Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Palast der Schatten - historischer Kriminalroman

Palast der Schatten - historischer Kriminalroman

Titel: Palast der Schatten - historischer Kriminalroman
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
verliebte mich in ihn. Er liebte mich auch und bat mich, zu ihm zu ziehen und ihn zu heiraten. Dann zog er in den Krieg, und als er zurückkehrte, interessierte er sich nicht mehr für das Kino und die Liebe. Er drückt sich vor jeder Arbeit und überlässt alles seiner Verlobten. Sie führt das Kino, besorgt das Essen, putzt, näht, wäscht und kocht. Während sie sich den Kopf darüber zerbricht, wie sie überleben können und nicht untergehen, hockt der junge Mann tatenlos herum und bemitleidet sich selbst, anstatt aufzuwachen und das Leben, so schwierig es auch sein mag, anzupacken.«
    Â»Was willst du von mir? Lass mich in Frieden! Hau doch ab!«, schrie Theo.
    Plötzlich wurde seine Stimme eindringlich leise.
    Â»Ich weiß, was ich zu tun habe. Ich weiß es ganz genau.« Er kicherte in sich hinein. »Wirst schon sehen.« Sein Kopf tänzelte hin und her.
    Carla verstummte. Sie fühlte sich ohnmächtig. Ihre Wut war sinnlos. Der Krieg hatte sein Leben verätzt, ihn irre gemacht. Sie stellte sich ihre Zukunft vor. Ein Abgrund klaffte vor ihr auf. Wie zum Trotz holte sie die allerletzten Kaffeebohnen, die sie für Weihnachten aufbewahren wollte, hervor und mahlte sie in der Mühle. Das reibend knackende Geräusch dröhnte ihr immer lauter in den Ohren. Gleich würden ihr die Nerven zerspringen. Sie zermahlte ihre Hoffnung. Sie zermalmte sie zu Pulver.

    Es klingelte.
    Mit der Mühle in der Hand ging Carla zur Tür.
    Â»Max!«
    Er schnupperte, roch den Kaffeeduft.
    Â»Ich mahl die letzten Bohnen. Komm rein. Wir trinken den Kaffee zusammen.«
    Max legte seinen prall gefüllten Rucksack auf dem Stuhl ab.
    Â»Hallo, Theo.«
    Theo antwortete nicht. Max packte den Rucksack aus. Mettwurst, Leberwurst, Kartoffeln, Brot, Eier und andere seltene Köstlichkeiten. Carlas Augen leuchteten auf.
    Â»Max, das ist, das ist ja …« Sie griff nach der Mettwurst, zog ihren Duft in die Nase. »Seit Monaten habe ich keine richtige Wurst mehr gerochen.« Der Hunger fraß sich in ihren Magen. Sie beherrschte sich, sofort in die Wurst hineinzubeißen. »Woher hast du das alles?«
    Â»Ist das wichtig? Lasst es euch schmecken. Ich habe noch mehr. Wir müssen vorerst nicht mehr hungern. Ich werde Guste auch was bringen.«
    Carla stiegen Tränen in die Augen. Weiß Gott, wo er es gehamstert oder gestohlen hatte. Das war die Rettung. Sie würden durchkommen. Carla hätte Max gern geküsst, aber sie drückte ihm nur die Hand. Theo richtete sich auf, griff nach der Leberwurst, brach sie auseinander und stopfte sich die Paste in den Mund. Max wendete den Blick ab.
    Â»Ich geh dann lieber.«
    Â»Willst du nicht bleiben?«
    Â»Nein.«
    Â»Ich bring dich zur Tür.«
    Sie standen im Flur.
    Â»Max«, flüsterte Carla. »Ich hab ein ungutes Gefühl. Ich werde Theo morgen nachgehen. Ich spüre es, er führt etwas im Schilde.«
    Â»Ich komm mit.«
    Â»Nein, dein Bein. Außerdem musst du ins Kino. Ich werd der Musikstudentin Bescheid sagen. Sie kann mich vertreten.«
    Â»Ist gut. Aber pass auf dich auf.«

Der letzte Gang
    Theo hatte seine Schiebermütze tief in die Stirn gezogen. Mit dem Schirmschatten auf dem Gesicht, hastete er durch die Stadt. Er mahnte sich zur Ruhe, er hatte keinen Grund, sich zu beeilen. Er war rechtzeitig aufgebrochen. Nur keine Ungeduld. Er käme immer noch früh genug. Er blieb stehen, fasste in seine Manteltasche, umschloss den Metallgriff. Seit Wochen hatte er auf diesen Tag gewartet, seit Wochen ließ sein Geist ihm keine Ruhe mehr. Alles widerte ihn an, was nicht dieses Verlangen in ihm nährte. Alles, was ihn ablenkte von seinem Vorhaben, war schlimmer zu ertragen als der Hunger. Aber jetzt, jetzt war er so weit. Endlich hatte er den Revolver.
    Hinter ihm krachte eine Ladentür ins Schloss. Theo duckte sich. Ein lautloses Lachen schüttelte ihn, als drücke ihm jemand die Kehle zusammen. Weiter, weiter. Er spürte etwas hinter sich. Er sah sich um. Da war nichts. Er huschte weiter durch die Straßen. Seine Beine liefen ohne sein Zutun ihrem Ziel entgegen. Sie hetzten über die Kreuzung. Dort, die Eiche. Seine Aufregung stieg. Er atmete schwer, als würde eine Mauer auf ihm liegen.
    Plötzliche Hitze im Kopf. Manteltasche. Er umkrallte den Griff. Das Blut quoll unter seinen Nägeln hervor. Sein Atem zwang ihn, stehen zu bleiben. Er gierte nach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher