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Packeis

Packeis

Titel: Packeis
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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packen. Dann folgten die Irrsinnsfahrt durch die eisige Landschaft und die knappe Flucht vor den russischen Patrouillen. Und nun dieses armselige Schiff.
    Die Mahlzeit hatte Kovacs müde gemacht. Seine Augenlider sanken herab, und er fiel in einen tiefen Schlaf.
    Während der Professor schlief, durchstreifte ein Trupp Militärpolizei die
Gustloff
auf der Suche nach Deserteuren. Das Schiff wurde für die Abfahrt ausklariert, und ein Hafenlotse kam an Bord. Gegen ein Uhr mittags machten die Matrosen die Vertäuung los. Vier Schlepper kamen längsseits und begannen, das Schiff vom Kai wegzuziehen.
    Eine Flotte kleiner Boote, vorwiegend mit Frauen und Kindern beladen, versperrte den Weg. Das Schiff stoppte und nahm die Flüchtlinge an Bord. Die
Gustloff
beförderte normalerweise 1465 Passagiere, die von einer Mannschaft von vierhundert Personen betreut wurden. Jetzt, zu Beginn dieser Reise, befanden sich an Bord des ehemals so eleganten Linienschiffs achttausend Passagiere.
    Das Schiff lief hinaus auf die offene See und warf am Spätnachmittag Anker, um sich mit einem anderen Linienschiff, der
Hansa
, zu treffen und auf ihren Geleitschutz zu warten. Die
Hansa
hatte jedoch einen Maschinenschaden und erschien nicht am Treffpunkt. Das Oberkommando der Marine machte sich Sorgen, dass der
Gustloff
im offenen Wasser Gefahr drohte, und gab den Befehl, dass das Schiff alleine die Reise beginnen solle.
    Das Linienschiff pflügte durch die von Gischt gekrönten Wellen der Ostsee und musste sich ständig gegen einen steifen Nordwestwind stemmen. Hagelschauer prasselten gegen die Fenster der Kommandobrücke, wo Korvettenkapitän Zahn vor Wut schäumte, während er auf die beiden sogenannten Geleitschiffe hinabblickte, die man zum Schutz des Linienschiffs abgestellt hatte.
    Das Schiff war für Gegenden mit milderem Klima gebaut worden, aber mit ein wenig Glück käme es auch mit schlechteren Witterungsbedingungen zurecht. Wogegen es sich jedoch nicht behaupten konnte, war
Dummheit
. Das Marinekommando hatte für das Linienschiff eine gefährliche Situation geschaffen, indem es ein altes Torpedoboot namens
Löwe
und die T19, ein abgetakeltes Torpedobergungsschiff, als Geleitschutz ausgewählt hatte. Zahn dachte, dass die Lage sich wohl kaum verschlimmern konnte, als die T19 per Funk meldete, dass sie leckgeschlagen sei und zur Basis zurückkehre.
    Zahn gesellte sich zu Kapitän Petersen und den anderen auf der Kommandobrücke versammelten Schiffsoffizieren.
    »In Anbetracht des mangelnden Geleitschutzes empfehle ich einen Zickzackkurs bei hoher Geschwindigkeit«, sagte er.
    Petersen quittierte diesen Vorschlag mit einem spöttischen Kommentar. »Unmöglich. Die
Wilhelm Gustloff
ist ein Vierundzwanzigtausend-Tonnen-Linienschiff. Wir können wohl kaum hin und her lavieren wie ein betrunkener Seemann.«
    »Dann müssen wir U-Boote, die sich uns nähern, mit unserer überlegenen Geschwindigkeit abhängen. Wir können dann mit sechzehn Knoten den direkten Kurs nehmen.«
    »Ich kenne dieses Schiff. Selbst ohne den Schaden am Schraubengehäuse ist es völlig undenkbar, dass wir ein Tempo von sechzehn Knoten erreichen geschweige auf Dauer halten, ohne dass uns irgendwann die Maschinen um die Ohren fliegen«, widersprach Petersen.
    Zahn konnte sehen, wie die Adern an Petersens Hals anschwollen. Er starrte durch das Brückenfenster auf das alte Torpedoboot, das die Vorhut bildete. »In diesem Fall«, sagte er mit Grabesstimme, »möge Gott uns allen beistehen.«
    »Professor, wachen Sie auf.« Die Stimme klang scharf, drängend.
    Kovacs schlug die Augen auf und sah, wie Karl sich über ihn beugte. Er setzte sich auf und massierte seine Wangen, als ob er damit den Schlaf aus seinem Kopf vertreiben könnte.
    »Was ist los?«
    »Ich habe mich mit einigen Leuten unterhalten. Mein Gott, was für ein Schlamassel! Wir haben zwei Kapitäne, die sich ständig streiten. Es gibt nicht genug Rettungsboote. Und dann schaffen es die Maschinen des Schiffs kaum, eine zügige Geschwindigkeit zu erreichen. Das dämliche Marinekommando hat uns als Geleitschutz ein altes Torpedoboot zugeteilt, das aussieht, als sei es aus dem letzten Krieg übrig geblieben. Und dann haben die verdammten Idioten auch nicht die Navigationslichter eingeschaltet.«
    Kovacs sah einen völlig neuen Ausdruck von Angst in den steinernen Gesichtszügen.
    »Wie lange habe ich geschlafen?«
    »Es ist Nacht. Wir sind auf offener See.« Karl reichte Kovacs eine dunkelblaue Schwimmweste und
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