Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
nicht gegen das Metall gequetscht wurde. Seine Hüften streiften die größte Wölbung. Er machte seine Hand frei und ließ sich auf die Oberseite der Stahlröhre ziehen. Sobald die Trittschlinge auch seine Beine seitlich nach oben gezogen hatte, befreite er den Fuß daraus und lag nun mit gespreizten Armen und Beinen auf dem glatten Metall. Er ruckte mit den Hüften, ließ die Beine an der Außenseite hinuntergleiten, zog die Hände quietschend über regennassen Stahl, stieß sich ab und fiel zwei Zehntelsekunden lang. Dann schlug er auf dem Rücken auf und bekam im ersten Augenblick keine Luft mehr. Er wälzte sich zur Seite, zwang sich, Luft zu holen, und richtete sich kniend auf.
    Vaughan wartete sechs, sieben Meter entfernt in Thurmans Tahoe. Reacher kam auf die Beine, ging hinüber und löste den Spanngurt von der Anhängerkupplung. Dann stieg er vorn rechts ein und knallte die Tür zu.
    »Danke«, sagte er.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    »Mir geht’s gut. Dir?«
    »Ich fühle mich wie damals, als ich als kleines Mädchen von einem Apfelbaum gefallen bin. Erschrocken, aber vor allem erleichtert.« Sie schaltete auf gewöhnlichen Allradantrieb um und raste durch aufspritzenden Schlamm davon. Zwei Minuten später erreichten sie das Haupttor. Es stand wie zuvor weit offen.
    »Wir sollten es schließen«, meinte Reacher.
    »Warum?«
    »Um den Schaden möglichst zu begrenzen, falls ich recht habe.«
    »Und wenn nicht?«
    »Das lässt sich mit maximal fünf Anrufen eindeutig feststellen.«
    »Wie sollen wir es schließen? Das scheint manuell nicht möglich zu sein.«
    Sie hielten knapp außerhalb des Tors, stiegen aus und gingen zu dem in die Torsäule eingelassenen grauen Metallkasten. Reacher klappte den Deckel hoch. Tasten von eins bis neun, dazu die Null.
    »Versuch’s mit sechs-sechs-eins-drei«, sagte er.
    Vaughan machte ein verständnisloses Gesicht, trat aber vor und Drückte sechs, sechs, eins, drei, rasch und flüssig. Eine Sekunde lang passierte nichts, dann summten Elektromotoren, und die Torflügel begannen sich zu schließen. Dreißig Zentimeter in der Sekunde mit auf Gleisen rumpelnden Rädern. Vaughan fragte: »Woher hast du das gewusst?«
    »Die meisten Codes bestehen aus vier Ziffern«, erklärte Reacher. »Bankkarten und dergleichen. Die Leute sind an vierstellige Codes gewöhnt.«
    »Aber wieso gerade diese Zahl?«
    »Glücklich geraten«, antwortete Reacher. »Die Offenbarung ist das sechsundsechzigste Buch der König-Jakob-Bibel. In Kapitel eins, Vers drei steht, dass die Zeit nahe ist – was Thurmans Lieblingszitat zu sein scheint.«
    »Wir hätten also auch ohne diese Kletterpartie rauskommen können.«
    »Ja, aber das könnten die anderen auch. Ich will, dass sie dort drinbleiben. Also musste ich das Schloss zertrümmern.«
    »Wohin jetzt?«
    »Ins Hotel in Despair. Das erste Telefongespräch darfst du führen.«

72
    Sie folgten dem Werkszaun und ließen Thurmans Tahoe da stehen, wo Vaughans alter Chevy auf sie wartete. Sie stiegen um, holperten über den verlassenen Parkplatz auf die Straße und erreichten nach drei Meilen Despair. Es regnete noch immer. Die Straßen und Gehsteige waren völlig menschenleer. Mitten in der Nacht am Ende der Welt. Sie passierten einige Querstraßen und parkten vor dem Hotel. Die Eingangstür war geschlossen, aber nicht abgesperrt. Drinnen sah alles unverändert aus. Links der leere Speisesaal, rechts die verlassene Bar, geradeaus die nicht besetzte Rezeption. Auf der Theke lag das Gästebuch, ein schwerer Lederband. Leicht herumzudrehen, leicht aufzuschlagen, leicht zu lesen. Reacher tippte auf die letzten eingetragenen Gäste, das Ehepaar aus Kalifornien, das vor sieben Monaten hier abgestiegen war. Er hielt das Buch etwas schräg, damit Vaughan Namen und Adresse dieser Leute lesen konnte.
    »Ruf an, und lass sie überprüfen«, sagte er. »Und wenn sie Deserteuren helfen, tust du, wozu dir dein Gewissen rät.«
    »Wenn?«
    »Ich vermute, dass sie in etwas anderes verwickelt sind.«
    Vaughan telefonierte mit ihrem Handy. Dann nahmen sie in den verblichenen Sesseln in der Hotelhalle Platz und warteten auf den Rückruf. Vaughan sagte: »Sachspenden sind eine durchaus glaubwürdige Erklärung. Kirchen bringen dauernd irgendwelche Hilfstransporte auf den Weg. Ebenso andere Organisationen. Das sind gewöhnlich anständige Leute.«
    »Ganz deiner Meinung«, sagte Reacher. »Aber beruflich habe ich meist mit Leuten zu tun gehabt, die nicht gewöhnlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher