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Palast der sinnlichen Traeume

Palast der sinnlichen Traeume

Titel: Palast der sinnlichen Traeume
Autoren: Kate Hewitt
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er immerzu eine kleine Distanz, die in Lucy Verzweiflung und Ängste weckte.
    Sie wollte mehr. Sie wollte ihn ganz. Diese Distanz entsprach dem, worauf sie sich geeinigt hatten: eine Vernunftehe. Um mehr war es in ihren Verhandlungen nicht gegangen.
    Vor dem Mehr fürchtete sie sich.
    Und doch sehnte sie sich danach.
    Nur in den Nächten verloren sich Zweifel und Ängste in der Ekstase, die sie mit ihren Körpern entfachten. Im Bett waren sie gleichberechtigte Liebende, die sich einander frei und hemmungslos hingaben.
    „Du warst sehr still“, sagte Khaled an ihrem letzten Abend in Dubai. Sie hatten geplant auszugehen. Lucy stand vor ihrem Schrank und betrachtete die Kleider, die wahrscheinlich mehr gekostet hatten, als sie in einem Jahr verdiente.
    „Ich bin müde“, entgegnete sie. Diese Ausrede benutzte sie schon die gesamte Woche. Tatsächlich hatte sie auch allen Grund, müde zu sein. In manchen Nächten hatten Khaled und sie sich geliebt, bis sie vom Bett aus die Morgendämmerung bewundern konnten.
    Aus den Augenwinkeln sah sie, wie er die Stirn runzelte. Der unüberwindliche Abgrund tat sich wieder zwischen ihnen auf – trotz der lustvollen Nächte. Es war, als würde eine Mauer zwischen ihnen errichtet, und sie hatte keine Ahnung, was sie dagegen tun sollte. Sie wollte eine Brücke über den Abgrund bauen und die Mauer niederreißen, zu Khaled laufen und ihm sagen, dass … was?
    Ich liebe dich.
    Nein, sie liebte ihn nicht. Das durfte sie nicht zulassen. Dennoch hallten die Worte in ihrem Kopf. Doch diesen mächtigen, arroganten Prinzen konnte sie nicht lieben.
    Nein, flüsterte die leise Stimme ihres Unterbewusstseins, du liebst den Mann, der mit deinem Sohn spielt, der dir vertraut, der deine Tränen trocknet. Diesen Mann liebst du.
    Khaled legte seine Hände auf ihre Schultern und küsste sie zärtlich auf die Stirn. „Wir müssen heute Abend nicht ausgehen“, sagte er. „Wir können hierbleiben und beim Zimmerservice etwas bestellen. Wir haben sogar ein kleines Privatkino, falls du einen Film sehen möchtest.“
    Den Teil der riesigen Suite hatte sie noch gar nicht entdeckt, doch die Vorstellung, heute Abend hierzubleiben, gefiel ihr sofort. „Könnten wir das?“, fragte sie.
    „Natürlich.“
    Binnen weniger Minuten hatte Khaled ihre Tischreservierung abgesagt und den Anzug gegen ein lässigeres Outfit getauscht. Während er sich der vorhandenen DVD-Sammlung widmete, fiel Lucys Blick auf ein Schachbrett, das neben dem Sofa auf einem kleinen Tischchen stand.
    „Was hältst du von einer Partie Schach?“
    Khaled wandte sich zu ihr um. „Bist du sicher?“
    Lucy ergriff einen der Bauern. „Ich habe zwar nie gespielt, aber die Regeln kenne ich.“
    „Okay.“ Seine Augen funkelten amüsiert. „Ich bin ziemlich gut, weißt du.“
    Lucy erwiderte das Lächeln. Zum ersten Mal, seit sie in Dubai gelandet waren, fühlte sie sich glücklich und wohl. „Du brauchst mich nicht zu schonen“, warnte sie. „Ich hasse das.“
    „Versprochen.“ Er rückte das Brett zurecht. „Ich werde dich gnadenlos besiegen.“
    „Versuch’s doch!“
    Natürlich gewann er haushoch. Aber Lucy spielte überraschend gut. Sorgfältig überlegte sie jeden Zug, bevor sie die Figur auf die neue Position zog. „Wo hast du spielen gelernt?“, fragte sie nach der Partie.
    Khaled zuckte die Schultern. „In Eton. Erst in meinem zweiten Jahr habe ich mich für Rugby entschieden, davor war ich im Schach-Club.“
    „Wirklich?“, fragte sie lachend. Irgendwie konnte sie sich das überhaupt nicht vorstellen.
    „Ja.“ Khaleds Mundwinkel zuckten. „Wirklich.“
    Lucy schaute auf das Brett hinunter. Schachmatt. „Vermisst du es? Ich meine Rugby zu spielen?“
    Er schwieg einen Moment. „Ja“, erwiderte er dann, den Blick ebenfalls auf das Brett gerichtet. „Anfangs dachte ich, ich vermisse die Aufregung, die nur dieser Sport einem schenken kann. Aber irgendwann ist mir klar geworden, dass ich …“ Er atmete tief aus. „Ich vermisse, was Rugby aus mir gemacht hat.“
    „Was denn?“
    Er zuckte die Schultern. „Das hast du doch gesehen.“
    Ja, sie hatte es gesehen. Und sie empfand eine leise Enttäuschung, dass Khaled ausgerechnet das vermisste – die Popularität, die Presse, das Leben, dem ihre Beziehung letzten Endes zum Opfer gefallen war. Sie schwieg.
    Khaleds Lippen waren zu einer dünnen Linie zusammengepresst, seine Augen wirkten noch dunkler als sonst. Er deutete auf das Schachbrett. „Du bist ziemlich
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