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Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer
Autoren: Tad Williams
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geschlossen, um sich zu konzentrieren, und ließ seine Finger über die glänzende Oberfläche des Feuerzeugs gleiten.
    Einen Moment lang befürchtete Renie, er würde es nicht schaffen, aber dann erglühte hinter der Bestie ein schimmernder Feuervorhang in der Luft. Mit Emily als Schild bewegte sich die falsche Quan Li vorsichtig rückwärts darauf zu, bis sie nur noch einen Schritt von dem goldenen Rechteck entfernt war.
    »Wirf das Feuerzeug her«, sagte sie.
    »Laß das Mädchen los.«
    »Du hast nichts mehr zu melden.« Der kalte, emotionslose Ton war wieder da. »Selbst wenn ihr mich umbrächtet, würde ich einfach offline gehen, was ihr nicht könnt. Ich bin hier nicht eingesperrt wie ihr. Aber ich hätte lieber das Feuerzeug, also wirf es her.«
    Renie holte tief Luft, dann nickte sie !Xabbu zu, und dieser warf. Das Monster fing das Feuerzeug auf, betrachtete es kurz und tat dann grinsend einen weiteren Schritt zurück direkt an den Rand des goldenen Lichtes, wobei es Emily mitschleifte. Der Mund, der einst Quan Li gehört hatte, spitzte sich, und das Gesicht beugte sich vor und drückte dem ohnmächtigen Mädchen einen Kuß auf die Backe. »Komm, Süße«, sagte es zu ihr. »Wir gehen woanders zum Spielen hin.«
    »Nein!« kreischte Renie auf.
    Etwas sprang dem Spion ans Bein und hielt fest, und dieser schrie vor Wut und Schmerz auf. Im Nu stürzten Renie, Florimel und T4b herbei und versuchten mit Schlagen und Ringen, Emily und ihren Entführer von dem schimmernden Gateway wegzuzerren. Quan Lis Sim war schlüpfrig und unerhört stark, und selbst mit ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit wäre es ihnen möglicherweise nicht gelungen, das Mädchen zu retten, aber das Quan-Li-Ding konnte nicht gleichzeitig sie festhalten und !Xabbu abschütteln, der sich in seinen Schenkel verbissen hatte. Mit einem gellenden Fluch ließ es Emily los und befreite sich dann mit brutalen Hieben aus dem grapschenden Knäuel.
    Es blieb stehen, in dem strahlend hellen Durchgang nur noch als Silhouette zu erkennen, und richtete einen bebenden Finger auf Renie und die anderen, doch der Ton, in dem es sprach, war unheimlich ruhig. »Dafür werde ich mir euch vorknöpfen, jeden einzelnen von euch. Wir sehen uns wieder.«
    »Verlaß dich drauf«, murmelte Renie.
    Es schwenkte wie zum Hohn Azadors Feuerzeug und trat dann rückwärts in das Licht. Eine Sekunde später ging das Gateway aus wie eine gelöschte Kerze.
    Mehrere Herzschläge lang hing eine Stille in der Luft, als ob alle erstickt wären. Plötzlich fiel Renie etwas ein: »Wo ist !Xabbu ? Er hatte sich doch festgeklammert an diesem … Ding!«
    Eine kleine Hand ergriff ihre. Der Pavian stand an ihrem Knie und blickte mit zerschrammter und blutiger Schnauze zu ihr auf. »Ich bin hier, meine Freundin. Als Emily freikam, ließ ich los.«
    »Oh, Gott sei Dank.« Renies Beine hatten gedroht einzuknicken, und jetzt taten sie es. Sie ließ sich mit einem Plumps neben !Xabbu nieder. »Zweimal an einem Tag.«
    Martine und Florimel knieten neben dem schwangeren Mädchen, das wieder zu Bewußtsein zu kommen schien. Abermals hilflos nach seinem kurzen heroischen Auftritt stand T4b dabei, streckte die Arme aus und krampfte immer wieder seine gepanzerten Fäuste zusammen. Niemand dachte an William, bis dieser hustete und Blut spuckte.
    »Gibt’s … hier … Wasser?« Seine Stimme raschelte wie ein Windhauch in dürrem Laub.
    Renie kroch an seine Seite, und die anderen schlossen sich an. Ihre kurzfristig erwachte Hoffnung erstarb. Williams Augen irrten ziellos umher, und sein Atem machte ein gräßliches blubberndes Geräusch.
    »Wir haben hier kein Wasser finden können, William«, sagte !Xabbu . »Es tut mir leid.« Er zögerte einen Moment. »Nimm dieses Wasser von mir«, fügte er hinzu, dann beugte er sich über William und ließ einen Speichelfluß aus seinem Mund laufen.
    Im ersten Moment schlossen sich die bleichen, blutigen Lippen, doch dann begann die Kehle zu arbeiten, und der verletzte Mann schluckte. »Danke«, ächzte er.
    »Du solltest deine Kräfte sparen«, ermahnte ihn Florimel streng.
    »Ich sterbe, Flossie, also halt die Klappe.« Er holte abermals gurgelnd Atem. »Du wirst mich bald … los sein, da könntest du … mich wenigstens noch anhören.« Einen Moment gingen Williams Augen weit auf, und sie richteten sich auf Renie. Dann zuckte er und ließ die Lider zuklappen. »Ich hab doch deine Stimme gehört. Du … du bist also wieder da, was?«
    Sie nahm seine Hand.
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