielerisch in die Rippen. »Zeige mir das ganze Gestüt. Ich will alles sehen.«
     
Mit weit ausgebreiteten Armen drehte sie sich um sich selbst.
     
Lachend fing Stefano sie auf. »Du willst bestimmt die Pferde sehen. Die meisten sind auf den Weiden, die Stuten mit den Fohlen, die Ein- und Zweijährigen. Die Hengste stehen hier. Du bist an ihnen vorbeigefahren, als du gekommen bist.«
     
Auf Pferde hatte sie nicht geachtet, ihre Sinne waren viel zu sehr auf den Mann fixiert gewesen, den sie gleich treffen wollte. Stefano ging mit ihr Hand in Hand die von alten Bäumen gesäumte Auffahrt entlang.
     
»Ich habe auch mit deinem Bruder telefoniert wegen der Ausstellung. Er fand die Idee prima und wird mich unterstützen und seine Kontakte nutzen«, plauderte er dabei.
     
»Siehst du. Antonio
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