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Palast der Stuerme

Palast der Stuerme

Titel: Palast der Stuerme
Autoren: Penny Jordan
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erwarten“, fiel Raoul ihr ins Wort, „dass Sie Ihrer Stellung gemäß angezogen sind, selbst wenn ich Sie nicht wie meine Ehefrau behandle.“ Als sie rot wurde, verzog er den Mund. „Meinen Sie, ich wüsste nicht, was jetzt in Ihrem Kopf vorgeht? Ich sage es nur einmal, Miss Miles. Selbst wenn Sie mein Typ wären, was Sie nicht sind … die Tatsache, dass Sie einen Liebhaber haben, und Ihre offensichtliche Habgier reichen aus, um jegliches Verlangen, das ich vielleicht verspüren könnte, abzutöten.“
    Damit drehte Raoul sich auf dem Absatz um und eilte aus dem Zimmer. Claire wurde erst rot, dann bleich, und drückendes Schweigen breitete sich im Raum aus.
    „Sie müssen versuchen, ihn zu verstehen“, sagte der Scheich schließlich in die Stille hinein. „Er hat es nicht leicht in seinem Leben gehabt. Seine Mutter, meine Schwester Zenobe, musste nach ihrer Rückkehr aus Frankreich fast wie eine Bedienstete in ihrem eigenen Haus leben. Sie hatte Lucien D’Albro gegen den Willen unseres Vaters geheiratet, und als sie sich trennten …“ Er seufzte leise. „In unserem Land ist es eine Missachtung der Familienehre, wenn eine Frau ihren Mann verlässt, und mein Vater gehörte noch zur alten Schule. Zenobe starb, als Raoul noch sehr jung war, doch nichts konnte die Verbitterung meines Vaters mildern. Als kleiner Junge hat Raoul alles versucht, um die Anerkennung seines Großvaters zu erlangen, daran erinnere ich mich noch gut. Doch mein Vater war zu stolz. Dabei war Raoul ihm sehr ähnlich, und ich glaube, mein Vater fühlte das auch. Denn als er starb, hinterließ er Raoul ein beträchtliches Vermögen. Doch die Einsamkeit der frühen Jahre kann das nicht wettmachen. Als Kind brachte man Raoul bei, sein europäisches Erbe zu verachten. Als Erwachsener weiß er zwar, dass diese Lektionen allein der Verbitterung meines Vaters gegen seine Tochter und deren Ehemann entsprangen. Doch Raoul ist ein sehr komplexer Mann, der lange gelitten hat und noch immer leidet.“
    Der Scheich sah Claires zweifelnde Miene. „Sie glauben mir nicht? Ich versichere Ihnen, es ist so. Denn warum sonst sollte er jetzt als Erwachsener nicht zum moslemischen Glauben konvertieren, obwohl er es sich als Kind so verzweifelt gewünscht hat? Weil er sich des Zwiespalts in seinem Innern extrem bewusst ist.“
    Die Worte des Scheichs beruhigten Claire nicht, im Gegenteil. Mehr denn je bereute sie es, diesem Plan, in die Rolle von Raouls Ehefrau zu schlüpfen, zugestimmt zu haben. Sicher, es war nur eine Rolle, dennoch warnte sie ihr Instinkt, jede Vertrautheit mit Raoul, gleich welcher Art, zu vermeiden. Es würde sie nur verletzen, das spürte sie.
    Saud machte sich bemerkbar, und Claire schaute auf das kleine Gesichtchen.
    „Er hat sich schon jetzt an Sie gewöhnt“, bemerkte der Scheich leise. „Ich würde Sie gern bitten, hier bei uns zu bleiben, bis Sie mit Raoul nach Paris fliegen.“
    „Ich … ich werde meinem Arbeitgeber Bescheid geben müssen.“ Und Teddy, fügte sie in Gedanken hinzu. Sie musste zu seiner Schule fahren und ihm sagen … Ja, was sollte sie ihm sagen?
    Sie kaute nachdenklich an ihrer Lippe, als sie Saud in sein Zimmer hinübertrug und sich daranmachte, seine Mahlzeit zuzubereiten. Es gingen auch einige arabische Kinder auf Teddys Schule. Wenn sie Teddy die Wahrheit sagte, könnte er unabsichtlich etwas ausplaudern, das den Plan des Scheichs zunichtemachte. Doch welche Möglichkeit blieb ihr? Schließlich musste sie ihm irgendetwas sagen.
    Vielleicht sollte sie Teddy die gleiche Geschichte erzählen – dass die Ehe mit Raoul echt sei. Saud würde sie natürlich nicht erwähnen. Und in zwölf Monaten? Nun, viele Ehen gingen schief … Himmel, worauf hatte sie sich da nur eingelassen!?
    Panik machte sich in ihr breit. Sie konnte das nicht machen! Sie konnte sich unmöglich in die Hände von Raoul D’Albro begeben, ganz gleich, wie kurz es auch dauerte! Er würde jede Gelegenheit nutzen, sie zu verletzen, sie hatte doch die Verachtung und die Bitterkeit in seinem Blick gespürt. Aber sie hatte bereits zugesagt, und dann war da noch das Geld …
    Freudlos verzog sie den Mund. Oh ja, sie hatte Raouls Miene gesehen, als er davon sprach. Er war überzeugt, sie handle aus reiner Geldgier. Doch sie brauchte das Geld für Teddy, nicht für sich selbst. Allerdings glaubte Raoul zudem, Teddy sei ihr Liebhaber. Wofür sie selbst verantwortlich war. Doch selbst wenn es ihr gelingen sollte, dieses Missverständnis
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