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Palast der sinnlichen Traeume

Palast der sinnlichen Traeume

Titel: Palast der sinnlichen Traeume
Autoren: Kate Hewitt
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erkennen können, dass sie seine Gegenwart als Belastung empfanden. Dafür würde er sie hassen. Und er würde sich selbst hassen.
    Hatte er all das nicht schon einmal erlebt? Er hatte gesehen, wie seine Mutter unter dem Mitleid der anderen Menschen verwelkt, wie das Leben aus ihrem Körper gewichen war. Verglichen damit, war ihre Krankheit gar nicht so schwer gewesen.
    Besser, er ging nach Hause. Insgeheim hatte er immer gewusst, dass er eines Tages nach Biryal zurückkehren musste. Nur dass es auf diese Weise geschah, damit hatte er nicht gerechnet. Humpelnd, verletzt und beschämt.
    Die Schmerzen wurden stärker, legten sich wie Stahlbänder um seine Brust und quetschten jedes Leben, jede Hoffnung, jede Freude aus seinem Leib.
    „Khaled, ich hole dir etwas. Ein Schmerzmittel oder …“
    Erics Stimme wurde immer leiser, die Welt um Khaled versank in Finsternis. Trotzdem gelang es ihm, den Kopf zu schütteln.
    „Nein. Geh einfach.“ Er rang nach Luft. „Bitte.“ Noch ein Atemzug. Seine Lungen fühlten sich an, als ständen sie in Feuer. „Bitte … erzähl Lucy nichts davon. Sag ihr … gar nichts.“ Es war am besten, wenn sie nichts über seinen Zustand erfuhr.
    „Sie wird wissen wollen …“
    „Nein! Es wäre nicht fair.“ Mit brennenden Augen wandte er sich ab.
    Nach langem Schweigen, während Khaled sich auf die Unterlippe biss, um die Tränen zurückzuhalten, verließ Eric endlich das Zimmer. Erst jetzt ergab der Prinz sich seinen Schmerzen, erlaubte all der Qual und dem Leid sich auszubreiten, bis er daran zu ersticken drohte.
    Die ersten Regentropfen klatschten dumpf und schwer gegen das Fenster.

1. KAPITEL
    Vier Jahre später.
    Als das Flugzeug die Wolkendecke durchbrach, verrenkte Lucy Banks sich fast den Hals, um einen Blick auf das Inselreich Biryal erhaschen zu können. Doch unter ihr erstreckte sich nur das blau glitzernde Wasser des Indischen Ozeans.
    Seufzend lehnte sie sich wieder zurück. Noch fühlte sie sich nicht bereit, sich Biryal zu stellen, geschweige denn dem Kronprinzen, Scheich Khaled el Farrar.
    Khaled … Schon der Name ließ unzählige Bilder vor ihrem geistigen Auge aufblitzen. Sein atemberaubendes Lächeln, sein Blick, der den ihren quer durch einen überfüllten Pub nach einem Spiel gefangen nahm, das Prickeln, das sie überlief, wenn er ihr in die Augen schaute, das Glücksgefühl, das durch ihre Adern strömte und ihren Herzschlag beschleunigte.
    Und dann folgten, gegen ihren Willen, stärkere, süßere Erinnerungen. Jene, die sie dicht in ihrem Herzen bewahrte, obwohl ihre Vernunft ihr gebot, sie zu vergessen. Einen Moment erlaubte sie sich, sich doch in ihnen zu verlieren und errötete, weil zusammen mit den Bildern auch das Verlangen in ihr aufstieg. Immer noch.
    Sie lag in Khaleds Armen. Träge strömte das goldene Licht des Nachmittags durch die Fensterläden. Ein helles Lachen entrang sich ihrer Kehle. Seine Lippen berührten die ihren, seine Hände streichelten ihren Körper, als sei er ein unermesslicher Schatz, während sie sich gemeinsam bewegten, ihre Seelen miteinander verschmolzen.
    Schamlos gab sie sich seinen Liebkosungen, seinen Zärtlichkeiten hin. Sie genoss die Freiheit, zu lieben und geliebt zu werden. Alles schien so einfach zu sein, so klar, so richtig.
    Die Scham war später gekommen, hatte ihre Seele verbrannt und ihr Herz gebrochen, als Khaled ohne Erklärung, ohne ein Wort des Abschieds England verlassen hatte.
    Sie fragte seine Teamkameraden. Alles, was sie wussten, war, dass er schlicht gegangen war.
    Lucy schluckte und drängte die Erinnerungen zurück.
    „Alles in Ordnung?“, fragte Eric Chandler und ließ sich auf den Sitz neben sie fallen.
    Trotzig hob Lucy das Kinn und zwang sich zu einem Lächeln. „Es geht mir gut.“
    Von all den Menschen, die ihre Verliebtheit mitbekommen hatten verstand Eric es – sie – vielleicht noch am ehesten. Er war Khaleds bester Freund gewesen. Und nach seinem Verschwinden war er ihrer geworden.
    Doch sein Mitgefühl wollte sie nicht; es grenzte zu sehr an Mitleid.
    „Du hättest nicht mitkommen müssen“, sagte er.
    Dieses Gespräch hatten sie schon einmal geführt, als zum ersten Mal von einem Freundschaftsspiel gegen Biryals neu aufgestellte Rugbymannschaft die Rede war.
    Müde schüttelte sie den Kopf. Sie hatte keine Lust, die alten Gründe zu wiederholen. Eric wusste genau, weshalb sie diesen Schritt gehen musste.
    „Du schuldest ihm gar nichts“, fuhr er fort.
    Lucy seufzte. „Ich schulde
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