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Packeis

Packeis

Titel: Packeis
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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schlüpfte selbst in eine zweite.
    »Was tun wir jetzt?«
    »Bleiben Sie hier. Ich will mich mal erkundigen, wie es mit den Rettungsbooten aussieht.« Er gab Kovacs eine Packung Zigaretten. »Bedienen Sie sich.«
    »Ich rauche nicht.«
    Karl blieb in der offenen Tür stehen. »Vielleicht sollten Sie jetzt damit anfangen.« Dann war er verschwunden.
    Kovacs schüttelte eine Zigarette aus der Packung und zündete sie an. Er hatte vor Jahren, als er heiratete, das Rauchen aufgegeben. Er musste husten, als der Rauch seine Lungen füllte, und war kurzzeitig benommen von dem starken Tabak, doch er entsann sich gleichzeitig mit lustvollem Vergnügen dieses harmlosen Lasters seiner Studentenzeit.
    Er rauchte die Zigarette auf, überlegte, ob er sich gleich eine zweite anzünden sollte, verzichtete jedoch darauf. Er hatte seit Tagen nicht mehr gebadet, und sein Körper juckte an einem Dutzend Stellen. Er wusch sein Gesicht über dem Waschbecken und trocknete die Hände an einem fadenscheinigen Handtuch ab, als es an der Tür klopfte.
    »Professor Kovacs?«, fragte eine gedämpfte Stimme.
    »Ja.«
    Die Tür öffnete sich, und dem Professor stockte der Atem. Vor ihm stand die hässlichste Frau, die er je gesehen hatte. Sie war über eins achtzig groß, und ihre breiten Schultern drohten die Nähte eines schwarzen Persianermantels zu sprengen. Ihr breiter Mund war mit grellrotem Lippenstift geschminkt, und mit derart roten Lippen sah sie aus wie ein Zirkusclown.
    »Verzeihen Sie meine äußere Erscheinung«, sagte sie mit unverkennbar männlicher Stimme. »Es ist nicht leicht, an Bord dieses Schiffs zu gelangen. Ich musste mich dieser lächerlichen Verkleidung und erheblicher Schmiergelder bedienen.«
    »Wer sind Sie?«
    »Das ist nicht wichtig. Wichtig ist
Ihr
Name. Sie sind Dr. Lazio Kovacs, das berühmte deutsch-ungarische Elektrogenie.«
    Kovacs wurde wachsam. »Ich bin Lazio Kovacs. Und ich bin Ungar.«
    »Hervorragend! Sie sind der Autor eines Aufsatzes über Elektromagnetismus, der die gesamte naturwissenschaftliche Szene aufhorchen ließ.«
    Kovacs’ Antennen zitterten. Der Aufsatz, der in einer obskuren wissenschaftlichen Fachzeitschrift erschienen war, hatte die Deutschen auf ihn aufmerksam gemacht, die daraufhin ihn und seine Familie entführt hatten. Er sagte nichts.
    »Macht nichts«, meinte der Mann freundlich, wobei sein Clownslächeln sogar noch breiter wurde. »Ich sehe, dass ich den richtigen Mann vor mir habe.« Er griff in seinen Pelzmantel und holte eine Pistole hervor. »Es tut mir Leid, dass ich so ungehobelt bin, Dr. Kovacs, aber ich fürchte, ich muss Sie töten.«
    »
Töten?
Mich? Warum? Ich kenne Sie noch nicht einmal!«
    »Aber
ich
kenne Sie. Oder genauer, meine Vorgesetzten beim NKGB kennen Sie. Sobald die Streitkräfte unserer glorreichen Roten Armee die Grenze überschritten hatten, schickten wir ein Sonderkommando los, um Sie zu holen, aber Sie hatten das Labor bereits verlassen.«
    »Sie sind
Russe

    »Ja, natürlich. Wir hätten es liebend gerne gesehen, wenn Sie zu uns gekommen wären und für uns gearbeitet hätten. Wenn wir Sie hätten abfangen können, ehe Sie das Schiff bestiegen, würden Sie die sowjetische Gastfreundschaft genießen. Aber jetzt kriege ich Sie nicht mehr von diesem Schiff herunter, und wir können nicht zulassen, dass Sie und Ihre Arbeit wieder in deutsche Hände fallen. Nein, nein. Das wäre nicht gut.« Das Lächeln verflüchtigte sich.
    Kovacs war viel zu verblüfft, um zu reagieren, selbst als die Pistole hochkam und die Mündung auf sein Herz zielte.
    Marinesko konnte sein Glück kaum fassen. Er hatte auf dem Kommandoturm des S-13 gestanden und standhaft dem eisigen Wind und der Gischt getrotzt, die ihm ins Gesicht peitschte, als der dichte Schneefall nachließ und er die riesige Silhouette eines Ozeandampfers erblickte. Der Dampfer schien von einem kleineren Schiff begleitet zu werden.
    Das Unterseeboot lief an der Wasseroberfläche durch schwere Seen. Seine Mannschaft befand sich auf Gefechtsstation, seit Lichter von Schiffen gesichtet worden waren, die sich von der Küste wegbewegten. Der Kapitän hatte Befehl gegeben, den Auftrieb des U-Boots zu verringern, damit es tiefer im Wasser lag und einer Radarortung entging.
    Aus der Überlegung heraus, dass die Schiffe niemals einen Angriff von der Küste aus erwarten würden, befahl er seiner Mannschaft, das Boot hinter den Konvoi zu manövrieren und auf einen Kurs parallel zum Ozeandampfer und seinem Begleitschiff
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