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Päpste pupsen nicht (German Edition)

Päpste pupsen nicht (German Edition)

Titel: Päpste pupsen nicht (German Edition)
Autoren: Alexander Smoltczyk
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schaukelte, bis ihre Füße höher waren als die Kuppel vom Petersdom. »Es war einmal …«, rief sie Richtung Himmel, »… ein schwarzer …«, Richtung Hölle, »… Kater.« Und so erfuhr ich, Schwung für Schwung, die erstaunliche Geschichte von Rambo, dem unkatholischsten aller Kater, die jemals eine Pfote in den Vatikan gesetzt haben.
    Rambo erschien eines Tages, schwarz wie die Nacht, im Innenhof der Schweizergarde und ging nicht mehr weg. Keiner wusste, wie er sich an den Gardisten vorbeigeschmuggelt hatte. Vielleicht hatte ein Priester ihn auch mitgebracht. Rambo blieb und wurde in kürzester Zeit zum Maskottchen der Garde. Bei jeder Vereidigung der neuen Gardisten lag er unter dem Sessel des Kommandanten und kniff die Augen zu, wenn es zu feierlich wurde. Seine Tage verbrachte er mit Faulenzen und Fressen. Was er nachts trieb, in den päpstlichen Gärten, das wusste niemand. Nur eines war klar: Rambo war kein Mönch. Er hielt sich nicht an die Regeln, die im Vatikan für alle Männer – außer Eloises Papa, den Kommandanten – gelten. Rambo vermehrte sich. Fast so schnell wie gewisse Meerschweinchen. Die vatikanischen Gärten waren für Rambo das Paradies. Er hatte in kürzester Zeit eine ganze Schar von Gefährtinnen, die ebenfalls im Vatikan aufgetaucht waren. Ein Kätzchen nach dem anderen kam zur Welt, alle im Kirchenstaat geboren, aber schwarz wie der Teufel. Und alle wurden, weil’s einfacher war, von den Gardisten auf den Namen Rambo getauft. Als der Ur-Rambo starb, bekam er ein Grab im Ehrenhof der Kaserne. Und so wurde er der einzige Ungetaufte, der ein Ehrengrab im Vatikan hat.
    »Und dann ist er am dritten Tag auferstanden, klaro, Eloise.« Ich glaubte ihr kein Wort.
    »Glaubst du nicht, stimmt aber. Ich kann’s dir zeigen«, beendete Eloise die Geschichte und sprang von der Schaukel.
    Aber für Gräber, leer oder nicht, hatten wir jetzt echt keine Zeit. Denn mir war etwas aufgefallen. Etwas, das mich komplett durcheinanderbrachte. Doktor Gänsebein hatte von Mono gesprochen, meinem Meerschweinchen. Aber er hatte nicht in der Vergangenheitsform gesprochen. Er hatte von Mono gesprochen, als lebte er noch.



5. Kapitel
    Manche Leute sind mit der Welt nicht einverstanden. Aber was können die Vögel dafür?
    Ich weiß nicht, ob jemand von euch Päpstin werden möchte oder Papst. Mir persönlich reicht es, diese dünnen weißen Kerzen anzuzünden, wenn Mama und Papa mich in eine Kirche schleppen, und mir vorzustellen, dass es einen Meerschweinchenhimmel gibt. Ansonsten möchte ich lieber nicht von früh bis spät fotografiert werden und runde weiße Mützchen tragen. Und außerdem würde ich mich hier ständig verlaufen. Der Vatikan ist wie ein Computerspiel, nur in echt. Kaum geht man durch eine Tür durch, kommt die nächste, und keiner weiß, was sich dahinter verbirgt. Eloise rannte an den Brunnen und Denkmälern des Papstgartens vorbei, als wäre sie hier zu Hause. Was sie streng genommen ja auch ist. Nirgendwo klebte ein Kaugummi auf dem Pflaster, kein Papier flog herum. Durch die Fenster eines Hauses sah ich bunt bemalte Zimmerdecken, anscheinend hatte da jemand eine Piratenschlacht hingemalt. Der Papst vielleicht? Denn da wohnt er, oben im sechsten Stock. Aber raus darf er nie, jedenfalls nicht alleine.
    Er darf nie in einen Supermarkt gehen, nicht allein ins Kino und nie wieder ins Freibad. Überall, wo er hinkommt, küssen ihm die Leute die Hand und verbeugen sich. Ganz ausgeschlossen, dass der Papst in einen Raum kommt und sich erst mal in die Ecke stellt, weil er seine Ruhe haben will. Das darf er nicht. Ich möchte keine Päpstin werden.
    »Elo?«
    »Ja?«
    »Wie wäre es, wenn du mal Papst wirst?«
    »Geht nicht. Die nehmen keine Mädchen.«
    »Aber nur mal angenommen.«
    »Geht trotzdem nicht. Weil dann jedes Wort von mir am nächsten Tag in der Zeitung stehen würde. Mann, Smilla, allein schon die Vorstellung: ›Päpstin Eloise  I . erklärte, sie denke nicht daran, ihr Zimmer aufzuräumen.‹ Morgens als Schlagzeile in der Zeitung.«
    »Oder: ›Päpstin Smilla  I . zeigte sich überrascht, dass kein Nutella mehr da war.‹«
    Wir liefen kichernd durch einen Gang, wo die Mauern mit Landkarten bemalt waren. Vielleicht haben sie hier noch kein Google Maps. Und alle, denen wir begegneten, die Nonnen und die Priester und die Boten, waren sehr in Eile und hatten diesen nach innen gekehrten Blick, als müssten sie schnell mal wohin.
    »Warum gucken die so?«, fragte ich
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