Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Palast der Suende - Roman

Palast der Suende - Roman

Titel: Palast der Suende - Roman
Autoren: Jan Smith
Vom Netzwerk:
Claire ruckte den Kopf herum und starrte Stuart an.
    »Meine Mutter«, bestätigte er. »Damals war sie jung, noch ein Schulmädchen.«
    Claire sah ihn voller Entsetzen an. »Aber Vittorio ist doch nicht … ist nicht dein...«
    »Mein Vater? Nein. Aber meine Mutter war seine Mätresse, als sie jung war. Er führte sie in dieses Leben ein, und sie war zu jung und hatte auch nicht die Kraft, um den Verlockungen widerstehen zu können. Glücklicherweise hat sie meinen Vater kennengelernt. Sie flohen nach Schottland, wo Vittorios Einfluß ihnen nicht schaden konnte. Er hat ihnen beiden die Flucht nie verziehen.« Er schaute traurig zum Bild. »Ich glaube, auf seine Weise war er in sie verliebt.«
    Claire sah wieder zu dem Porträt. Man konnte sich leicht vorstellen, daß ein Mann dem Charme dieses klugen Mädchens erliegen konnte.

    Stuart seufzte. »Jahre später, als ich die Universität in Florenz besuchte, bin ich ihm zufällig begegnet. Natürlich hatte ich keine Ahnung über seine Verbindung zu meiner Familie. Er erfuhr, wer ich war, und seine Rache bestand darin, mich zu verführen.« Er sah ihren skeptischen Ausdruck. »Bitte, versuche, mich zu verstehen. Ich war jung. Als ich schließlich gegen ihn rebellierte, fand er eine stärkere Kette, mit der er mich binden konnte. Er drohte, meiner Mutter von unserer Beziehung zu erzählen. Ich konnte nicht zulassen, daß er sie so verletzte. Solange sie lebt, bin ich bereit, alles zu tun, was er von mir verlangt. Das heißt – war ich bereit.«
    »Wie meinst du das? Mich hast du doch trotzdem verraten.«
    »Nein, das habe ich nicht. Jedenfalls nicht auf die Art, die er von mir verlangt hat. Er wollte dich in seinem Bett haben. Ich habe mich geweigert, ihm dabei zu helfen.«
    »Das wäre nicht nötig gewesen«, sagte sie kühl. »Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
    »Das bezweifle ich.« Er trat wieder näher heran.
    »Aber ich will nicht streiten. Kannst du nicht das sehen, was ganz offensichtlich ist, Claire? Ich liebe dich.«
    Sie sah stirnrunzelnd zu ihm hoch.
    »Es ist die Wahrheit. Ich habe versucht, es vor dir zu verheimlichen, aber das kann ich nicht mehr.« Er strich mit dem Daumen über ihren Arm. »Ich bereue, daß ich dich verletzt habe. Das wollte ich am allerwenigsten. Ich dachte, wenn ich Vittorio das Porträt besorge, läßt er uns in Ruhe. Ich werde ihn verlassen und einen Job in London finden. Ich werde es wiedergutmachen, das verspreche ich, Claire.« Er beugte sich zu ihr hinunter und küßte sie.

    Sie schloß die Augen und spürte die vertrauten Empfindungen, die sie durchzuckten.
    »Nein.« Sie schob ihn von sich. Ihr Körper verlangte zwar nach ihm, aber ihr Verstand rebellierte. »Das kannst du doch nicht ernst meinen. Glaubst du wirklich, für uns könnte es nach diesem hier noch eine Zukunft geben?«
    »Warum denn nicht? Ist es nicht schön mit uns beiden?« Er nahm ihre Hand und drückte seine Lippen darauf. »Was willst du denn sonst tun? Nach Hause in dein leeres Bett gehen?«
    »Sie hat noch andere Möglichkeiten.« Seans Stimme ließ beide Köpfe herumfahren. Er stand an der Tür, und hinter ihm standen Harper und Quaid, ihre Gesichter versteinert, als sie die Bilder an den Wänden sahen. Stuart ließ Claires Hand los und drehte sich zu Sean um.
    »Wir sind wegen der Bilder gekommen«, sagte Sean. »Und wegen meiner Frau.«
    Stuart lächelte. »Die Porträts können Sie haben. Aber was Claire angeht, wird sie wohl selbst entscheiden wollen.«
    »Sie wird nicht bei einem doppelgesichtigen Bastard wie Ihnen bleiben wollen.«
    »Ein doppelgesichtiger Bastard? Das ist ein starkes Stück, daß ausgerechnet Sie das sagen. Ich habe sie wenigstens nicht mit einer anderen Frau betrogen.«
    Claire schaute hilflos von Stuart und Sean und wieder zurück. Seans schmale grüne Augen waren zwingend, aber es war Stuarts Blick, an dem sie hängenblieb. Stuart bemerkte ihr Zögern, und der Beginn eines Lächelns wölbte seine Lippen. Er langte wieder nach ihrer Hand.

    Das war sein Fehler. Ihr ganzes Sein rebellierte gegen die Selbstgefälligkeit dieser Geste. Der Bann war gebrochen.
    »Nein!« Sie sprang vom Bett auf, stürmte an Stuart vorbei, quer durchs Zimmer. Sie ignorierte Seans ausgestreckte Hand. »Ich will niemanden von euch! Ihr seid beide arrogant und selbstsüchtig. Ihr könnt nur an euch denken!«
    Stuart lehnte an einem Bettpfosten und zündete sich eine Zigarette an. Die beiden Amerikaner hatten der Szene verlegen beigewohnt, jetzt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher