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Palast der Suende - Roman

Palast der Suende - Roman

Titel: Palast der Suende - Roman
Autoren: Jan Smith
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über eine Stunde weg. Sie schlang sich das Badetuch um, öffnete die Tür und schaute in den Korridor.
    »Claire!« rief Sean aus und nahm sich die Maske ab. »Ich habe dich überall gesucht.« Aber daß er sie endlich gefunden hatte, schien ihn nicht besonders zu freuen, denn er hatte einen grimmigen Gesichtsausdruck.
    »Was tust du hier?« fragte sie. »Wenn du Ärger anzetteln willst, kannst du...«
    »Nein, nein. Jedenfalls nicht den Ärger, den du meinst. Zieh dir was an, ich muß dir etwas zeigen.«
    Sie streckte sich, hob herausfordernd den Kopf. Sie hatte nicht vor, sich von ihm herumkommandieren zu lassen.
    Er seufzte. »Bitte. Es ist wichtig.«
    Sie sah ihn forschend an und fand in seinen smaragdgrünen Augen nur ehrliche Besorgnis. Sie kannte Sean.
    »Okay.«
    »Du mußt dich beeilen, wir haben nicht viel Zeit.« Claire ließ ihn im Korridor stehen, zwängte sich in das Mieder und dann in das lange Kleid. Sie warf einen Blick auf ihre Strümpfe, aber sie entschied sich dagegen. Ihre Beine waren noch feucht, und es würde viel zu lange dauern. Außerdem war sie neugierig, was Sean ihr zeigen wollte.
    Vielleicht hatte er die Alkoven gesehen und die Gucklöcher
und wollte sie nun damit schockieren. Nun, schockiert würde sie nicht sein. Sie war immer noch wütend auf ihn, daß es ihm gelungen war, sie erneut zu verführen. Ein Teil ihres Verstands sagte ihr, daß das ihre Schuld gewesen war, aber der größere Teil ihres Gehirns redete ihr ein, daß sie ihm nicht verzeihen konnte, eine so große Macht über sie zu haben.
    Sie schaute sich im Spiegel an. Von ihrem Make-up war nichts mehr zu sehen, die feuchten Haare lagen glatt am Kopf an. Sie konnte nur hoffen, daß sie auf ihrem geheimnisvollen Gang niemanden traf.
    Als sie die Tür öffnete, sprang Sean vom Boden auf, wo er die langen Beine ausgestreckt hatte.
    »Endlich! Komm!« Er packte ihre Hand.
    Sie riß sich los. »Ich habe gesagt, daß ich mitkommen will, aber nicht, daß du an mir herumzerren kannst.«
    Er hob die Schultern und ging voran. Er führte sie zurück auf den Flur, wo sie mit Stuart im Alkoven gewesen war, und sie ging davon aus, daß ihre Vermutung richtig gewesen war – er wollte sie auf die Gucklöcher hinweisen. Aber zu ihrer Überraschung schritt er vorbei und ging weiter zu der gepolsterten Tür. In die Sicherheitsvorrichtung im Türrahmen tippte er eine Zahl ein.
    »Was, zum Teufel, machst du da?« zischte sie. »Wir werden beide aus dem Palazzo fliegen.«
    Nach einem Klicken öffnete sich die Tür. Er trat zur Seite, um sie vorbeizulassen. Sie zögerte. Was immer Sean ihr auch zeigen wollte, es würde großen Ärger geben, dessen Folgen sie nicht kannte. Aber wenn er entdeckt wurde, würde es besser sein, wenn sie bei ihm war. Sie war zwar wütend auf ihn, aber sie wollte nicht, daß er sich noch ein blaues Auge holte.

    Der Flur hinter der Tür lag im Dunkeln. Claire spürte den dicken Teppich unter ihren Schuhen, und sie sog den Duft ein, der in diesem Teil des Palazzo vorherrschte – wahrscheinlich Weihrauch, dachte sie. »Bitte, Sean«, flüsterte sie zitternd, »laß uns zurückgehen. Dies ist Vittorios Privatwohnung.«
    Sie wurde gewahr, daß sie instinktiv seine Hand genommen hatte, und diesmal zog sie sie nicht zurück. Er führte sie den Flur entlang, öffnete dann rechts eine Tür. Die Dunkelheit wurde noch intensiver.
    Sie hörte einen Lichtschalter klicken, und das ganze Zimmer wurde angestrahlt. Sie befanden sich in einem großen, schwülstig eingerichteten Schlafzimmer, das von einem Riesenbett dominiert wurde. Eine violette Seidendecke lag über dem Bett.
    Sean drückte auf einen anderen Schalter. An den Wänden gingen mehrere Scheinwerfer an.
    Claire riß den Mund weit auf.

Siebzehntes Kapitel
    Sie starrte auf die geröteten Wangen, auf die gespreizten Gliedmaßen, die sich lüstern auf dem Samt ausbreiteten, und auf den Schmuck, der am Hals und an den Handgelenken funkelte. Ihr Blick fiel auf das Dreieck der Schamhaare und auf die feuchten Lippen, und schließlich blickte sie in die glühenden Augen des Gemäldes. Es waren ihre eigenen Augen.
    »Ich verstehe nicht...«
    Sean sagte nichts.
    Claire ging zum nächsten Bild. Alle Wände waren mit ähnlichen Bildern behangen, ein Fest von verführerischen Mündern, Brüsten und gespreizten Beinen. Die meisten waren weit weniger geschmackvoll als ihr Porträt. Sie wandte den Blick ab von einem besonders derben Bild, das eine Frau mit vielen Ringen an allen Fingern
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